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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Julio zu begehen, weil sich dieser unterstund, seiner
geil-brünstigen Gewaltthätigkeit bey der
keuschen Concordia zu wiederstehen.
Aber,
da die Boßheit am grösten,
war die Straffe am nächsten
denn das Kind der Finsterniß lieff in der Finsterniß
derselben entgegen,
und wurde
von dem unschuldig-verwundeten
ohne Vorsatz
tödtlich, doch schuldig, verwundet.
Dem ohngeachtschien ihm
die Busse und Bekehrung unmöglich,
das Zureden seiner Beleydigten unnützlich,
GOttes Barmhertzigkeit unkräfftig,
die Verzweiffelung aber unvermeidlich,
stach sich derowegen mit seinem Messer selbst das
ruchlose Hertz ab.
Und also
starb der Höllen-Brand als ein Vieh,
welcher gelebt als ein Vieh,
und wurde allhier eingescharrt als ein Vieh
den 10. Decembr. 1646.
von
Albert Julio
Der HErr sey Richter zwischen
uns und dir.

Wir bewunderten hierbey allerseits unsers Alt-
Vaters Alberti besondern Fleiß und Geschicklich-
keit, brachten noch über eine Stunde zu, die an-

andern
S 4
Julio zu begehen, weil ſich dieſer unterſtund, ſeiner
geil-bruͤnſtigen Gewaltthaͤtigkeit bey der
keuſchen Concordia zu wiederſtehen.
Aber,
da die Boßheit am groͤſten,
war die Straffe am naͤchſten
denn das Kind der Finſterniß lieff in der Finſterniß
derſelben entgegen,
und wurde
von dem unſchuldig-verwundeten
ohne Vorſatz
toͤdtlich, doch ſchuldig, verwundet.
Dem ohngeachtſchien ihm
die Buſſe und Bekehrung unmoͤglich,
das Zureden ſeiner Beleydigten unnuͤtzlich,
GOttes Barmhertzigkeit unkraͤfftig,
die Verzweiffelung aber unvermeidlich,
ſtach ſich derowegen mit ſeinem Meſſer ſelbſt das
ruchloſe Hertz ab.
Und alſo
ſtarb der Hoͤllen-Brand als ein Vieh,
welcher gelebt als ein Vieh,
und wurde allhier eingeſcharrt als ein Vieh
den 10. Decembr. 1646.
von
Albert Julio
Der HErr ſey Richter zwiſchen
uns und dir.

Wir bewunderten hierbey allerſeits unſers Alt-
Vaters Alberti beſondern Fleiß und Geſchicklich-
keit, brachten noch uͤber eine Stunde zu, die an-

andern
S 4
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[279/0293] Julio zu begehen, weil ſich dieſer unterſtund, ſeiner geil-bruͤnſtigen Gewaltthaͤtigkeit bey der keuſchen Concordia zu wiederſtehen. Aber, da die Boßheit am groͤſten, war die Straffe am naͤchſten denn das Kind der Finſterniß lieff in der Finſterniß derſelben entgegen, und wurde von dem unſchuldig-verwundeten ohne Vorſatz toͤdtlich, doch ſchuldig, verwundet. Dem ohngeachtſchien ihm die Buſſe und Bekehrung unmoͤglich, das Zureden ſeiner Beleydigten unnuͤtzlich, GOttes Barmhertzigkeit unkraͤfftig, die Verzweiffelung aber unvermeidlich, ſtach ſich derowegen mit ſeinem Meſſer ſelbſt das ruchloſe Hertz ab. Und alſo ſtarb der Hoͤllen-Brand als ein Vieh, welcher gelebt als ein Vieh, und wurde allhier eingeſcharrt als ein Vieh den 10. Decembr. 1646. von Albert Julio Der HErr ſey Richter zwiſchen uns und dir. Wir bewunderten hierbey allerſeits unſers Alt- Vaters Alberti beſondern Fleiß und Geſchicklich- keit, brachten noch uͤber eine Stunde zu, die an- andern S 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/293>, abgerufen am 16.06.2024.