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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Baugewerbe in den einzelnen Provinzen.
den offiziellen Zahlen 1 berechnet. In der letzten Spalte
füge ich die oben schon angeführten Prozentzahlen bei,
mit denen die Baugewerbe 1861 an der ganzen Bevöl-
kerung theilnehmen. Es kommen Gehülfen auf 100
Meister:
[Tabelle]

Die großen provinziellen Gegensätze, die wir hier
vor uns sehen, die 1861 etwas geringer geworden aber
nicht verschwunden sind, entsprechen zugleich der histori-
schen Entwicklung der geschäftlichen Organisation.

Der mittelalterliche Maurer- und Zimmermeister
war ein Handwerker ohne großes Kapital; er durfte wohl
mehr Gesellen und Lehrlinge halten als andere Meister,
oft 4 Gesellen und noch mehr, während andern nur
einer oder zwei erlaubt waren; aber ein großer Unter-
nehmer wurde er dadurch nicht. Die Lieferung der
Materialien, des Kalks, der Steine, des Holzes, der
Ziegeln, war Sache dessen, der bauen ließ; der Kapital-
besitz des Meisters reichte dazu nicht, Sitte und Vor-

1 Preußische Statistik in zwanglosen Heften V, S. 23.

Die Baugewerbe in den einzelnen Provinzen.
den offiziellen Zahlen 1 berechnet. In der letzten Spalte
füge ich die oben ſchon angeführten Prozentzahlen bei,
mit denen die Baugewerbe 1861 an der ganzen Bevöl-
kerung theilnehmen. Es kommen Gehülfen auf 100
Meiſter:
[Tabelle]

Die großen provinziellen Gegenſätze, die wir hier
vor uns ſehen, die 1861 etwas geringer geworden aber
nicht verſchwunden ſind, entſprechen zugleich der hiſtori-
ſchen Entwicklung der geſchäftlichen Organiſation.

Der mittelalterliche Maurer- und Zimmermeiſter
war ein Handwerker ohne großes Kapital; er durfte wohl
mehr Geſellen und Lehrlinge halten als andere Meiſter,
oft 4 Geſellen und noch mehr, während andern nur
einer oder zwei erlaubt waren; aber ein großer Unter-
nehmer wurde er dadurch nicht. Die Lieferung der
Materialien, des Kalks, der Steine, des Holzes, der
Ziegeln, war Sache deſſen, der bauen ließ; der Kapital-
beſitz des Meiſters reichte dazu nicht, Sitte und Vor-

1 Preußiſche Statiſtik in zwangloſen Heften V, S. 23.
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[383/0405] Die Baugewerbe in den einzelnen Provinzen. den offiziellen Zahlen 1 berechnet. In der letzten Spalte füge ich die oben ſchon angeführten Prozentzahlen bei, mit denen die Baugewerbe 1861 an der ganzen Bevöl- kerung theilnehmen. Es kommen Gehülfen auf 100 Meiſter: Die großen provinziellen Gegenſätze, die wir hier vor uns ſehen, die 1861 etwas geringer geworden aber nicht verſchwunden ſind, entſprechen zugleich der hiſtori- ſchen Entwicklung der geſchäftlichen Organiſation. Der mittelalterliche Maurer- und Zimmermeiſter war ein Handwerker ohne großes Kapital; er durfte wohl mehr Geſellen und Lehrlinge halten als andere Meiſter, oft 4 Geſellen und noch mehr, während andern nur einer oder zwei erlaubt waren; aber ein großer Unter- nehmer wurde er dadurch nicht. Die Lieferung der Materialien, des Kalks, der Steine, des Holzes, der Ziegeln, war Sache deſſen, der bauen ließ; der Kapital- beſitz des Meiſters reichte dazu nicht, Sitte und Vor- 1 Preußiſche Statiſtik in zwangloſen Heften V, S. 23.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/405>, abgerufen am 22.11.2024.