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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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somabaum; braun's ansicht.
wiesen und ihn daher mit Recht als aus urältester Tra-
dition stammendes Erbgut bezeichnet. 1 Julius Braun
sagt ("Geschichte der Kunst", II, 380) über diesen
Somabaum: "Hermes, der seltene Gast, wird mit Nektar
und Ambrosia bewirthet. Das ist die Speise, deren die
Götter bedürfen, um unsterblich zu bleiben. Mit dem
ganzen Götterberg Olymp ist sie aus Innerasien nach
Westen gerückt; denn die Wurzel dieser Vorstellung
ist der Lebensbaum des urzoroastrischen Systems.
Frucht und Saft dieses Lebensbaums machen unsterblich.
Im hebräischen Paradies werden die Menschen davon
fern gehalten, damit sie, die vom Baum der Erkenntniss
genossen haben, nicht auch durch Unsterblichkeit
vollends gottähnlich werden. Aber der künftige Messias
Sosiosch in den Zendschriften wird allen Gläubigen da-
von reichen und sie alle unsterblich machen. Diese
Hoffnung sahen wir auf assyrischem Bildwerk, wo die
geflügelten Genien mit Saftgefäss und Frucht vor dem
heiligen Baum stehen, reichlich ausgesprochen. Der
Baum ist dem Propheten Hom heilig oder ist selbst der
Prophet Hom. Darum kann dieser Prophet sagen, es
sei sein Leib und sein Saft, der von den Gläubigen
genossen werde. Symbolische Nachbildung jenes künf-
tigen, unsterblich machenden Genusses ist die irdische
Abendmahlsfeier der Parsen, und ihr entstammt der
christliche Gebrauch. Also die Götterspeise auf dem
homerischen Olymp und die heiligen Symbole der christ-
lichen Kirche dürften in ein und derselben Vorstellung
ihre gemeinsame Wurzel haben."

1 A. Kuhn, "Herabkunft des Feuers".

sômabaum; braun’s ansicht.
wiesen und ihn daher mit Recht als aus urältester Tra-
dition stammendes Erbgut bezeichnet. 1 Julius Braun
sagt („Geschichte der Kunst“, II, 380) über diesen
Sômabaum: „Hermes, der seltene Gast, wird mit Nektar
und Ambrosia bewirthet. Das ist die Speise, deren die
Götter bedürfen, um unsterblich zu bleiben. Mit dem
ganzen Götterberg Olymp ist sie aus Innerasien nach
Westen gerückt; denn die Wurzel dieser Vorstellung
ist der Lebensbaum des urzoroastrischen Systems.
Frucht und Saft dieses Lebensbaums machen unsterblich.
Im hebräischen Paradies werden die Menschen davon
fern gehalten, damit sie, die vom Baum der Erkenntniss
genossen haben, nicht auch durch Unsterblichkeit
vollends gottähnlich werden. Aber der künftige Messias
Sosiosch in den Zendschriften wird allen Gläubigen da-
von reichen und sie alle unsterblich machen. Diese
Hoffnung sahen wir auf assyrischem Bildwerk, wo die
geflügelten Genien mit Saftgefäss und Frucht vor dem
heiligen Baum stehen, reichlich ausgesprochen. Der
Baum ist dem Propheten Hom heilig oder ist selbst der
Prophet Hom. Darum kann dieser Prophet sagen, es
sei sein Leib und sein Saft, der von den Gläubigen
genossen werde. Symbolische Nachbildung jenes künf-
tigen, unsterblich machenden Genusses ist die irdische
Abendmahlsfeier der Parsen, und ihr entstammt der
christliche Gebrauch. Also die Götterspeise auf dem
homerischen Olymp und die heiligen Symbole der christ-
lichen Kirche dürften in ein und derselben Vorstellung
ihre gemeinsame Wurzel haben.“

1 A. Kuhn, „Herabkunft des Feuers“.
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[74/0140] sômabaum; braun’s ansicht. wiesen und ihn daher mit Recht als aus urältester Tra- dition stammendes Erbgut bezeichnet. 1 Julius Braun sagt („Geschichte der Kunst“, II, 380) über diesen Sômabaum: „Hermes, der seltene Gast, wird mit Nektar und Ambrosia bewirthet. Das ist die Speise, deren die Götter bedürfen, um unsterblich zu bleiben. Mit dem ganzen Götterberg Olymp ist sie aus Innerasien nach Westen gerückt; denn die Wurzel dieser Vorstellung ist der Lebensbaum des urzoroastrischen Systems. Frucht und Saft dieses Lebensbaums machen unsterblich. Im hebräischen Paradies werden die Menschen davon fern gehalten, damit sie, die vom Baum der Erkenntniss genossen haben, nicht auch durch Unsterblichkeit vollends gottähnlich werden. Aber der künftige Messias Sosiosch in den Zendschriften wird allen Gläubigen da- von reichen und sie alle unsterblich machen. Diese Hoffnung sahen wir auf assyrischem Bildwerk, wo die geflügelten Genien mit Saftgefäss und Frucht vor dem heiligen Baum stehen, reichlich ausgesprochen. Der Baum ist dem Propheten Hom heilig oder ist selbst der Prophet Hom. Darum kann dieser Prophet sagen, es sei sein Leib und sein Saft, der von den Gläubigen genossen werde. Symbolische Nachbildung jenes künf- tigen, unsterblich machenden Genusses ist die irdische Abendmahlsfeier der Parsen, und ihr entstammt der christliche Gebrauch. Also die Götterspeise auf dem homerischen Olymp und die heiligen Symbole der christ- lichen Kirche dürften in ein und derselben Vorstellung ihre gemeinsame Wurzel haben.“ 1 A. Kuhn, „Herabkunft des Feuers“.

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/140>, abgerufen am 21.11.2024.