kunfft mit solchen thörichten Reden, oder man wird euch zeigen wer Joseph van Zutphen sey.
Jndem nun von diesen beyden jungen Stutzern einer so viel Galle und Feuer bey sich führete, als der andere, kam es gar geschwind zum heffugsten Wort- Streit, und fehlete wenig, daß sie nicht ihre Degen- Klingen in unserer Gegenwart gemessen hätten, doch auf Zureden anderer wurde unter ihnen ein Schein- Friede gestifftet, der aber nicht länger währete, biß auf folgenden Morgen, da beyde mit erwählten Beyständen vor der Stadt einen Zwey-Kampff unter sich vornahmen, in welchem Joseph von sei- nem vormahligen Hertzens-Freunde dem Jan tödt- lich verwundet auf dem Platze liegen blieb; der Mörder aber seine Flucht nach Franckreich nahm, von wannen er gar bald an mich die verliebtesten Briefe schrieb, und versprach, seine Sachen aufs längste binnen einem halben Jahre dahin zu richten, daß er sich wiederum ohne Gefahr in Middelburg dürffte sehen lassen, wenn er nur sichere Rechnung auf die Eroberung meines Hertzens machen könte.
Allein, bey mir war hinführo weder an die ge- ringste Liebe noch Aussöhnung vor Jan van Landre zu gedencken, und ob ich gleich vor der Zeit seinet- wegen mehr Empfindlichkeit als vor Joseph und an- dere Manns-Personen in mir verspüret, löschete doch seine eigene mit Blut besstdelte Hand, und das klägliche Andencken des meinetwegen jämmerlich Entleibten das kaum angezündete Füncklein der Lie- be in meinem Hertzen auf einmahl völlig aus, mit- hin vermehrete sich meln angebohrnes melancholi-
sches
kunfft mit ſolchen thoͤrichten Reden, oder man wird euch zeigen wer Joſeph van Zutphen ſey.
Jndem nun von dieſen beyden jungen Stutzern einer ſo viel Galle und Feuer bey ſich fuͤhrete, als der andere, kam es gar geſchwind zum heffugſten Wort- Streit, und fehlete wenig, daß ſie nicht ihre Degen- Klingen in unſerer Gegenwart gemeſſen haͤtten, doch auf Zureden anderer wurde unter ihnen ein Schein- Friede geſtifftet, der aber nicht laͤnger waͤhrete, biß auf folgenden Morgen, da beyde mit erwaͤhlten Beyſtaͤnden vor der Stadt einen Zwey-Kampff unter ſich vornahmen, in welchem Joſeph von ſei- nem vormahligen Hertzens-Freunde dem Jan toͤdt- lich verwundet auf dem Platze liegen blieb; der Moͤrder aber ſeine Flucht nach Franckreich nahm, von wannen er gar bald an mich die verliebteſten Briefe ſchrieb, und verſprach, ſeine Sachen aufs laͤngſte binnen einem halben Jahre dahin zu richten, daß er ſich wiederum ohne Gefahr in Middelburg duͤrffte ſehen laſſen, wenn er nur ſichere Rechnung auf die Eroberung meines Hertzens machen koͤnte.
Allein, bey mir war hinfuͤhro weder an die ge- ringſte Liebe noch Ausſoͤhnung vor Jan van Landre zu gedencken, und ob ich gleich vor der Zeit ſeinet- wegen mehr Empfindlichkeit als vor Joſeph und an- dere Manns-Perſonen in mir verſpuͤret, loͤſchete doch ſeine eigene mit Blut beſſtdelte Hand, und das klaͤgliche Andencken des meinetwegen jaͤmmerlich Entleibten das kaum angezuͤndete Fuͤncklein der Lie- be in meinem Hertzen auf einmahl voͤllig aus, mit- hin vermehrete ſich meln angebohrnes melancholi-
ſches
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kunfft mit ſolchen thoͤrichten Reden, oder man wird
euch zeigen wer Joſeph van Zutphen ſey.
Jndem nun von dieſen beyden jungen Stutzern
einer ſo viel Galle und Feuer bey ſich fuͤhrete, als der
andere, kam es gar geſchwind zum heffugſten Wort-
Streit, und fehlete wenig, daß ſie nicht ihre Degen-
Klingen in unſerer Gegenwart gemeſſen haͤtten, doch
auf Zureden anderer wurde unter ihnen ein Schein-
Friede geſtifftet, der aber nicht laͤnger waͤhrete, biß
auf folgenden Morgen, da beyde mit erwaͤhlten
Beyſtaͤnden vor der Stadt einen Zwey-Kampff
unter ſich vornahmen, in welchem Joſeph von ſei-
nem vormahligen Hertzens-Freunde dem Jan toͤdt-
lich verwundet auf dem Platze liegen blieb; der
Moͤrder aber ſeine Flucht nach Franckreich nahm,
von wannen er gar bald an mich die verliebteſten
Briefe ſchrieb, und verſprach, ſeine Sachen aufs
laͤngſte binnen einem halben Jahre dahin zu richten,
daß er ſich wiederum ohne Gefahr in Middelburg
duͤrffte ſehen laſſen, wenn er nur ſichere Rechnung
auf die Eroberung meines Hertzens machen koͤnte.
Allein, bey mir war hinfuͤhro weder an die ge-
ringſte Liebe noch Ausſoͤhnung vor Jan van Landre
zu gedencken, und ob ich gleich vor der Zeit ſeinet-
wegen mehr Empfindlichkeit als vor Joſeph und an-
dere Manns-Perſonen in mir verſpuͤret, loͤſchete
doch ſeine eigene mit Blut beſſtdelte Hand, und das
klaͤgliche Andencken des meinetwegen jaͤmmerlich
Entleibten das kaum angezuͤndete Fuͤncklein der Lie-
be in meinem Hertzen auf einmahl voͤllig aus, mit-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/324>, abgerufen am 26.11.2024.
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