lichen Gegen-Liebe von mir empfangen habt, als ein rechtschaffener Mensch von einem honetten Frauen- zimmer verlangen kan. Dem ohngeachtet habt ihr euer veränderliches Gemüthe unmöglich verbergen können. Jedoch es ist vorbey, und es soll euch Seiten meiner alles hertzlich vergeben seyn. Jch schwere auch zu GOtt, daß ich dieser wegen nim- mermehr die geringste Feindschafft gegen eure Per- son hegen, anbey aber auch nimmermehr eure Ehe- Gattin werden will, weil die Furcht wegen der zu- künfftigen Unbeständigkeit so wohl euch als mir bloß zur beständigen Marter und Quaal gereichen würde.
Alle Anwesenden stutzten gewaltig hierüber, wandten auch so wohl als der Neu-Verliebte allen Fleiß und Beredsamkeit an, meine Schwester ausbessern Sinn zu bringen, jedoch es halff alles nichts, sondern der unbeständige Liebhaber muste wohlverdienter weise nunmehro bey beyden Schwestern durch den Korb zu fallen sich belie- ben lassen.
Solchergestalt nun wurden wir beyden Schwe- ster wiederum ziemlich einig, wiewohl die Eltern mit unsern eigensinnigen Köpffen nicht allerdings zufrieden waren, indem sich bey uns nicht die ge- ringste Lust zu heyrathen, oder wenigstens mit Manns-Personen umzugehen zeigen wolte.
Endlich, da nach erwehnten unglücklichen Hey- raths-Tractaten fast anderthalbes Jahr verstrichen war, fand ein junger, etwa 28. jähriger Cavalier allerhand artige Mittel, sich bey meiner Schwester einzuschmeicheln. Er hielt starcke Freundschafft mit meinen Brüdern, nennete sich Alexander de
la
U 5
lichen Gegen-Liebe von mir empfangen habt, als ein rechtſchaffener Menſch von einem honetten Frauen- zimmer verlangen kan. Dem ohngeachtet habt ihr euer veraͤnderliches Gemuͤthe unmoͤglich verbergen koͤnnen. Jedoch es iſt vorbey, und es ſoll euch Seiten meiner alles hertzlich vergeben ſeyn. Jch ſchwere auch zu GOtt, daß ich dieſer wegen nim- mermehr die geringſte Feindſchafft gegen eure Per- ſon hegen, anbey aber auch nimmermehr eure Ehe- Gattin werden will, weil die Furcht wegen der zu- kuͤnfftigen Unbeſtaͤndigkeit ſo wohl euch als mir bloß zur beſtaͤndigen Marter und Quaal gereichen wuͤrde.
Alle Anweſenden ſtutzten gewaltig hieruͤber, wandten auch ſo wohl als der Neu-Verliebte allen Fleiß und Beredſamkeit an, meine Schweſter auſbeſſern Sinn zu bringen, jedoch es halff alles nichts, ſondern der unbeſtaͤndige Liebhaber muſte wohlverdienter weiſe nunmehro bey beyden Schweſtern durch den Korb zu fallen ſich belie- ben laſſen.
Solchergeſtalt nun wurden wir beyden Schwe- ſter wiederum ziemlich einig, wiewohl die Eltern mit unſern eigenſinnigen Koͤpffen nicht allerdings zufrieden waren, indem ſich bey uns nicht die ge- ringſte Luſt zu heyrathen, oder wenigſtens mit Manns-Perſonen umzugehen zeigen wolte.
