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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Schluß und Resultate.
Schulen folgten die Mittelschulen, Provinzialgewerbe-
schulen, Baugewerkschulen und ähnliche Institute, die
aber, wie ich schon oben hervorhob, auch mehr
der höhern besitzenden Klasse, den größern Werk-
meistern, als den kleinen Handwerkern zu gute
kommen. 1 Einzelne Fachschulen für die Meister und
Arbeiter der Hausindustrie hat die Noth da und dort
hervorgerufen: Spinnschulen, Webschulen, Posamentier-
schulen, Uhrmacherschulen, Strohflechtschulen, Klöppel-
schulen, Näh- und Strickschulen. Anderwärts fehlt
es noch sehr an solchen. Manches haben dann in
späterer, meist erst in allerneuester Zeit, freiwillige
Sonntagsschulen, der Unterricht in Arbeiter- und Ge-
werbevereinen geleistet. Dennoch muß ich die oben aus-
gesprochene Behauptung aufrecht erhalten, daß diese
Bemühungen nicht reichen, dem kleinen Meister, dem
Gesellen und Lehrling in Dörfern und kleinen Städten
unzugänglich sind. Nur eine systematische Ordnung des
Zeichen- und gewerblichen Fortbildungsunterrichts, wie
sie in Württemberg erfolgt ist und diese Wohlthaten
bis in die kleinsten Städte und größern Dörfer hinaus-
trägt, genügt. Ob nicht den Unternehmern ein Zwang
zur Freilassung gewisser Stunden für den Besuch der
Schulen, den Arbeitern ein gewisser Zwang des Besuchs
aufzuerlegen sei, wird neuerdings sogar in vielen Handels-
kammerberichten als eine offene Frage behandelt. Ich

1 Vergl. oben S. 321; Viebahn III, 1144 gibt eine
Uebersicht über die sämmtlichen zollvereinsländischen gewerb-
lichen Schulen.

Schluß und Reſultate.
Schulen folgten die Mittelſchulen, Provinzialgewerbe-
ſchulen, Baugewerkſchulen und ähnliche Inſtitute, die
aber, wie ich ſchon oben hervorhob, auch mehr
der höhern beſitzenden Klaſſe, den größern Werk-
meiſtern, als den kleinen Handwerkern zu gute
kommen. 1 Einzelne Fachſchulen für die Meiſter und
Arbeiter der Hausinduſtrie hat die Noth da und dort
hervorgerufen: Spinnſchulen, Webſchulen, Poſamentier-
ſchulen, Uhrmacherſchulen, Strohflechtſchulen, Klöppel-
ſchulen, Näh- und Strickſchulen. Anderwärts fehlt
es noch ſehr an ſolchen. Manches haben dann in
ſpäterer, meiſt erſt in allerneueſter Zeit, freiwillige
Sonntagsſchulen, der Unterricht in Arbeiter- und Ge-
werbevereinen geleiſtet. Dennoch muß ich die oben aus-
geſprochene Behauptung aufrecht erhalten, daß dieſe
Bemühungen nicht reichen, dem kleinen Meiſter, dem
Geſellen und Lehrling in Dörfern und kleinen Städten
unzugänglich ſind. Nur eine ſyſtematiſche Ordnung des
Zeichen- und gewerblichen Fortbildungsunterrichts, wie
ſie in Württemberg erfolgt iſt und dieſe Wohlthaten
bis in die kleinſten Städte und größern Dörfer hinaus-
trägt, genügt. Ob nicht den Unternehmern ein Zwang
zur Freilaſſung gewiſſer Stunden für den Beſuch der
Schulen, den Arbeitern ein gewiſſer Zwang des Beſuchs
aufzuerlegen ſei, wird neuerdings ſogar in vielen Handels-
kammerberichten als eine offene Frage behandelt. Ich

1 Vergl. oben S. 321; Viebahn III, 1144 gibt eine
Ueberſicht über die ſämmtlichen zollvereinsländiſchen gewerb-
lichen Schulen.
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[698/0720] Schluß und Reſultate. Schulen folgten die Mittelſchulen, Provinzialgewerbe- ſchulen, Baugewerkſchulen und ähnliche Inſtitute, die aber, wie ich ſchon oben hervorhob, auch mehr der höhern beſitzenden Klaſſe, den größern Werk- meiſtern, als den kleinen Handwerkern zu gute kommen. 1 Einzelne Fachſchulen für die Meiſter und Arbeiter der Hausinduſtrie hat die Noth da und dort hervorgerufen: Spinnſchulen, Webſchulen, Poſamentier- ſchulen, Uhrmacherſchulen, Strohflechtſchulen, Klöppel- ſchulen, Näh- und Strickſchulen. Anderwärts fehlt es noch ſehr an ſolchen. Manches haben dann in ſpäterer, meiſt erſt in allerneueſter Zeit, freiwillige Sonntagsſchulen, der Unterricht in Arbeiter- und Ge- werbevereinen geleiſtet. Dennoch muß ich die oben aus- geſprochene Behauptung aufrecht erhalten, daß dieſe Bemühungen nicht reichen, dem kleinen Meiſter, dem Geſellen und Lehrling in Dörfern und kleinen Städten unzugänglich ſind. Nur eine ſyſtematiſche Ordnung des Zeichen- und gewerblichen Fortbildungsunterrichts, wie ſie in Württemberg erfolgt iſt und dieſe Wohlthaten bis in die kleinſten Städte und größern Dörfer hinaus- trägt, genügt. Ob nicht den Unternehmern ein Zwang zur Freilaſſung gewiſſer Stunden für den Beſuch der Schulen, den Arbeitern ein gewiſſer Zwang des Beſuchs aufzuerlegen ſei, wird neuerdings ſogar in vielen Handels- kammerberichten als eine offene Frage behandelt. Ich 1 Vergl. oben S. 321; Viebahn III, 1144 gibt eine Ueberſicht über die ſämmtlichen zollvereinsländiſchen gewerb- lichen Schulen.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/720>, abgerufen am 25.11.2024.