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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umgestaltung von Produktion und Verkehr.
hängen und einer besondern Abgabe für die Gemeinde-
kasse des betreffenden Ortes unterliegen.1 Der große
Erguß von Berliner Spekulanten über Thüringen und
ganz Mitteldeutschland in der Form von Wanderlagern,
über den jetzt allerwärts geklagt ist, scheint auch mit
einer mangelhaften Regelung der Steuerverhältnisse zu-
sammenzuhängen; vielfach sind natürlich die Klagen über-
trieben, sie zeigen theilweise nur, daß Konkurrenz kommt,
und daß sie ungeschickten Meistern und uncoulanten
kenntnißlosen kleinen Händlern unbequem ist. Wandernde
wie stehende Magazine, welche Fabrikwaaren verkaufen,
hätten ja überhaupt unendlich weniger zu thun, wenn
die Kunden bei den kleinen Meistern etwas bessere und
kunstgerechtere Produkte im Falle der Bestellung erhielten.

Wenden wir uns endlich zum eigentlichen Hausir-
handel, der freilich nur theilweise hierher gehört, nur
theilweise dem kleinen Handwerker und seinem Laden-
geschäft Konkurrenz macht.

Es werden zum Hausirhandel im weitern Sinne
ziemlich verschiedene Handels- und Gewerbebetriebe
gerechnet: Leute, welche ihre Dienste anbieten, wie
Scheerenschleifer, Kesselflicker, Topfbinder, Kastrirer, die
in weiter Ferne herumkommen, und Glaser, die mit
Glasscheiben und Werkzeug nur in der nächsten Umgegend
Nachfrage halten, ob irgendwo eine Reparatur noth-
wendig sei; Händler, welche alle Arten von Kramwaaren
vertreiben, und solche, die von einzelnen Industrien aus-

1 Art. 21. s. die angeführten Erläuterungen von Schöller
S. 79--80.

Die Umgeſtaltung von Produktion und Verkehr.
hängen und einer beſondern Abgabe für die Gemeinde-
kaſſe des betreffenden Ortes unterliegen.1 Der große
Erguß von Berliner Spekulanten über Thüringen und
ganz Mitteldeutſchland in der Form von Wanderlagern,
über den jetzt allerwärts geklagt iſt, ſcheint auch mit
einer mangelhaften Regelung der Steuerverhältniſſe zu-
ſammenzuhängen; vielfach ſind natürlich die Klagen über-
trieben, ſie zeigen theilweiſe nur, daß Konkurrenz kommt,
und daß ſie ungeſchickten Meiſtern und uncoulanten
kenntnißloſen kleinen Händlern unbequem iſt. Wandernde
wie ſtehende Magazine, welche Fabrikwaaren verkaufen,
hätten ja überhaupt unendlich weniger zu thun, wenn
die Kunden bei den kleinen Meiſtern etwas beſſere und
kunſtgerechtere Produkte im Falle der Beſtellung erhielten.

Wenden wir uns endlich zum eigentlichen Hauſir-
handel, der freilich nur theilweiſe hierher gehört, nur
theilweiſe dem kleinen Handwerker und ſeinem Laden-
geſchäft Konkurrenz macht.

Es werden zum Hauſirhandel im weitern Sinne
ziemlich verſchiedene Handels- und Gewerbebetriebe
gerechnet: Leute, welche ihre Dienſte anbieten, wie
Scheerenſchleifer, Keſſelflicker, Topfbinder, Kaſtrirer, die
in weiter Ferne herumkommen, und Glaſer, die mit
Glasſcheiben und Werkzeug nur in der nächſten Umgegend
Nachfrage halten, ob irgendwo eine Reparatur noth-
wendig ſei; Händler, welche alle Arten von Kramwaaren
vertreiben, und ſolche, die von einzelnen Induſtrien aus-

1 Art. 21. ſ. die angeführten Erläuterungen von Schöller
S. 79—80.
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[238/0260] Die Umgeſtaltung von Produktion und Verkehr. hängen und einer beſondern Abgabe für die Gemeinde- kaſſe des betreffenden Ortes unterliegen. 1 Der große Erguß von Berliner Spekulanten über Thüringen und ganz Mitteldeutſchland in der Form von Wanderlagern, über den jetzt allerwärts geklagt iſt, ſcheint auch mit einer mangelhaften Regelung der Steuerverhältniſſe zu- ſammenzuhängen; vielfach ſind natürlich die Klagen über- trieben, ſie zeigen theilweiſe nur, daß Konkurrenz kommt, und daß ſie ungeſchickten Meiſtern und uncoulanten kenntnißloſen kleinen Händlern unbequem iſt. Wandernde wie ſtehende Magazine, welche Fabrikwaaren verkaufen, hätten ja überhaupt unendlich weniger zu thun, wenn die Kunden bei den kleinen Meiſtern etwas beſſere und kunſtgerechtere Produkte im Falle der Beſtellung erhielten. Wenden wir uns endlich zum eigentlichen Hauſir- handel, der freilich nur theilweiſe hierher gehört, nur theilweiſe dem kleinen Handwerker und ſeinem Laden- geſchäft Konkurrenz macht. Es werden zum Hauſirhandel im weitern Sinne ziemlich verſchiedene Handels- und Gewerbebetriebe gerechnet: Leute, welche ihre Dienſte anbieten, wie Scheerenſchleifer, Keſſelflicker, Topfbinder, Kaſtrirer, die in weiter Ferne herumkommen, und Glaſer, die mit Glasſcheiben und Werkzeug nur in der nächſten Umgegend Nachfrage halten, ob irgendwo eine Reparatur noth- wendig ſei; Händler, welche alle Arten von Kramwaaren vertreiben, und ſolche, die von einzelnen Induſtrien aus- 1 Art. 21. ſ. die angeführten Erläuterungen von Schöller S. 79—80.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/260>, abgerufen am 24.11.2024.