vergängliches ansehe, das mir nur auf eine kleine Zeit geliehen: Der Raum zwischen meinem Tisch und Bethe ist klein, und der Weg aus der Zeit in die Ewigkeit ist kurtz, darum mag es leicht ein Zehr-Pfenning seyn, den ich nöthig habe, die kurtze Rei- se meines Lebens abzulegen; nacket bin ich von Mutterleibe kommen, nacket werde ich auch wieder dahin fahren, und nichts mit- nehmen; darum bewahre mein Hertz vor allen sündlichen Sorgen, und weit hinaus- denckenden Bekümmernissen: Gieb, daß ich vielmehr allwege ein groß Vertrauen auf deine gnädige Fürsehung setze.
In diesen guten Gedancken gehe ich zur Ruhe: Laß mich samt den Meinigen diese Nacht deinem mächtigen Schutz anbefoh- len seyn: Und laß deine heilige Wächter sich um mich her lagern: Bewahre meinen Leib vor Kranckheit, mein Gemüth vor Unruhe, meine Seele vor Bekümmernis- sen, und laß mich den Schlaf nicht anders brauchen, als nur meinen matten Leib zu
er-
Abend-Gebett
vergängliches anſehe, das mir nur auf eine kleine Zeit geliehen: Der Raum zwiſchen meinem Tiſch und Bethe iſt klein, und der Weg aus der Zeit in die Ewigkeit iſt kurtz, darum mag es leicht ein Zehr-Pfenning ſeyn, den ich nöthig habe, die kurtze Rei- ſe meines Lebens abzulegen; nacket bin ich von Mutterleibe kommen, nacket werde ich auch wieder dahin fahren, und nichts mit- nehmen; darum bewahre mein Hertz vor allen ſündlichen Sorgen, und weit hinaus- denckenden Bekümmerniſſen: Gieb, daß ich vielmehr allwege ein groß Vertrauen auf deine gnädige Fürſehung ſetze.
In dieſen guten Gedancken gehe ich zur Ruhe: Laß mich ſamt den Meinigen dieſe Nacht deinem mächtigen Schutz anbefoh- len ſeyn: Und laß deine heilige Wächter ſich um mich her lagern: Bewahre meinen Leib vor Kranckheit, mein Gemüth vor Unruhe, meine Seele vor Bekümmerniſ- ſen, und laß mich den Schlaf nicht anders brauchen, als nur meinen matten Leib zu
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Abend-Gebett
vergängliches anſehe, das mir nur auf eine
kleine Zeit geliehen: Der Raum zwiſchen
meinem Tiſch und Bethe iſt klein, und der
Weg aus der Zeit in die Ewigkeit iſt kurtz,
darum mag es leicht ein Zehr-Pfenning
ſeyn, den ich nöthig habe, die kurtze Rei-
ſe meines Lebens abzulegen; nacket bin ich
von Mutterleibe kommen, nacket werde ich
auch wieder dahin fahren, und nichts mit-
nehmen; darum bewahre mein Hertz vor
allen ſündlichen Sorgen, und weit hinaus-
denckenden Bekümmerniſſen: Gieb, daß ich
vielmehr allwege ein groß Vertrauen auf
deine gnädige Fürſehung ſetze.
In dieſen guten Gedancken gehe ich zur
Ruhe: Laß mich ſamt den Meinigen dieſe
Nacht deinem mächtigen Schutz anbefoh-
len ſeyn: Und laß deine heilige Wächter
ſich um mich her lagern: Bewahre meinen
Leib vor Kranckheit, mein Gemüth vor
Unruhe, meine Seele vor Bekümmerniſ-
ſen, und laß mich den Schlaf nicht anders
brauchen, als nur meinen matten Leib zu
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/106>, abgerufen am 16.02.2025.
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