den würde, u. s. w. Worauff er sich denn auch ei- nes andern besonn, und mir hoch und theur zu- schwur, sich mit christl. Gedult in alles zu geben, was der Himmel über ihn verhängen wolle. Er bat mich hierbey, alleine zur Concordia zugehen, und dieselbe mit Gelegenheit auf andere Gedancken zu bringen. Jch bat ihn noch einmahl, seine Seele, Himmel und Hölle zu bedencken, und begab mich zur Concordia, welche mich bat: Jch möchte doch aus jenem Mantel etwas Regen-Wasser ausdrü- cken, und ihr solches zu trincken geben. Jch ver- sicherte ihr solches zu thun, und begehrete nur etwas Gedult von ihr, weil diese Arbeit nicht so hurtig zu- gehen möchte. Sie versprach, wiewohl in würckli- cher Phantasie, eine halbe Stunde zu warten; Aber mein GOTT! da war weder Mantel noch nichts, woraus ein eintziger Tropffen Wassers zu drücken gewesen wäre. Derowegen lieff ich ohn ausgezo- gen durch die See nach dem Schiffe zu, und fand, zu meinen selbst eigenen grösten Freuden, ein zuge- pichtes Faß mit süssen Wasser, worvon ich ein er- trägliches Lägel füllete, aus unserer Cajüte etwas Thee, Zucker und Zimmet zu mir nahm, und so hur- tig als möglich wieder zurück eilete. Ohngeacht ich aber kaum eine halbe Stunde ausgeblieben war, sagte doch Concordia, indem ich ihr einen Becher mit frischen Wasser reichte: Jhr hättet binnen 5. Stunden keine Tonne Wasser außdrücken dürf- fen, wenn ihr mich nur mit einem Löffel voll hättet erquicken wollen; aber ihr wollet mir nur das Hertze mit Weine brechen, GOTT vergebe es euch. Doch da sie den Becher mit frischen Wasser aus-
getrun-
den wuͤrde, u. ſ. w. Worauff er ſich denn auch ei- nes andern beſonn, und mir hoch und theur zu- ſchwur, ſich mit chriſtl. Gedult in alles zu geben, was der Himmel uͤber ihn verhaͤngen wolle. Er bat mich hierbey, alleine zur Concordia zugehen, und dieſelbe mit Gelegenheit auf andere Gedancken zu bringen. Jch bat ihn noch einmahl, ſeine Seele, Himmel und Hoͤlle zu bedencken, und begab mich zur Concordia, welche mich bat: Jch moͤchte doch aus jenem Mantel etwas Regen-Waſſer ausdruͤ- cken, und ihr ſolches zu trincken geben. Jch ver- ſicherte ihr ſolches zu thun, und begehrete nur etwas Gedult von ihr, weil dieſe Arbeit nicht ſo hurtig zu- gehen moͤchte. Sie verſprach, wiewohl in wuͤrckli- cher Phantaſie, eine halbe Stunde zu warten; Aber mein GOTT! da war weder Mantel noch nichts, woraus ein eintziger Tropffen Waſſers zu druͤcken geweſen waͤre. Derowegen lieff ich ohn ausgezo- gen durch die See nach dem Schiffe zu, und fand, zu meinen ſelbſt eigenen groͤſten Freuden, ein zuge- pichtes Faß mit ſuͤſſen Waſſer, worvon ich ein er- traͤgliches Laͤgel fuͤllete, aus unſerer Cajüte etwas Thee, Zucker und Zimmet zu mir nahm, und ſo hur- tig als moͤglich wieder zuruͤck eilete. Ohngeacht ich aber kaum eine halbe Stunde ausgeblieben war, ſagte doch Concordia, indem ich ihr einen Becher mit friſchen Waſſer reichte: Jhr haͤttet binnen 5. Stunden keine Tonne Waſſer außdruͤcken duͤrf- fen, wenn ihr mich nur mit einem Loͤffel voll haͤttet erquicken wollen; aber ihr wollet mir nur das Hertze mit Weine brechen, GOTT vergebe es euch. Doch da ſie den Becher mit friſchen Waſſer aus-
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den wuͤrde, u. ſ. w. Worauff er ſich denn auch ei-
nes andern beſonn, und mir hoch und theur zu-
ſchwur, ſich mit chriſtl. Gedult in alles zu geben,
was der Himmel uͤber ihn verhaͤngen wolle. Er
bat mich hierbey, alleine zur Concordia zugehen, und
dieſelbe mit Gelegenheit auf andere Gedancken zu
bringen. Jch bat ihn noch einmahl, ſeine Seele,
Himmel und Hoͤlle zu bedencken, und begab mich
zur Concordia, welche mich bat: Jch moͤchte doch
aus jenem Mantel etwas Regen-Waſſer ausdruͤ-
cken, und ihr ſolches zu trincken geben. Jch ver-
ſicherte ihr ſolches zu thun, und begehrete nur etwas
Gedult von ihr, weil dieſe Arbeit nicht ſo hurtig zu-
gehen moͤchte. Sie verſprach, wiewohl in wuͤrckli-
cher Phantaſie, eine halbe Stunde zu warten; Aber
mein GOTT! da war weder Mantel noch nichts,
woraus ein eintziger Tropffen Waſſers zu druͤcken
geweſen waͤre. Derowegen lieff ich ohn ausgezo-
gen durch die See nach dem Schiffe zu, und fand,
zu meinen ſelbſt eigenen groͤſten Freuden, ein zuge-
pichtes Faß mit ſuͤſſen Waſſer, worvon ich ein er-
traͤgliches Laͤgel fuͤllete, aus unſerer Cajüte etwas
Thee, Zucker und Zimmet zu mir nahm, und ſo hur-
tig als moͤglich wieder zuruͤck eilete. Ohngeacht ich
aber kaum eine halbe Stunde ausgeblieben war,
ſagte doch Concordia, indem ich ihr einen Becher
mit friſchen Waſſer reichte: Jhr haͤttet binnen 5.
Stunden keine Tonne Waſſer außdruͤcken duͤrf-
fen, wenn ihr mich nur mit einem Loͤffel voll haͤttet
erquicken wollen; aber ihr wollet mir nur das Hertze
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/158>, abgerufen am 24.11.2024.
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