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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
zu,1 weil viele Häuser nur so die tief gesunkenen Preise
glaubten aushalten zu können. Der einzige technische
Fortschritt war der, die beigemengte Baumwolle so zu
verstecken, daß kaum das geübteste Auge diese Stoffe
von unvermengtem Linnen zu unterscheiden vermochte.

Ueber die englische resp. irische Konkurrenz will
ich nur einige Worte bemerken. Durch was sie bis
1840 wirkte, war weder der Maschinenstuhl noch ein
Herabdrücken des Handlohns, sondern das billige Ma-
schinengarn und die Lieferung solider gleichmäßiger reeller
Waare. Im Jahre 1835 existirten in ganz Großbri-
tannien erst 309 Maschinenstühle für Leinwand, während
für Baumwollwaare 109626, für Wollwaare 5127,
für Seidenwaare 1714 gingen.2 Und die Ausfuhr
war von 1800 bis zu dieser Zeit bedeutend gestiegen,
wenn auch die Hauptzunahme erst später fällt.3 Der

1 Vergl. Gülich IV, 437. Zollvereinsblatt 1844, S. 928
schreibt eine Korrespondenz aus Mexico: "Den größten Fehler
begingen die Deutschen durch ein schmales Gewebe und schlechtes
Maß. Ein anderer Fehler der deutschen Waare ist die sehr
große Verschiedenheit von Faden, Gewebe, Farbe, Appretur,
Etiquette und die unendliche Masse Nummern, welche die Käufer
verwirrt. Nur ein Freiburger Haus hat von allen deutschen
Fabrikanten sich gut gehalten, es führt wenige allgemein bekannte
Nummern, welche immer dieselben bleiben und an Qualität sich
gar nicht ändern.
2 Porter, progress of the nation, new edition. Lon-
don
1851. S. 200.
3 Porter, S. 225 ff. Hansemann, die wirthschaftlichen
Verhältnisse des Zollvereins, berechnet S. 35, daß die großbrit.
Ausfuhr betrug 1836/40 jährlich 78 Mill. Yards Linnengewebe,
1846/50 - 99, 1856/60 - 136 Mill. Yards.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
zu,1 weil viele Häuſer nur ſo die tief geſunkenen Preiſe
glaubten aushalten zu können. Der einzige techniſche
Fortſchritt war der, die beigemengte Baumwolle ſo zu
verſtecken, daß kaum das geübteſte Auge dieſe Stoffe
von unvermengtem Linnen zu unterſcheiden vermochte.

Ueber die engliſche resp. iriſche Konkurrenz will
ich nur einige Worte bemerken. Durch was ſie bis
1840 wirkte, war weder der Maſchinenſtuhl noch ein
Herabdrücken des Handlohns, ſondern das billige Ma-
ſchinengarn und die Lieferung ſolider gleichmäßiger reeller
Waare. Im Jahre 1835 exiſtirten in ganz Großbri-
tannien erſt 309 Maſchinenſtühle für Leinwand, während
für Baumwollwaare 109626, für Wollwaare 5127,
für Seidenwaare 1714 gingen.2 Und die Ausfuhr
war von 1800 bis zu dieſer Zeit bedeutend geſtiegen,
wenn auch die Hauptzunahme erſt ſpäter fällt.3 Der

1 Vergl. Gülich IV, 437. Zollvereinsblatt 1844, S. 928
ſchreibt eine Korreſpondenz aus Mexico: „Den größten Fehler
begingen die Deutſchen durch ein ſchmales Gewebe und ſchlechtes
Maß. Ein anderer Fehler der deutſchen Waare iſt die ſehr
große Verſchiedenheit von Faden, Gewebe, Farbe, Appretur,
Etiquette und die unendliche Maſſe Nummern, welche die Käufer
verwirrt. Nur ein Freiburger Haus hat von allen deutſchen
Fabrikanten ſich gut gehalten, es führt wenige allgemein bekannte
Nummern, welche immer dieſelben bleiben und an Qualität ſich
gar nicht ändern.
2 Porter, progress of the nation, new edition. Lon-
don
1851. S. 200.
3 Porter, S. 225 ff. Hanſemann, die wirthſchaftlichen
Verhältniſſe des Zollvereins, berechnet S. 35, daß die großbrit.
Ausfuhr betrug 1836/40 jährlich 78 Mill. Yards Linnengewebe,
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[548/0570] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. zu, 1 weil viele Häuſer nur ſo die tief geſunkenen Preiſe glaubten aushalten zu können. Der einzige techniſche Fortſchritt war der, die beigemengte Baumwolle ſo zu verſtecken, daß kaum das geübteſte Auge dieſe Stoffe von unvermengtem Linnen zu unterſcheiden vermochte. Ueber die engliſche resp. iriſche Konkurrenz will ich nur einige Worte bemerken. Durch was ſie bis 1840 wirkte, war weder der Maſchinenſtuhl noch ein Herabdrücken des Handlohns, ſondern das billige Ma- ſchinengarn und die Lieferung ſolider gleichmäßiger reeller Waare. Im Jahre 1835 exiſtirten in ganz Großbri- tannien erſt 309 Maſchinenſtühle für Leinwand, während für Baumwollwaare 109626, für Wollwaare 5127, für Seidenwaare 1714 gingen. 2 Und die Ausfuhr war von 1800 bis zu dieſer Zeit bedeutend geſtiegen, wenn auch die Hauptzunahme erſt ſpäter fällt. 3 Der 1 Vergl. Gülich IV, 437. Zollvereinsblatt 1844, S. 928 ſchreibt eine Korreſpondenz aus Mexico: „Den größten Fehler begingen die Deutſchen durch ein ſchmales Gewebe und ſchlechtes Maß. Ein anderer Fehler der deutſchen Waare iſt die ſehr große Verſchiedenheit von Faden, Gewebe, Farbe, Appretur, Etiquette und die unendliche Maſſe Nummern, welche die Käufer verwirrt. Nur ein Freiburger Haus hat von allen deutſchen Fabrikanten ſich gut gehalten, es führt wenige allgemein bekannte Nummern, welche immer dieſelben bleiben und an Qualität ſich gar nicht ändern. 2 Porter, progress of the nation, new edition. Lon- don 1851. S. 200. 3 Porter, S. 225 ff. Hanſemann, die wirthſchaftlichen Verhältniſſe des Zollvereins, berechnet S. 35, daß die großbrit. Ausfuhr betrug 1836/40 jährlich 78 Mill. Yards Linnengewebe, 1846/50 - 99, 1856/60 - 136 Mill. Yards.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/570>, abgerufen am 22.11.2024.