Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Glaubt er, ich werde mir das Gesicht und die Hände und den Hals schwarz anstreichen, wegen seiner Königin von Saba? Das soll er sich nur vergehen lassen.

Der alte Schiffbauer lächelte eigenthümlich vor sich hin. Verkaufe nur das Fell nicht, sagte er, eh' du den Bären hast. Meinst du denn, es ist so gar gewiß und ausgemacht, daß du die Königin von Saba spielst?

Wolfsind sah ihn verwundert an; ihr Schweigen sagte deutlich genug, daß sie keine Nebenbuhlerin kenne, die sich mit ihr zu messen vermöchte.

Der Hanney, fuhr der Alte fort, indem er aufstand und das Heft einsteckte, hat schon dafür gesorgt, daß er seine schwarze Königin hat. Und er hat sich gleich eine ausgesucht, bei der das Anstreichen nicht von Nöthen ist . . . er will haben, daß Niemand anderes die Königin von Saba spielt -- als die Mohrenfranzel!

Wolfsind war einen Augenblick verblüfft; dann brach sie in ein Lachen aus, das spöttisch sein sollte, das aber nur verletzt und bitter klang. Das Mohrenfranzel? sagte sie verächtlich und doch gereizt. Er hat das Stück wohl gar eigens gemacht für sie? Ja ja, es wird schon so sein ... er war ja schon neulich ganz Feuer und Flamme für sie und hat mich stehen lassen mitten in der Prob' . . .

Es kann wohl sein, daß du Recht hast, antwortete der Alte kurz, indem er sich zum Ausgehen fertig machte,

Glaubt er, ich werde mir das Gesicht und die Hände und den Hals schwarz anstreichen, wegen seiner Königin von Saba? Das soll er sich nur vergehen lassen.

Der alte Schiffbauer lächelte eigenthümlich vor sich hin. Verkaufe nur das Fell nicht, sagte er, eh' du den Bären hast. Meinst du denn, es ist so gar gewiß und ausgemacht, daß du die Königin von Saba spielst?

Wolfsind sah ihn verwundert an; ihr Schweigen sagte deutlich genug, daß sie keine Nebenbuhlerin kenne, die sich mit ihr zu messen vermöchte.

Der Hanney, fuhr der Alte fort, indem er aufstand und das Heft einsteckte, hat schon dafür gesorgt, daß er seine schwarze Königin hat. Und er hat sich gleich eine ausgesucht, bei der das Anstreichen nicht von Nöthen ist . . . er will haben, daß Niemand anderes die Königin von Saba spielt — als die Mohrenfranzel!

Wolfsind war einen Augenblick verblüfft; dann brach sie in ein Lachen aus, das spöttisch sein sollte, das aber nur verletzt und bitter klang. Das Mohrenfranzel? sagte sie verächtlich und doch gereizt. Er hat das Stück wohl gar eigens gemacht für sie? Ja ja, es wird schon so sein ... er war ja schon neulich ganz Feuer und Flamme für sie und hat mich stehen lassen mitten in der Prob' . . .

Es kann wohl sein, daß du Recht hast, antwortete der Alte kurz, indem er sich zum Ausgehen fertig machte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0052"/>
Glaubt er,                ich werde mir das Gesicht und die Hände und den Hals schwarz anstreichen, wegen                seiner Königin von Saba? Das soll er sich nur vergehen lassen.</p><lb/>
        <p>Der alte Schiffbauer lächelte eigenthümlich vor sich hin. Verkaufe nur das Fell                nicht, sagte er, eh' du den Bären hast. Meinst du denn, es ist so gar gewiß und                ausgemacht, daß du die Königin von Saba spielst?</p><lb/>
        <p>Wolfsind sah ihn verwundert an; ihr Schweigen sagte deutlich genug, daß sie keine                Nebenbuhlerin kenne, die sich mit ihr zu messen vermöchte.</p><lb/>
        <p>Der Hanney, fuhr der Alte fort, indem er aufstand und das Heft einsteckte, hat schon                dafür gesorgt, daß er seine schwarze Königin hat. Und er hat sich gleich eine                ausgesucht, bei der das Anstreichen nicht von Nöthen ist . . . er will haben, daß                Niemand anderes die Königin von Saba spielt &#x2014; als die Mohrenfranzel!</p><lb/>
        <p>Wolfsind war einen Augenblick verblüfft; dann brach sie in ein Lachen aus, das                spöttisch sein sollte, das aber nur verletzt und bitter klang. Das Mohrenfranzel?                sagte sie verächtlich und doch gereizt. Er hat das Stück wohl gar eigens gemacht für                sie? Ja ja, es wird schon so sein ... er war ja schon neulich ganz Feuer und Flamme                für sie und hat mich stehen lassen mitten in der Prob' . . .</p><lb/>
        <p>Es kann wohl sein, daß du Recht hast, antwortete der Alte kurz, indem er sich zum                Ausgehen fertig machte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0052] Glaubt er, ich werde mir das Gesicht und die Hände und den Hals schwarz anstreichen, wegen seiner Königin von Saba? Das soll er sich nur vergehen lassen. Der alte Schiffbauer lächelte eigenthümlich vor sich hin. Verkaufe nur das Fell nicht, sagte er, eh' du den Bären hast. Meinst du denn, es ist so gar gewiß und ausgemacht, daß du die Königin von Saba spielst? Wolfsind sah ihn verwundert an; ihr Schweigen sagte deutlich genug, daß sie keine Nebenbuhlerin kenne, die sich mit ihr zu messen vermöchte. Der Hanney, fuhr der Alte fort, indem er aufstand und das Heft einsteckte, hat schon dafür gesorgt, daß er seine schwarze Königin hat. Und er hat sich gleich eine ausgesucht, bei der das Anstreichen nicht von Nöthen ist . . . er will haben, daß Niemand anderes die Königin von Saba spielt — als die Mohrenfranzel! Wolfsind war einen Augenblick verblüfft; dann brach sie in ein Lachen aus, das spöttisch sein sollte, das aber nur verletzt und bitter klang. Das Mohrenfranzel? sagte sie verächtlich und doch gereizt. Er hat das Stück wohl gar eigens gemacht für sie? Ja ja, es wird schon so sein ... er war ja schon neulich ganz Feuer und Flamme für sie und hat mich stehen lassen mitten in der Prob' . . . Es kann wohl sein, daß du Recht hast, antwortete der Alte kurz, indem er sich zum Ausgehen fertig machte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/52
Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/52>, abgerufen am 19.05.2024.