fehlbar seelig verstorbene Christ so sehnlich begeh- ret hat, da wir ausser dem uns eine stattliche Be- lohnung zu versprechen haben. Mons. van Leuven war so gleich bereit, Lemelie aber sagte: Jch glau- be nicht, daß die Belohnung so sonderlich seyn wird, denn die Spanier sind gewohnt, wo es möglich ist, auch noch nach ihrem Tode Rodomontaden vorzumachen. Derowegen versichere, daß mich eher und lieber mit zwey See-Räubern herum schlagen, als mit dergleichen Leiche zu thun haben wolte; Jedoch euch als meinen Gefährten zu Ge- fallen, will ich mich auch bey dieser heßlichen Arbeit nicht ausschliessen.
Hierauf lieff ich fort, langete ein grosses Stück alt Seegel-Tuch, nebst einer Hacke und Schauf- fel, welche 2. letztern Stück ich vor der Höle liegen ließ, mit dem Tuche aber begaben wir uns aber- mahls in die unter-irrdische Höle. Mons. van Leuven wolten den Cörper bey den Schuldern, ich aber dessen Schenckel anfassen; allein, kaum hat- ten wir denselben etwas angeregt, da er auf ein- mahl mit ziemlichen Geprassele in einen Klumpen zerfiel, worüber Lemelie aufs neue dermassen er- schrack, daß er seinen Kopff zwischen die Ohren nahm, und so weit darvon lieff, als er lauffen konte. Mons. van Leuven und ich erschracken zwar an- fänglich auch in etwas, da wir aber überlegten, daß dieses natürlicher Weise nicht anders zugehen, und weder von unserm Versehen, noch andern überna- türlichen Ursachen herrühren könte; Lafen und steichen wir die Gebeine und Asche des seeligen Mit- Bruders zusammen auf das ausgebreitete Seegel-
Tuch,
fehlbar ſeelig verſtorbene Chriſt ſo ſehnlich begeh- ret hat, da wir auſſer dem uns eine ſtattliche Be- lohnung zu verſprechen haben. Monſ. van Leuven war ſo gleich bereit, Lemelie aber ſagte: Jch glau- be nicht, daß die Belohnung ſo ſonderlich ſeyn wird, denn die Spanier ſind gewohnt, wo es moͤglich iſt, auch noch nach ihrem Tode Rodomontaden vorzumachen. Derowegen verſichere, daß mich eher und lieber mit zwey See-Raͤubern herum ſchlagen, als mit dergleichen Leiche zu thun haben wolte; Jedoch euch als meinen Gefaͤhrten zu Ge- fallen, will ich mich auch bey dieſer heßlichen Arbeit nicht ausſchlieſſen.
Hierauf lieff ich fort, langete ein groſſes Stuͤck alt Seegel-Tuch, nebſt einer Hacke und Schauf- fel, welche 2. letztern Stuͤck ich vor der Hoͤle liegen ließ, mit dem Tuche aber begaben wir uns aber- mahls in die unter-irrdiſche Hoͤle. Monſ. van Leuven wolten den Coͤrper bey den Schuldern, ich aber deſſen Schenckel anfaſſen; allein, kaum hat- ten wir denſelben etwas angeregt, da er auf ein- mahl mit ziemlichen Gepraſſele in einen Klumpen zerfiel, woruͤber Lemelie aufs neue dermaſſen er- ſchrack, daß er ſeinen Kopff zwiſchen die Ohren nahm, und ſo weit darvon lieff, als er lauffen konte. Monſ. van Leuven und ich erſchracken zwar an- faͤnglich auch in etwas, da wir aber uͤberlegten, daß dieſes natuͤrlicher Weiſe nicht anders zugehen, und weder von unſerm Verſehen, noch andern uͤberna- tuͤrlichen Urſachen herruͤhren koͤnte; Lafen und ſteichen wir die Gebeine und Aſche des ſeeligen Mit- Bruders zuſammen auf das ausgebreitete Seegel-
Tuch,
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fehlbar ſeelig verſtorbene Chriſt ſo ſehnlich begeh-
ret hat, da wir auſſer dem uns eine ſtattliche Be-
lohnung zu verſprechen haben. Monſ. van Leuven
war ſo gleich bereit, Lemelie aber ſagte: Jch glau-
be nicht, daß die Belohnung ſo ſonderlich ſeyn wird,
denn die Spanier ſind gewohnt, wo es moͤglich
iſt, auch noch nach ihrem Tode Rodomontaden
vorzumachen. Derowegen verſichere, daß mich
eher und lieber mit zwey See-Raͤubern herum
ſchlagen, als mit dergleichen Leiche zu thun haben
wolte; Jedoch euch als meinen Gefaͤhrten zu Ge-
fallen, will ich mich auch bey dieſer heßlichen Arbeit
nicht ausſchlieſſen.
Hierauf lieff ich fort, langete ein groſſes Stuͤck
alt Seegel-Tuch, nebſt einer Hacke und Schauf-
fel, welche 2. letztern Stuͤck ich vor der Hoͤle liegen
ließ, mit dem Tuche aber begaben wir uns aber-
mahls in die unter-irrdiſche Hoͤle. Monſ. van
Leuven wolten den Coͤrper bey den Schuldern, ich
aber deſſen Schenckel anfaſſen; allein, kaum hat-
ten wir denſelben etwas angeregt, da er auf ein-
mahl mit ziemlichen Gepraſſele in einen Klumpen
zerfiel, woruͤber Lemelie aufs neue dermaſſen er-
ſchrack, daß er ſeinen Kopff zwiſchen die Ohren
nahm, und ſo weit darvon lieff, als er lauffen konte.
Monſ. van Leuven und ich erſchracken zwar an-
faͤnglich auch in etwas, da wir aber uͤberlegten, daß
dieſes natuͤrlicher Weiſe nicht anders zugehen, und
weder von unſerm Verſehen, noch andern uͤberna-
tuͤrlichen Urſachen herruͤhren koͤnte; Lafen und
ſteichen wir die Gebeine und Aſche des ſeeligen Mit-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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