Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
Gelehrten seyn erfunden worden/ dahero die
Kunst nicht so schlecht hin anzusehen ist. Ja das
ist wahr/ daß es wohl ein gelehrter Mährlein-
Krämer im abgöttischen Pabstthum mag erfun-
den haben/ weil die gantze Narrethey auff lauter
papistische Lügen gegründet ist. Denn welche
Religion giebt für/ daß die Weisen aus Morgen-
Lande wären Könige gewesen/ als die päbstische?
Welche sagen/ daß einer hätte Caspar/ der andere
Melchior und der dritte Baltzer geheissen/ als die
Papisten? Also hat ein betrüglicher Mönch
oder Jesuit diesen Verß zusammen geschmiedet/
und denen einfältigen Leuten weiß gemacht/ daß/
wenn er angehenget werde/ so befreye er diejeni-
gen/ so mit der fallenden Sucht beladen wären/
von ihrer Plage. Alleine wie abgeschmackt es
heraus kömmt/ ist zu verwundern/ und solte man
solche Schurckerey von denen allertummesten
Menschen auff der Welt (soferne es Christen
heissen wollen) kaum vermuthen/ daß sie es glau-
beten; Und dennoch sind die sonst klugen Papi-
sten mehrentheils so verblendet/ und meynen/ es
sey alles vom Himmel geredet/ was ihnen ihre
Pfaffen vorlügen. Es möchten aber die Papi-
sten immer solche Mährlein vor sich glauben/
wenn nur unter denen Evangelischen nicht auch
Affen wären/ die solche Pickel-Herings-Grillen
vor etwas kluges hielten. Denn wenn man den

teutschen

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Gelehrten ſeyn erfunden worden/ dahero die
Kunſt nicht ſo ſchlecht hin anzuſehen iſt. Ja das
iſt wahr/ daß es wohl ein gelehrter Maͤhrlein-
Kraͤmer im abgoͤttiſchen Pabſtthum mag erfun-
den haben/ weil die gantze Narrethey auff lauter
papiſtiſche Luͤgen gegruͤndet iſt. Denn welche
Religion giebt fuͤr/ daß die Weiſen aus Morgen-
Lande waͤren Koͤnige geweſen/ als die paͤbſtiſche?
Welche ſagen/ daß einer haͤtte Caſpar/ der andere
Melchior und der dritte Baltzer geheiſſen/ als die
Papiſten? Alſo hat ein betruͤglicher Moͤnch
oder Jeſuit dieſen Verß zuſammen geſchmiedet/
und denen einfaͤltigen Leuten weiß gemacht/ daß/
wenn er angehenget werde/ ſo befreye er diejeni-
gen/ ſo mit der fallenden Sucht beladen waͤren/
von ihrer Plage. Alleine wie abgeſchmackt es
heraus koͤmmt/ iſt zu verwundern/ und ſolte man
ſolche Schurckerey von denen allertummeſten
Menſchen auff der Welt (ſoferne es Chriſten
heiſſen wollen) kaum vermuthen/ daß ſie es glau-
beten; Und dennoch ſind die ſonſt klugen Papi-
ſten mehrentheils ſo verblendet/ und meynen/ es
ſey alles vom Himmel geredet/ was ihnen ihre
Pfaffen vorluͤgen. Es moͤchten aber die Papi-
ſten immer ſolche Maͤhrlein vor ſich glauben/
wenn nur unter denen Evangeliſchen nicht auch
Affen waͤren/ die ſolche Pickel-Herings-Grillen
vor etwas kluges hielten. Denn wenn man den

teutſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0240" n="416"/><fw place="top" type="header">Unter&#x017F;uchung derer von <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi>klugen</fw><lb/>
Gelehrten &#x017F;eyn erfunden worden/ dahero die<lb/>
Kun&#x017F;t nicht &#x017F;o &#x017F;chlecht hin anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t. Ja das<lb/>
i&#x017F;t wahr/ daß es wohl ein gelehrter Ma&#x0364;hrlein-<lb/>
Kra&#x0364;mer im abgo&#x0364;tti&#x017F;chen Pab&#x017F;tthum mag erfun-<lb/>
den haben/ weil die gantze Narrethey auff lauter<lb/>
papi&#x017F;ti&#x017F;che Lu&#x0364;gen gegru&#x0364;ndet i&#x017F;t. Denn welche<lb/>
Religion giebt fu&#x0364;r/ daß die Wei&#x017F;en aus Morgen-<lb/>
Lande wa&#x0364;ren Ko&#x0364;nige gewe&#x017F;en/ als die pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;che?<lb/>
Welche &#x017F;agen/ daß einer ha&#x0364;tte Ca&#x017F;par/ der andere<lb/>
Melchior und der dritte Baltzer gehei&#x017F;&#x017F;en/ als die<lb/>
Papi&#x017F;ten? Al&#x017F;o hat ein betru&#x0364;glicher Mo&#x0364;nch<lb/>
oder Je&#x017F;uit die&#x017F;en Verß zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chmiedet/<lb/>
und denen einfa&#x0364;ltigen Leuten weiß gemacht/ daß/<lb/>
wenn er angehenget werde/ &#x017F;o befreye er diejeni-<lb/>
gen/ &#x017F;o mit der fallenden Sucht beladen wa&#x0364;ren/<lb/>
von ihrer Plage. Alleine wie abge&#x017F;chmackt es<lb/>
heraus ko&#x0364;mmt/ i&#x017F;t zu verwundern/ und &#x017F;olte man<lb/>
&#x017F;olche Schurckerey von denen allertumme&#x017F;ten<lb/>
Men&#x017F;chen auff der Welt (&#x017F;oferne es Chri&#x017F;ten<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en wollen) kaum vermuthen/ daß &#x017F;ie es glau-<lb/>
beten; Und dennoch &#x017F;ind die &#x017F;on&#x017F;t klugen Papi-<lb/>
&#x017F;ten mehrentheils &#x017F;o verblendet/ und meynen/ es<lb/>
&#x017F;ey alles vom Himmel geredet/ was ihnen ihre<lb/>
Pfaffen vorlu&#x0364;gen. Es mo&#x0364;chten aber die Papi-<lb/>
&#x017F;ten immer &#x017F;olche Ma&#x0364;hrlein vor &#x017F;ich glauben/<lb/>
wenn nur unter denen Evangeli&#x017F;chen nicht auch<lb/>
Affen wa&#x0364;ren/ die &#x017F;olche Pickel-Herings-Grillen<lb/>
vor etwas kluges hielten. Denn wenn man den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">teut&#x017F;chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0240] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Gelehrten ſeyn erfunden worden/ dahero die Kunſt nicht ſo ſchlecht hin anzuſehen iſt. Ja das iſt wahr/ daß es wohl ein gelehrter Maͤhrlein- Kraͤmer im abgoͤttiſchen Pabſtthum mag erfun- den haben/ weil die gantze Narrethey auff lauter papiſtiſche Luͤgen gegruͤndet iſt. Denn welche Religion giebt fuͤr/ daß die Weiſen aus Morgen- Lande waͤren Koͤnige geweſen/ als die paͤbſtiſche? Welche ſagen/ daß einer haͤtte Caſpar/ der andere Melchior und der dritte Baltzer geheiſſen/ als die Papiſten? Alſo hat ein betruͤglicher Moͤnch oder Jeſuit dieſen Verß zuſammen geſchmiedet/ und denen einfaͤltigen Leuten weiß gemacht/ daß/ wenn er angehenget werde/ ſo befreye er diejeni- gen/ ſo mit der fallenden Sucht beladen waͤren/ von ihrer Plage. Alleine wie abgeſchmackt es heraus koͤmmt/ iſt zu verwundern/ und ſolte man ſolche Schurckerey von denen allertummeſten Menſchen auff der Welt (ſoferne es Chriſten heiſſen wollen) kaum vermuthen/ daß ſie es glau- beten; Und dennoch ſind die ſonſt klugen Papi- ſten mehrentheils ſo verblendet/ und meynen/ es ſey alles vom Himmel geredet/ was ihnen ihre Pfaffen vorluͤgen. Es moͤchten aber die Papi- ſten immer ſolche Maͤhrlein vor ſich glauben/ wenn nur unter denen Evangeliſchen nicht auch Affen waͤren/ die ſolche Pickel-Herings-Grillen vor etwas kluges hielten. Denn wenn man den teutſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/240
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/240>, abgerufen am 24.11.2024.