Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett wider Verläumdung,
keit war, wie ein Hertz und Seele: Aber
ach! wie weit ist die Welt von der alten
Liebe entfallen, durch Hassen, Neiden,
Verläumden und Verfolgen deiner Kinder.
Ich erfahre auch mein Theil, o GOtt!
das weißt du wohl: Ich finde auch meinen
Esau, der mich verfolget, und mir das Le-
ben sucht sauer und bitter zu machen; mei-
nen Doeg, der nicht müde wird, mich zu
schmähen; meinen Simei, der mir flucht,
und redet allerley Ubels von mir: Doch
das ist mein Trost, das Zeugniß eines gu-
ten Gewissens vor dir: Ich weiß zwar
wohl, daß ich ein armer Sünder vor dir,
o GOtt! bin, und erkenne, daß ichs genug-
sam an dir verschuldet, daß wieder Feinde
müssen kommen, mich an meine Sünden
dencken zu machen: Aber das ist doch mein
Trost, daß sie mir ohne Ursache Ubels thun,
und sehe es vor ein Stück deiner heiligen
Führung und Fürsehung an, daß sie mich
durch ihr Beissen und Bellen, wie ein ent-
ferntes Kind, desto näher zu dem Schoos
meines himmlischen Vatters treiben: Wie

mich

Gebett wider Verläumdung,
keit war, wie ein Hertz und Seele: Aber
ach! wie weit iſt die Welt von der alten
Liebe entfallen, durch Haſſen, Neiden,
Verläumden und Verfolgen deiner Kinder.
Ich erfahre auch mein Theil, o GOtt!
das weißt du wohl: Ich finde auch meinen
Eſau, der mich verfolget, und mir das Le-
ben ſucht ſauer und bitter zu machen; mei-
nen Doeg, der nicht müde wird, mich zu
ſchmähen; meinen Simei, der mir flucht,
und redet allerley Ubels von mir: Doch
das iſt mein Troſt, das Zeugniß eines gu-
ten Gewiſſens vor dir: Ich weiß zwar
wohl, daß ich ein armer Sünder vor dir,
o GOtt! bin, und erkenne, daß ichs genug-
ſam an dir verſchuldet, daß wieder Feinde
müſſen kommen, mich an meine Sünden
dencken zu machen: Aber das iſt doch mein
Troſt, daß ſie mir ohne Urſache Ubels thun,
und ſehe es vor ein Stück deiner heiligen
Führung und Fürſehung an, daß ſie mich
durch ihr Beiſſen und Bellen, wie ein ent-
ferntes Kind, deſto näher zu dem Schoos
meines himmliſchen Vatters treiben: Wie

mich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0616" n="594"/><fw place="top" type="header">Gebett wider Verläumdung,</fw><lb/>
keit war, wie ein Hertz und Seele: Aber<lb/>
ach! wie weit i&#x017F;t die Welt von der alten<lb/>
Liebe entfallen, durch Ha&#x017F;&#x017F;en, Neiden,<lb/>
Verläumden und Verfolgen deiner Kinder.<lb/>
Ich erfahre auch mein Theil, o GOtt!<lb/>
das weißt du wohl: Ich finde auch meinen<lb/>
E&#x017F;au, der mich verfolget, und mir das Le-<lb/>
ben &#x017F;ucht &#x017F;auer und bitter zu machen; mei-<lb/>
nen Doeg, der nicht müde wird, mich zu<lb/>
&#x017F;chmähen; meinen Simei, der mir flucht,<lb/>
und redet allerley Ubels von mir: Doch<lb/>
das i&#x017F;t mein Tro&#x017F;t, das Zeugniß eines gu-<lb/>
ten Gewi&#x017F;&#x017F;ens vor dir: Ich weiß zwar<lb/>
wohl, daß ich ein armer Sünder vor dir,<lb/>
o GOtt! bin, und erkenne, daß ichs genug-<lb/>
&#x017F;am an dir ver&#x017F;chuldet, daß wieder Feinde<lb/>&#x017F;&#x017F;en kommen, mich an meine Sünden<lb/>
dencken zu machen: Aber das i&#x017F;t doch mein<lb/>
Tro&#x017F;t, daß &#x017F;ie mir ohne Ur&#x017F;ache Ubels thun,<lb/>
und &#x017F;ehe es vor ein Stück deiner heiligen<lb/>
Führung und Für&#x017F;ehung an, daß &#x017F;ie mich<lb/>
durch ihr Bei&#x017F;&#x017F;en und Bellen, wie ein ent-<lb/>
ferntes Kind, de&#x017F;to näher zu dem Schoos<lb/>
meines himmli&#x017F;chen Vatters treiben: Wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[594/0616] Gebett wider Verläumdung, keit war, wie ein Hertz und Seele: Aber ach! wie weit iſt die Welt von der alten Liebe entfallen, durch Haſſen, Neiden, Verläumden und Verfolgen deiner Kinder. Ich erfahre auch mein Theil, o GOtt! das weißt du wohl: Ich finde auch meinen Eſau, der mich verfolget, und mir das Le- ben ſucht ſauer und bitter zu machen; mei- nen Doeg, der nicht müde wird, mich zu ſchmähen; meinen Simei, der mir flucht, und redet allerley Ubels von mir: Doch das iſt mein Troſt, das Zeugniß eines gu- ten Gewiſſens vor dir: Ich weiß zwar wohl, daß ich ein armer Sünder vor dir, o GOtt! bin, und erkenne, daß ichs genug- ſam an dir verſchuldet, daß wieder Feinde müſſen kommen, mich an meine Sünden dencken zu machen: Aber das iſt doch mein Troſt, daß ſie mir ohne Urſache Ubels thun, und ſehe es vor ein Stück deiner heiligen Führung und Fürſehung an, daß ſie mich durch ihr Beiſſen und Bellen, wie ein ent- ferntes Kind, deſto näher zu dem Schoos meines himmliſchen Vatters treiben: Wie mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/616
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/616>, abgerufen am 01.07.2024.