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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett eines Sterbenden um ein seliges Ende.

BArmhertziger, gnädiger GOtt! ich mercke, daß die Zeit
meines Abschieds vorhanden ist, daß ich soll in Friede
fahren, und zur Ruhe mich niederlegen; mein Ge-
sicht vergehet mir, meine Kräffte nehmen ab, und es schei-
net, es wird bald anders mit mir werden, darum komme
ich zu dir, und thue mein letztes Gebett, welches darinn
bestehet: Mein Leib und Seel befehl ich dir, o HErr! ein
seliges Ende gieb mir um JEsu willen. HErr GOtt himm-
lischer Vatter, der du mich hast erschaffen, bisher versorget
und erhalten, ach! nimm meine Seele in Gnaden an. O
JEsu! der du mich mit deinem Blut erlöset, und abgewa-
schen hast, ach! laß mich in wahrem Glauben auf dein Ver-
dienst und Blut jetzo selig sterben. Ach HErr JEsu! in dei-
ne Hände befehl ich meinen Geist. O werther heiliger Geist!
mein Tröster und Beystand, ach! verlaß mich jetzo nicht,
gieb mir Freudigkeit und Versicherung, daß ich ein Erbe des
ewigen Lebens sey, ja bete in mir und mit mir, und ver-
tritt mich bey GOtt mit unaussprechlichen Seuffzern. Sie-
he, ich bin bereit die Erde zu verlassen, und sehne mich allein
nach dir, und bey dir, o Dreyeiniger GOtt! zu seyn. Hat-
te Israel ein Erlaß-Jahr, da es aus der Knechtschafft wieder
zu seiner Freyheit und Eigenthum kam, ach mein GOTT!
wann ich selig sterbe, so gehet mein Erlaß-Jahr an, daß ich
von allem Sünden-Dienst, von aller Creutzes-Last befreyet,
zu der vollkommenen Freyheit der Kinder GOttes in dem
ewigen Leben gelangen soll. O mein JEsu! öffne mir die
Himmels-Thür, begleite und führe mich zu dem ewigen Le-
ben, zu der Gemeinde der Heiligen im Licht. Ach! mein
GOtt! gieb mir ein vernünfftiges Ende, daß ich möge mei-
nen Verstand bis an den letzten Augenblick meines Lebens be-
halten. Erhalte mich bey heiligen und guten Gedancken, daß
ich immer im Gedächtniß behalte JEsum Christum; und so
ja meine Augen früh brechen sollten, so erquicke mich inwen-
dig in meiner Seele mit deinem himmlischen Trost und Licht.
Laß JEsum immerdar vor meiner Seelen Augen stehen, gieb,
daß ich mich über sein Blut erfreue, in seine offene Seite
mich verberge! und seines Verdienstes mich getröste, und
seine Gerechtigkeit in wahrem Glauben ergreiffe. Gieb mir,

wenn
Gebett eines Sterbenden um ein ſeliges Ende.

BArmhertziger, gnädiger GOtt! ich mercke, daß die Zeit
meines Abſchieds vorhanden iſt, daß ich ſoll in Friede
fahren, und zur Ruhe mich niederlegen; mein Ge-
ſicht vergehet mir, meine Kräffte nehmen ab, und es ſchei-
net, es wird bald anders mit mir werden, darum komme
ich zu dir, und thue mein letztes Gebett, welches darinn
beſtehet: Mein Leib und Seel befehl ich dir, o HErr! ein
ſeliges Ende gieb mir um JEſu willen. HErr GOtt himm-
liſcher Vatter, der du mich haſt erſchaffen, bisher verſorget
und erhalten, ach! nimm meine Seele in Gnaden an. O
JEſu! der du mich mit deinem Blut erlöſet, und abgewa-
ſchen haſt, ach! laß mich in wahrem Glauben auf dein Ver-
dienſt und Blut jetzo ſelig ſterben. Ach HErr JEſu! in dei-
ne Hände befehl ich meinen Geiſt. O werther heiliger Geiſt!
mein Tröſter und Beyſtand, ach! verlaß mich jetzo nicht,
gieb mir Freudigkeit und Verſicherung, daß ich ein Erbe des
ewigen Lebens ſey, ja bete in mir und mit mir, und ver-
tritt mich bey GOtt mit unausſprechlichen Seuffzern. Sie-
he, ich bin bereit die Erde zu verlaſſen, und ſehne mich allein
nach dir, und bey dir, o Dreyeiniger GOtt! zu ſeyn. Hat-
te Iſrael ein Erlaß-Jahr, da es aus der Knechtſchafft wieder
zu ſeiner Freyheit und Eigenthum kam, ach mein GOTT!
wann ich ſelig ſterbe, ſo gehet mein Erlaß-Jahr an, daß ich
von allem Sünden-Dienſt, von aller Creutzes-Laſt befreyet,
zu der vollkommenen Freyheit der Kinder GOttes in dem
ewigen Leben gelangen ſoll. O mein JEſu! öffne mir die
Himmels-Thür, begleite und führe mich zu dem ewigen Le-
ben, zu der Gemeinde der Heiligen im Licht. Ach! mein
GOtt! gieb mir ein vernünfftiges Ende, daß ich möge mei-
nen Verſtand bis an den letzten Augenblick meines Lebens be-
halten. Erhalte mich bey heiligen und guten Gedancken, daß
ich immer im Gedächtniß behalte JEſum Chriſtum; und ſo
ja meine Augen früh brechen ſollten, ſo erquicke mich inwen-
dig in meiner Seele mit deinem himmliſchen Troſt und Licht.
Laß JEſum immerdar vor meiner Seelen Augen ſtehen, gieb,
daß ich mich über ſein Blut erfreue, in ſeine offene Seite
mich verberge! und ſeines Verdienſtes mich getröſte, und
ſeine Gerechtigkeit in wahrem Glauben ergreiffe. Gieb mir,

