Vor uns her geschahe die Execution mit Staupenschlä- gen an dreyen, als an Kranichfeldes Weibe, so bey der Damm-Mühlen gewesen zu seyn nicht völlig wol aber völlig des falschen Brand-Brieffs tragens überzeuget worden: Weiter an dem Corporal Ottern, der dem Schieffer-Decker die falsche Brand Brieffe, jeden für 12. Gr. abgeschrie- ben, und an dem vorgedachten alten getaufften Juden, der zwar auch Brand- Brieffe getragen, aber zu dieser Bande nicht gehörete, sondern, wie es schiene, auf eigener Hand gegangen war, und damit bewiesen, daß er sei- nen Jüdischen Betrieger-Sinn in der empfangenen Tauffe nicht habe er- säuffen lassen, sondern ihme also müsse durch die Hencker-Ruthen noch aus- gepeitschet werden.
§. 176.
Daß dem Unter-Officier Ottern solches Urthel geschärffet wurde, habe Jhro Majestät die weiseste Absicht und Gerechtsamkeit fun- den, Jhro besonderen Eiffer wider einen Menschen unter Dero Regiment ergehen zu lassen, deme sonderlich zugetrauet wird, solchen bösen Land- und Leut-verderbenden Buben Einhalt und Abtrag zu thun, so er aber mit ihnen solch Werck treiben und sie dazu steiffen will, wie dieser gethan, läst sich leicht solches geschärffte Urthel mit dem, so demselben das Königliche Hoff Gerichte gesprochen, in eine Harmonie bringen. Vor 19. Jahren machtens Dero seel. Herr Vater, Jhro Majestät FriderichI. nicht an- ders einem Gard du Corps, der bey einer Juden-Bande selbst nicht gestoh- len aber wol zween von dieser Juden-Bande Anweisung gethan, zween Rußische Printzen, die sich dazumal auf der Ritter-Academie auf- hielten, zu bestehlen. Denn nachdem er ertappet und zugleich in incestu mit seiner Stiff-Tochter überzeuget ward, wurde der mitergriffene Diebes-Jude an dem gemeinen, dieser aber am höchsten eisernen Galgen aufgehenckt.
§. 177.
Wir folgeten ihnen mit unsern beyden zum Tode Verur- theilten, da jeder absonderlich gieng und von Predigern begleitet ward, brachten dieselbe unter Gebeth und Gesang zum Gerichts-Platze, und unser lieber GOtt stand uns und ihnen kräfftig bey, daß sie nach wolgefaßter Heils-Ordnung in Busse und Glauben ihrem Erlöser biß in dem Tode an- hiengen.
§. 178.
Die Execution ward auch von dem Franckfurtschen Nach- richter Stoffen glücklich an allen vieren ohne mercklicher Leibes-Marter vol- lendet. Und nachdem alles nach Urthel und Recht vollbracht, auch von mir eine Rede auf dem Gerichts-Platze war gehalten worden, bekam der
Cor-
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§. 175.
Vor uns her geſchahe die Execution mit Staupenſchlaͤ- gen an dreyen, als an Kranichfeldes Weibe, ſo bey der Damm-Muͤhlen geweſen zu ſeyn nicht voͤllig wol aber voͤllig des falſchen Brand-Brieffs tragens uͤberzeuget worden: Weiter an dem Corporal Ottern, der dem Schieffer-Decker die falſche Brand Brieffe, jeden fuͤr 12. Gr. abgeſchrie- ben, und an dem vorgedachten alten getaufften Juden, der zwar auch Brand- Brieffe getragen, aber zu dieſer Bande nicht gehoͤrete, ſondern, wie es ſchiene, auf eigener Hand gegangen war, und damit bewieſen, daß er ſei- nen Juͤdiſchen Betrieger-Sinn in der empfangenen Tauffe nicht habe er- ſaͤuffen laſſen, ſondern ihme alſo muͤſſe durch die Hencker-Ruthen noch aus- gepeitſchet werden.
§. 176.
Daß dem Unter-Officier Ottern ſolches Urthel geſchaͤrffet wurde, habe Jhro Majeſtaͤt die weiſeſte Abſicht und Gerechtſamkeit fun- den, Jhro beſonderen Eiffer wider einen Menſchen unter Dero Regiment ergehen zu laſſen, deme ſonderlich zugetrauet wird, ſolchen boͤſen Land- und Leut-verderbenden Buben Einhalt und Abtrag zu thun, ſo er aber mit ihnen ſolch Werck treiben und ſie dazu ſteiffen will, wie dieſer gethan, laͤſt ſich leicht ſolches geſchaͤrffte Urthel mit dem, ſo demſelben das Koͤnigliche Hoff Gerichte geſprochen, in eine Harmonie bringen. Vor 19. Jahren machtens Dero ſeel. Herr Vater, Jhro Majeſtaͤt FriderichI. nicht an- ders einem Gard du Corps, der bey einer Juden-Bande ſelbſt nicht geſtoh- len aber wol zween von dieſer Juden-Bande Anweiſung gethan, zween Rußiſche Printzen, die ſich dazumal auf der Ritter-Academie auf- hielten, zu beſtehlen. Denn nachdem er ertappet und zugleich in inceſtu mit ſeiner Stiff-Tochter uͤberzeuget ward, wurde der mitergriffene Diebes-Jude an dem gemeinen, dieſer aber am hoͤchſten eiſernen Galgen aufgehenckt.
