daß es nicht unter den wilden Wellen des Meers zu Grunde gehe.
O Hertzen-Kündiger! der du der Menschen Her- tzen in deiner Hand hast, und sie lencken kanst wie Wasser-Bäche: Lencke die Hertzen meiner Schuld- Herren, daß sie mit mir Gedult und Mitleiden ha- ben, und mir in meinem Elend nicht zu schwer fallen. Bewahre mich auch, mein GOtt! in meiner Armuth vor Sünden, schweren Versuchungen und Stricken, die Satanas auch den Armen leget. Daß ich ja nicht trachte nach verbottenen Mitteln, um mich dadurch zu retten, damit ich nicht tieffer ins Verderben falle.
Nun, HErr! machs mit mir, wie es dir beliebet, lässest du mich noch ärmer werden, so will ich doch sagen: Ich hab noch nie gesehen den Saamen der Gerechten nach Brod gehende, verlassen; Lässest du mich schon verfolget werden, so will ich doch sagen: Der HErr ist mein Licht, vor wem sollt ich mich fürch- ten? Der HErr ist meines Lebens Krafft, vor wem sollte mir grauen? Zion spricht: Der HERR hat mich verlassen, der HErr hat mein vergessen: Aber du antwortest, mein GOtt! Kan auch ein Weib ih- res Kindes vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? und wenn sie sein schon vergässe, so will ich doch dein nicht vergessen. Nun HErr! bricht das weiche Mutter-Hertz, wann sie das Elend ihres Kindes siehet: So wird auch dein Vatter-Hertz brechen, weil du mein Elend siehest, und mein Schreyen hörest; darum wirst du mich nicht gar verlassen. Dein Wort ist wahr und blei-
bet
Gebett in Armuth und Verluſt zeitlicher Güther.
daß es nicht unter den wilden Wellen des Meers zu Grunde gehe.
O Hertzen-Kündiger! der du der Menſchen Her- tzen in deiner Hand haſt, und ſie lencken kanſt wie Waſſer-Bäche: Lencke die Hertzen meiner Schuld- Herren, daß ſie mit mir Gedult und Mitleiden ha- ben, und mir in meinem Elend nicht zu ſchwer fallen. Bewahre mich auch, mein GOtt! in meiner Armuth vor Sünden, ſchweren Verſuchungen und Stricken, die Satanas auch den Armen leget. Daß ich ja nicht trachte nach verbottenen Mitteln, um mich dadurch zu retten, damit ich nicht tieffer ins Verderben falle.
Nun, HErr! machs mit mir, wie es dir beliebet, läſſeſt du mich noch ärmer werden, ſo will ich doch ſagen: Ich hab noch nie geſehen den Saamen der Gerechten nach Brod gehende, verlaſſen; Läſſeſt du mich ſchon verfolget werden, ſo will ich doch ſagen: Der HErr iſt mein Licht, vor wem ſollt ich mich fürch- ten? Der HErr iſt meines Lebens Krafft, vor wem ſollte mir grauen? Zion ſpricht: Der HERR hat mich verlaſſen, der HErr hat mein vergeſſen: Aber du antworteſt, mein GOtt! Kan auch ein Weib ih- res Kindes vergeſſen, daß ſie ſich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? und wenn ſie ſein ſchon vergäſſe, ſo will ich doch dein nicht vergeſſen. Nun HErr! bricht das weiche Mutter-Hertz, wann ſie das Elend ihres Kindes ſiehet: So wird auch dein Vatter-Hertz brechen, weil du mein Elend ſieheſt, und mein Schreyen höreſt; darum wirſt du mich nicht gar verlaſſen. Dein Wort iſt wahr und blei-
bet
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Gebett in Armuth und Verluſt zeitlicher Güther.
daß es nicht unter den wilden Wellen des Meers zu
Grunde gehe.
O Hertzen-Kündiger! der du der Menſchen Her-
tzen in deiner Hand haſt, und ſie lencken kanſt wie
Waſſer-Bäche: Lencke die Hertzen meiner Schuld-
Herren, daß ſie mit mir Gedult und Mitleiden ha-
ben, und mir in meinem Elend nicht zu ſchwer fallen.
Bewahre mich auch, mein GOtt! in meiner Armuth
vor Sünden, ſchweren Verſuchungen und Stricken,
die Satanas auch den Armen leget. Daß ich ja nicht
trachte nach verbottenen Mitteln, um mich dadurch
zu retten, damit ich nicht tieffer ins Verderben falle.
Nun, HErr! machs mit mir, wie es dir beliebet,
läſſeſt du mich noch ärmer werden, ſo will ich doch
ſagen: Ich hab noch nie geſehen den Saamen der
Gerechten nach Brod gehende, verlaſſen; Läſſeſt du
mich ſchon verfolget werden, ſo will ich doch ſagen:
Der HErr iſt mein Licht, vor wem ſollt ich mich fürch-
ten? Der HErr iſt meines Lebens Krafft, vor wem
ſollte mir grauen? Zion ſpricht: Der HERR hat
mich verlaſſen, der HErr hat mein vergeſſen: Aber
du antworteſt, mein GOtt! Kan auch ein Weib ih-
res Kindes vergeſſen, daß ſie ſich nicht erbarme über
den Sohn ihres Leibes? und wenn ſie ſein ſchon
vergäſſe, ſo will ich doch dein nicht vergeſſen. Nun
HErr! bricht das weiche Mutter-Hertz, wann ſie
das Elend ihres Kindes ſiehet: So wird auch dein
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und mein Schreyen höreſt; darum wirſt du mich
nicht gar verlaſſen. Dein Wort iſt wahr und blei-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/604>, abgerufen am 22.11.2024.
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