Endlich, da nach erwehnten ungluͤcklichen Hey- raths-Tractaten faſt anderthalbes Jahr verſtrichen war, fand ein junger, etwa 28. jaͤhriger Cavalier allerhand artige Mittel, ſich bey meiner Schweſter einzuſchmeicheln. Er hielt ſtarcke Freundſchafft mit meinen Bruͤdern, nennete ſich Alexander de
la
U 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0327"n="313"/>
lichen Gegen-Liebe von mir empfangen habt, als ein<lb/>
rechtſchaffener Menſch von einem <hirendition="#aq">honett</hi>en Frauen-<lb/>
zimmer verlangen kan. Dem ohngeachtet habt ihr<lb/>
euer veraͤnderliches Gemuͤthe unmoͤglich verbergen<lb/>
koͤnnen. Jedoch es iſt vorbey, und es ſoll euch<lb/>
Seiten meiner alles hertzlich vergeben ſeyn. Jch<lb/>ſchwere auch zu GOtt, daß ich dieſer wegen nim-<lb/>
mermehr die geringſte Feindſchafft gegen eure Per-<lb/>ſon hegen, anbey aber auch nimmermehr eure Ehe-<lb/>
Gattin werden will, weil die Furcht wegen der zu-<lb/>
kuͤnfftigen Unbeſtaͤndigkeit ſo wohl euch als mir bloß<lb/>
zur beſtaͤndigen Marter und Quaal gereichen wuͤrde.</p><lb/><p>Alle Anweſenden ſtutzten gewaltig hieruͤber,<lb/>
wandten auch ſo wohl als der Neu-Verliebte allen<lb/>
Fleiß und Beredſamkeit an, meine Schweſter<lb/>
auſbeſſern Sinn zu bringen, jedoch es halff alles<lb/>
nichts, ſondern der unbeſtaͤndige Liebhaber muſte<lb/>
wohlverdienter weiſe nunmehro bey beyden<lb/>
Schweſtern durch den Korb zu fallen ſich belie-<lb/>
ben laſſen.</p><lb/><p>Solchergeſtalt nun wurden wir beyden Schwe-<lb/>ſter wiederum ziemlich einig, wiewohl die Eltern<lb/>
mit unſern eigenſinnigen Koͤpffen nicht allerdings<lb/>
zufrieden waren, indem ſich bey uns nicht die ge-<lb/>
ringſte Luſt zu heyrathen, oder wenigſtens mit<lb/>
Manns-Perſonen umzugehen zeigen wolte.</p><lb/><p>Endlich, da nach erwehnten ungluͤcklichen Hey-<lb/>
raths-<hirendition="#aq">Tractat</hi>en faſt anderthalbes Jahr verſtrichen<lb/>
war, fand ein junger, etwa 28. jaͤhriger <hirendition="#aq">Cavalier</hi><lb/>
allerhand artige Mittel, ſich bey meiner Schweſter<lb/>
einzuſchmeicheln. Er hielt ſtarcke Freundſchafft<lb/>
mit meinen Bruͤdern, nennete ſich <hirendition="#aq">Alexander de</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">la</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[313/0327]
lichen Gegen-Liebe von mir empfangen habt, als ein
rechtſchaffener Menſch von einem honetten Frauen-
zimmer verlangen kan. Dem ohngeachtet habt ihr
euer veraͤnderliches Gemuͤthe unmoͤglich verbergen
koͤnnen. Jedoch es iſt vorbey, und es ſoll euch
Seiten meiner alles hertzlich vergeben ſeyn. Jch
ſchwere auch zu GOtt, daß ich dieſer wegen nim-
mermehr die geringſte Feindſchafft gegen eure Per-
ſon hegen, anbey aber auch nimmermehr eure Ehe-
Gattin werden will, weil die Furcht wegen der zu-
kuͤnfftigen Unbeſtaͤndigkeit ſo wohl euch als mir bloß
zur beſtaͤndigen Marter und Quaal gereichen wuͤrde.
Alle Anweſenden ſtutzten gewaltig hieruͤber,
wandten auch ſo wohl als der Neu-Verliebte allen
Fleiß und Beredſamkeit an, meine Schweſter
auſbeſſern Sinn zu bringen, jedoch es halff alles
nichts, ſondern der unbeſtaͤndige Liebhaber muſte
wohlverdienter weiſe nunmehro bey beyden
Schweſtern durch den Korb zu fallen ſich belie-
ben laſſen.
Solchergeſtalt nun wurden wir beyden Schwe-
ſter wiederum ziemlich einig, wiewohl die Eltern
mit unſern eigenſinnigen Koͤpffen nicht allerdings
zufrieden waren, indem ſich bey uns nicht die ge-
ringſte Luſt zu heyrathen, oder wenigſtens mit
Manns-Perſonen umzugehen zeigen wolte.
Endlich, da nach erwehnten ungluͤcklichen Hey-
raths-Tractaten faſt anderthalbes Jahr verſtrichen
war, fand ein junger, etwa 28. jaͤhriger Cavalier
allerhand artige Mittel, ſich bey meiner Schweſter
einzuſchmeicheln. Er hielt ſtarcke Freundſchafft
mit meinen Bruͤdern, nennete ſich Alexander de
la
U 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/327>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.