§. 177.
Wir folgeten ihnen mit unſern beyden zum Tode Verur- theilten, da jeder abſonderlich gieng und von Predigern begleitet ward, brachten dieſelbe unter Gebeth und Geſang zum Gerichts-Platze, und unſer lieber GOtt ſtand uns und ihnen kraͤfftig bey, daß ſie nach wolgefaßter Heils-Ordnung in Buſſe und Glauben ihrem Erloͤſer biß in dem Tode an- hiengen.
§. 178.
Die Execution ward auch von dem Franckfurtſchen Nach- richter Stoffen gluͤcklich an allen vieren ohne mercklicher Leibes-Marter vol- lendet. Und nachdem alles nach Urthel und Recht vollbracht, auch von mir eine Rede auf dem Gerichts-Platze war gehalten worden, bekam der
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[107[105]/0113]
§. 175. Vor uns her geſchahe die Execution mit Staupenſchlaͤ-
gen an dreyen, als an Kranichfeldes Weibe, ſo bey der Damm-Muͤhlen
geweſen zu ſeyn nicht voͤllig wol aber voͤllig des falſchen Brand-Brieffs
tragens uͤberzeuget worden: Weiter an dem Corporal Ottern, der dem
Schieffer-Decker die falſche Brand Brieffe, jeden fuͤr 12. Gr. abgeſchrie-
ben, und an dem vorgedachten alten getaufften Juden, der zwar auch Brand-
Brieffe getragen, aber zu dieſer Bande nicht gehoͤrete, ſondern, wie es
ſchiene, auf eigener Hand gegangen war, und damit bewieſen, daß er ſei-
nen Juͤdiſchen Betrieger-Sinn in der empfangenen Tauffe nicht habe er-
ſaͤuffen laſſen, ſondern ihme alſo muͤſſe durch die Hencker-Ruthen noch aus-
gepeitſchet werden.
§. 176. Daß dem Unter-Officier Ottern ſolches Urthel geſchaͤrffet
wurde, habe Jhro Majeſtaͤt die weiſeſte Abſicht und Gerechtſamkeit fun-
den, Jhro beſonderen Eiffer wider einen Menſchen unter Dero Regiment
ergehen zu laſſen, deme ſonderlich zugetrauet wird, ſolchen boͤſen Land- und
Leut-verderbenden Buben Einhalt und Abtrag zu thun, ſo er aber mit
ihnen ſolch Werck treiben und ſie dazu ſteiffen will, wie dieſer gethan, laͤſt
ſich leicht ſolches geſchaͤrffte Urthel mit dem, ſo demſelben das Koͤnigliche
Hoff Gerichte geſprochen, in eine Harmonie bringen. Vor 19. Jahren
machtens Dero ſeel. Herr Vater, Jhro Majeſtaͤt Friderich I. nicht an-
ders einem Gard du Corps, der bey einer Juden-Bande ſelbſt nicht geſtoh-
len aber wol zween von dieſer Juden-Bande Anweiſung gethan,
zween Rußiſche Printzen, die ſich dazumal auf der Ritter-Academie auf-
hielten, zu beſtehlen. Denn nachdem er ertappet und zugleich in inceſtu mit
ſeiner Stiff-Tochter uͤberzeuget ward, wurde der mitergriffene Diebes-Jude
an dem gemeinen, dieſer aber am hoͤchſten eiſernen Galgen aufgehenckt.
§. 177. Wir folgeten ihnen mit unſern beyden zum Tode Verur-
theilten, da jeder abſonderlich gieng und von Predigern begleitet ward,
brachten dieſelbe unter Gebeth und Geſang zum Gerichts-Platze, und unſer
lieber GOtt ſtand uns und ihnen kraͤfftig bey, daß ſie nach wolgefaßter
Heils-Ordnung in Buſſe und Glauben ihrem Erloͤſer biß in dem Tode an-
hiengen.
§. 178. Die Execution ward auch von dem Franckfurtſchen Nach-
richter Stoffen gluͤcklich an allen vieren ohne mercklicher Leibes-Marter vol-
lendet. Und nachdem alles nach Urthel und Recht vollbracht, auch von
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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 107[105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/113>, abgerufen am 18.02.2025.
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