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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett wann es den Frommen übel
Gebett wann es den Frommen übel und den
Gottlosen wohl gehet.
Psalm 73, 13. 14. Soll es dann umsonst seyn, daß mein Hertz unsträflich lebet, und
ich meine Hände in Unschuld wasche? Und bin geplaget täglich, und meine Strafe ist
alle Morgen da.

OAllein weiser GOTT! der du deine
Heiligen wunderlich führest, doch a-
ber allemal gut und heilig: Du vergissest
deiner liebsten Kinder nicht, mit Creutz
und Leiden: Ihr Leben ist eine Kette voll
Elends, und sie sind gleichsam wie ein Fels
im Meer, da alle Wellen der Trübsalen
darauf losstürmen: Da hingegen die Kin-
der der Welt in lauter Glück und guten
Tagen dahin gehen: Sie leben in Ehre,
Macht, Gewalt, Reichthum, herrlich und
in Freuden, und wissen von keinem Creutz
und Leyden: Sie werden alt bey guten Ta-
gen, und erschrecken kaum einen Augenblick
vor der Höllen. Ich gestehe gern, mein
GOtt! daß darüber zuweilen sündliche
Gedancken in meiner Seelen aufgestiegen
seyn, die mich mit Assaph bald hätten strau-
cheln und gedencken gemacht, sollte es dann
umsonst seyn, daß ich mein Hertz in Un-

schuld
Gebett wann es den Frommen übel
Gebett wann es den Frommen übel und den
Gottloſen wohl gehet.
Pſalm 73, 13. 14. Soll es dann umſonſt ſeyn, daß mein Hertz unſträflich lebet, und
ich meine Hände in Unſchuld waſche? Und bin geplaget täglich, und meine Strafe iſt
alle Morgen da.

OAllein weiſer GOTT! der du deine
Heiligen wunderlich führeſt, doch a-
ber allemal gut und heilig: Du vergiſſeſt
deiner liebſten Kinder nicht, mit Creutz
und Leiden: Ihr Leben iſt eine Kette voll
Elends, und ſie ſind gleichſam wie ein Fels
im Meer, da alle Wellen der Trübſalen
darauf losſtürmen: Da hingegen die Kin-
der der Welt in lauter Glück und guten
Tagen dahin gehen: Sie leben in Ehre,
Macht, Gewalt, Reichthum, herrlich und
in Freuden, und wiſſen von keinem Creutz
und Leyden: Sie werden alt bey guten Ta-
gen, und erſchrecken kaum einen Augenblick
vor der Höllen. Ich geſtehe gern, mein
GOtt! daß darüber zuweilen ſündliche
Gedancken in meiner Seelen aufgeſtiegen
ſeyn, die mich mit Aſſaph bald hätten ſtrau-
cheln und gedencken gemacht, ſollte es dann
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[590/0612] Gebett wann es den Frommen übel Gebett wann es den Frommen übel und den Gottloſen wohl gehet. Pſalm 73, 13. 14. Soll es dann umſonſt ſeyn, daß mein Hertz unſträflich lebet, und ich meine Hände in Unſchuld waſche? Und bin geplaget täglich, und meine Strafe iſt alle Morgen da. OAllein weiſer GOTT! der du deine Heiligen wunderlich führeſt, doch a- ber allemal gut und heilig: Du vergiſſeſt deiner liebſten Kinder nicht, mit Creutz und Leiden: Ihr Leben iſt eine Kette voll Elends, und ſie ſind gleichſam wie ein Fels im Meer, da alle Wellen der Trübſalen darauf losſtürmen: Da hingegen die Kin- der der Welt in lauter Glück und guten Tagen dahin gehen: Sie leben in Ehre, Macht, Gewalt, Reichthum, herrlich und in Freuden, und wiſſen von keinem Creutz und Leyden: Sie werden alt bey guten Ta- gen, und erſchrecken kaum einen Augenblick vor der Höllen. Ich geſtehe gern, mein GOtt! daß darüber zuweilen ſündliche Gedancken in meiner Seelen aufgeſtiegen ſeyn, die mich mit Aſſaph bald hätten ſtrau- cheln und gedencken gemacht, ſollte es dann umſonſt ſeyn, daß ich mein Hertz in Un- ſchuld

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/612>, abgerufen am 30.06.2024.