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[699[669]/0691] Gebett eines Sterbenden um ein ſeliges Ende. BArmhertziger, gnädiger GOtt! ich mercke, daß die Zeit meines Abſchieds vorhanden iſt, daß ich ſoll in Friede fahren, und zur Ruhe mich niederlegen; mein Ge- ſicht vergehet mir, meine Kräffte nehmen ab, und es ſchei- net, es wird bald anders mit mir werden, darum komme ich zu dir, und thue mein letztes Gebett, welches darinn beſtehet: Mein Leib und Seel befehl ich dir, o HErr! ein ſeliges Ende gieb mir um JEſu willen. HErr GOtt himm- liſcher Vatter, der du mich haſt erſchaffen, bisher verſorget und erhalten, ach! nimm meine Seele in Gnaden an. O JEſu! der du mich mit deinem Blut erlöſet, und abgewa- ſchen haſt, ach! laß mich in wahrem Glauben auf dein Ver- dienſt und Blut jetzo ſelig ſterben. Ach HErr JEſu! in dei- ne Hände befehl ich meinen Geiſt. O werther heiliger Geiſt! mein Tröſter und Beyſtand, ach! verlaß mich jetzo nicht, gieb mir Freudigkeit und Verſicherung, daß ich ein Erbe des ewigen Lebens ſey, ja bete in mir und mit mir, und ver- tritt mich bey GOtt mit unausſprechlichen Seuffzern. Sie- he, ich bin bereit die Erde zu verlaſſen, und ſehne mich allein nach dir, und bey dir, o Dreyeiniger GOtt! zu ſeyn. Hat- te Iſrael ein Erlaß-Jahr, da es aus der Knechtſchafft wieder zu ſeiner Freyheit und Eigenthum kam, ach mein GOTT! wann ich ſelig ſterbe, ſo gehet mein Erlaß-Jahr an, daß ich von allem Sünden-Dienſt, von aller Creutzes-Laſt befreyet, zu der vollkommenen Freyheit der Kinder GOttes in dem ewigen Leben gelangen ſoll. O mein JEſu! öffne mir die Himmels-Thür, begleite und führe mich zu dem ewigen Le- ben, zu der Gemeinde der Heiligen im Licht. Ach! mein GOtt! gieb mir ein vernünfftiges Ende, daß ich möge mei- nen Verſtand bis an den letzten Augenblick meines Lebens be- halten. Erhalte mich bey heiligen und guten Gedancken, daß ich immer im Gedächtniß behalte JEſum Chriſtum; und ſo ja meine Augen früh brechen ſollten, ſo erquicke mich inwen- dig in meiner Seele mit deinem himmliſchen Troſt und Licht. Laß JEſum immerdar vor meiner Seelen Augen ſtehen, gieb, daß ich mich über ſein Blut erfreue, in ſeine offene Seite mich verberge! und ſeines Verdienſtes mich getröſte, und ſeine Gerechtigkeit in wahrem Glauben ergreiffe. Gieb mir, wenn

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 699[669]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/691>, abgerufen am 22.11.2024.