hierzu, da aber Concordia gleichfals wissen wolte, was wir heute vor eine besondere Arbeit verrichtet hätten, erzehlten wir derselben alles umständlich. Sie bezeigte gleich nach der Mahlzeit besondere Lust mit in die Höle zu gehen, da aber Mons. van Leuven, wegen des annoch darinnen befindlichen übeln Geruchs, ihr davon abrieth, und ihre Be- gierde biß auf ein paar Tage zu hemmen bat; gab sie sich gar bald zu frieden, [g]ing wieder aus aufs Jagen und Fischen, wir 3. Manns-Personen aber in die Höle, weil unsere grosse Lampe annoch dar- innen brandte.
Nunmehro war, nach dem wir, den moderigen Geruch zu vertreiben, etliche mahl ein wenig Pul- ver angezündet hatten, unfere erste Bemühung, die alten Uhrkunden, welche in den steinernen Sef- sel verwahrt liegen solten, zu suchen. Demnach entdeckten wir im Sitze ein viereckigtes Loch, in welches ein wohl gearbeiteter Deckel eingepasset war, so bald nun derselbe ausgehoben, fanden sich oben auf die in Wachs eingefütterten geschriebe- nen Sachen, die ich euch, mein Vetter und Sohn, gestern Abend eingehändiget habe, unter denselbi- gen ein güldener Becher mit unschätzbaren Kleino- dien angefüllet, welcher in den schönsten güldenen Müntzen vielerley Gepräges und Forme vergraben stund. Wir gaben uns die Mühe, dieses geraum- liche Loch, oder den verborgenen Schatz-Kasten, gantz auszuräumen, weil wir aber weiter weder Brieffchafften noch etwas anders fanden, schütte- ten wir 18. Hüte voll Gold-Müntze wieder hinein, nahmen den Gold-Becher nebst den Briefschafften
zu
hierzu, da aber Concordia gleichfals wiſſen wolte, was wir heute vor eine beſondere Arbeit verrichtet haͤtten, erzehlten wir derſelben alles umſtaͤndlich. Sie bezeigte gleich nach der Mahlzeit beſondere Luſt mit in die Hoͤle zu gehen, da aber Monſ. van Leuven, wegen des annoch darinnen befindlichen uͤbeln Geruchs, ihr davon abrieth, und ihre Be- gierde biß auf ein paar Tage zu hemmen bat; gab ſie ſich gar bald zu frieden, [g]ing wieder aus aufs Jagen und Fiſchen, wir 3. Manns-Perſonen aber in die Hoͤle, weil unſere groſſe Lampe annoch dar- innen brandte.
Nunmehro war, nach dem wir, den moderigen Geruch zu vertreiben, etliche mahl ein wenig Pul- ver angezuͤndet hatten, unfere erſte Bemuͤhung, die alten Uhrkunden, welche in den ſteinernen Sef- ſel verwahrt liegen ſolten, zu ſuchen. Demnach entdeckten wir im Sitze ein viereckigtes Loch, in welches ein wohl gearbeiteter Deckel eingepaſſet war, ſo bald nun derſelbe ausgehoben, fanden ſich oben auf die in Wachs eingefuͤtterten geſchriebe- nen Sachen, die ich euch, mein Vetter und Sohn, geſtern Abend eingehaͤndiget habe, unter denſelbi- gen ein guͤldener Becher mit unſchaͤtzbaren Kleino- dien angefuͤllet, welcher in den ſchoͤnſten guͤldenen Muͤntzen vielerley Gepraͤges und Forme vergraben ſtund. Wir gaben uns die Muͤhe, dieſes geraum- liche Loch, oder den verborgenen Schatz-Kaſten, gantz auszuraͤumen, weil wir aber weiter weder Brieffchafften noch etwas anders fanden, ſchuͤtte- ten wir 18. Huͤte voll Gold-Muͤntze wieder hinein, nahmen den Gold-Becher nebſt den Briefſchafften
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hierzu, da aber Concordia gleichfals wiſſen wolte,
was wir heute vor eine beſondere Arbeit verrichtet
haͤtten, erzehlten wir derſelben alles umſtaͤndlich.
Sie bezeigte gleich nach der Mahlzeit beſondere
Luſt mit in die Hoͤle zu gehen, da aber Monſ. van
Leuven, wegen des annoch darinnen befindlichen
uͤbeln Geruchs, ihr davon abrieth, und ihre Be-
gierde biß auf ein paar Tage zu hemmen bat; gab
ſie ſich gar bald zu frieden, ging wieder aus aufs
Jagen und Fiſchen, wir 3. Manns-Perſonen aber
in die Hoͤle, weil unſere groſſe Lampe annoch dar-
innen brandte.
Nunmehro war, nach dem wir, den moderigen
Geruch zu vertreiben, etliche mahl ein wenig Pul-
ver angezuͤndet hatten, unfere erſte Bemuͤhung,
die alten Uhrkunden, welche in den ſteinernen Sef-
ſel verwahrt liegen ſolten, zu ſuchen. Demnach
entdeckten wir im Sitze ein viereckigtes Loch, in
welches ein wohl gearbeiteter Deckel eingepaſſet
war, ſo bald nun derſelbe ausgehoben, fanden ſich
oben auf die in Wachs eingefuͤtterten geſchriebe-
nen Sachen, die ich euch, mein Vetter und Sohn,
geſtern Abend eingehaͤndiget habe, unter denſelbi-
gen ein guͤldener Becher mit unſchaͤtzbaren Kleino-
dien angefuͤllet, welcher in den ſchoͤnſten guͤldenen
Muͤntzen vielerley Gepraͤges und Forme vergraben
ſtund. Wir gaben uns die Muͤhe, dieſes geraum-
liche Loch, oder den verborgenen Schatz-Kaſten,
gantz auszuraͤumen, weil wir aber weiter weder
Brieffchafften noch etwas anders fanden, ſchuͤtte-
ten wir 18. Huͤte voll Gold-Muͤntze wieder hinein,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/202>, abgerufen am 22.11.2024.
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