Wir legten uns hierauf mehrentheils zur Ruhe, biß auf einige, welche von des Capitains Generosi- tee überflüßig profitiren wolten, und sich theils bey einem Glase Brandtewein, theils bey einer Schaale Coffee oder Canarien-Sect noch tapffer lustig machten, biß der helle Tag anbrach. Demnach hat- ten wir schon ausgeschlaffen, da diese nassen Brüder noch nicht einmahl müde waren. Capitain Wolff- gang ließ so bald die Sonne aufgegangen war, den Lieutenant Horn nebst allen auf dem Schiffe be- findlichen Personen zusammen ruffen, trat auf den Oberlof, und that ohngefähr folgende Rede an die sämmtlich Versammleten:
Meussieurs, und besonders gute Freunde! Es kan euch nicht entfallen seyn, was ich mit einem jeden ins besondere, hernach auch mit allen insgesammt öf- fentlich verabredet, da ich euch theils in meiner Compagnie zu reisen, theils aber in meine würckli- chen Dienste aufgenommen habe. Die meisten unter euch haben mir einen ungezwungenen Eyd über gewisse Puncte, die ich ihnen wohl erkläret habe, geschworen, und ich muß euch allen zum im- merwährenden Ruhme nachsagen, daß nicht ein eintziger nur mit der geringsten Gebärde darwider gehandelt, sondern einer wie der andere vom grö- sten biß zum kleinsten sich dergestalt gegen mich aufgeführet, wie ich von honetten, rechtschaffenen Leuten gehofft habe. Nunmehro aber, lieben Kin- der, ist Zeit und Ort vorhanden, da ich nebst de- nen, die ich darzu auf-und angenommen, von euch scheiden will. Nehmet es mir nicht übel, denn es ist vorhero so mit euch verabredet worden. Sehet,
ich
Wir legten uns hierauf mehrentheils zur Ruhe, biß auf einige, welche von des Capitains Generoſi- teé uͤberfluͤßig profitiren wolten, und ſich theils bey einem Glaſe Brandtewein, theils bey einer Schaale Coffeé oder Canarien-Sect noch tapffer luſtig machten, biß der helle Tag anbrach. Demnach hat- ten wir ſchon ausgeſchlaffen, da dieſe naſſen Bruͤder noch nicht einmahl muͤde waren. Capitain Wolff- gang ließ ſo bald die Sonne aufgegangen war, den Lieutenant Horn nebſt allen auf dem Schiffe be- findlichen Perſonen zuſammen ruffen, trat auf den Oberlof, und that ohngefaͤhr folgende Rede an die ſaͤmmtlich Verſammleten:
Meuſſieurs, und beſonders gute Freunde! Es kan euch nicht entfallen ſeyn, was ich mit einem jeden ins beſondere, hernach auch mit allen insgeſammt oͤf- fentlich verabredet, da ich euch theils in meiner Compagnie zu reiſen, theils aber in meine wuͤrckli- chen Dienſte aufgenommen habe. Die meiſten unter euch haben mir einen ungezwungenen Eyd uͤber gewiſſe Puncte, die ich ihnen wohl erklaͤret habe, geſchworen, und ich muß euch allen zum im- merwaͤhrenden Ruhme nachſagen, daß nicht ein eintziger nur mit der geringſten Gebaͤrde darwider gehandelt, ſondern einer wie der andere vom groͤ- ſten biß zum kleinſten ſich dergeſtalt gegen mich aufgefuͤhret, wie ich von honetten, rechtſchaffenen Leuten gehofft habe. Nunmehro aber, lieben Kin- der, iſt Zeit und Ort vorhanden, da ich nebſt de- nen, die ich darzu auf-und angenommen, von euch ſcheiden will. Nehmet es mir nicht uͤbel, denn es iſt vorhero ſo mit euch verabredet worden. Sehet,
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Wir legten uns hierauf mehrentheils zur Ruhe,
biß auf einige, welche von des Capitains Generoſi-
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einem Glaſe Brandtewein, theils bey einer Schaale
Coffeé oder Canarien-Sect noch tapffer luſtig
machten, biß der helle Tag anbrach. Demnach hat-
ten wir ſchon ausgeſchlaffen, da dieſe naſſen Bruͤder
noch nicht einmahl muͤde waren. Capitain Wolff-
gang ließ ſo bald die Sonne aufgegangen war, den
Lieutenant Horn nebſt allen auf dem Schiffe be-
findlichen Perſonen zuſammen ruffen, trat auf den
Oberlof, und that ohngefaͤhr folgende Rede an die
ſaͤmmtlich Verſammleten:
Meuſſieurs, und beſonders gute Freunde! Es kan
euch nicht entfallen ſeyn, was ich mit einem jeden
ins beſondere, hernach auch mit allen insgeſammt oͤf-
fentlich verabredet, da ich euch theils in meiner
Compagnie zu reiſen, theils aber in meine wuͤrckli-
chen Dienſte aufgenommen habe. Die meiſten
unter euch haben mir einen ungezwungenen Eyd
uͤber gewiſſe Puncte, die ich ihnen wohl erklaͤret
habe, geſchworen, und ich muß euch allen zum im-
merwaͤhrenden Ruhme nachſagen, daß nicht ein
eintziger nur mit der geringſten Gebaͤrde darwider
gehandelt, ſondern einer wie der andere vom groͤ-
ſten biß zum kleinſten ſich dergeſtalt gegen mich
aufgefuͤhret, wie ich von honetten, rechtſchaffenen
Leuten gehofft habe. Nunmehro aber, lieben Kin-
der, iſt Zeit und Ort vorhanden, da ich nebſt de-
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iſt vorhero ſo mit euch verabredet worden. Sehet,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/104>, abgerufen am 27.11.2024.
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