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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Freyheit gesetzt haben; Allein nunmehro ist es un-
möglich, wir hätten denn das Glück uns in künffti-
gen Tagen einen stärckern Anhang zu verschaffen.
Solte euch aber immittelst Gewalt angethan werden,
so ruffet um Hülffe, und seyd völlig versichert, daß
zum wenigsten wir 5. wehrhafften Leute, ehe unser
Leben dran setzen, als euch schänden lassen wollen.

Wir hatten kaum Zeit, drey Worte zu Bezeu-
gung unserer erkänntlichen Danckbarkeit, gegen
diese 5. vom Himmel zugesandten redlichen Leute,
vorzubringen; als unser leichtfertiger Bruder, von
de la Marck und Witt begleitet, herzu kamen, uns
hinunter zu holen. Witt stolperte über den in sei-
nem Unflath liegenden Wirth her, und balsamirte
sich und seine Kleider so, daß er sich als eine Bestie
hinweg schleppen lassen muste, William sanck gleich-
falls, da er die freye Lufft empfand, zu Boden, de
la Marck
aber war noch bey ziemlichen Verstande,
und brachte es durch viele scheinheilige Reden und
Liebkosungen endlich dahin, daß Philippine, ich und
unsere Sabina uns endlich betäuben liessen, wieder
hinunter in die Cajute zu steigen.

Aber, o welch ein schändlicher Spectacul fiel uns
allhier in die Augen. Der saubere Frantzösische
von Adel saß zwischen den zweyen verfluchten
Schand-Huren Mutternackend vor dem Camine,
und zwar in einer solchen ärgerlichen Stellung, daß
wir mit lauten Geschrey zurück fuhren, und uns in
einen besondern Winckel mit verhülleten Angesich-
tern versteckten.

De la Marck kam hinter uns her, und wolte aus

der
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Freyheit geſetzt haben; Allein nunmehro iſt es un-
moͤglich, wir haͤtten denn das Gluͤck uns in kuͤnffti-
gen Tagen einen ſtaͤrckern Anhang zu verſchaffen.
Solte euch aber im̃ittelſt Gewalt angethan werden,
ſo ruffet um Huͤlffe, und ſeyd voͤllig verſichert, daß
zum wenigſten wir 5. wehrhafften Leute, ehe unſer
Leben dran ſetzen, als euch ſchaͤnden laſſen wollen.

Wir hatten kaum Zeit, drey Worte zu Bezeu-
gung unſerer erkaͤnntlichen Danckbarkeit, gegen
dieſe 5. vom Himmel zugeſandten redlichen Leute,
vorzubringen; als unſer leichtfertiger Bruder, von
de la Marck und Witt begleitet, herzu kamen, uns
hinunter zu holen. Witt ſtolperte uͤber den in ſei-
nem Unflath liegenden Wirth her, und balſamirte
ſich und ſeine Kleider ſo, daß er ſich als eine Beſtie
hinweg ſchleppen laſſen muſte, William ſanck gleich-
falls, da er die freye Lufft empfand, zu Boden, de
la Marck
aber war noch bey ziemlichen Verſtande,
und brachte es durch viele ſcheinheilige Reden und
Liebkoſungen endlich dahin, daß Philippine, ich und
unſere Sabina uns endlich betaͤuben lieſſen, wieder
hinunter in die Cajute zu ſteigen.

Aber, o welch ein ſchaͤndlicher Spectacul fiel uns
allhier in die Augen. Der ſaubere Frantzoͤſiſche
von Adel ſaß zwiſchen den zweyen verfluchten
Schand-Huren Mutternackend vor dem Camine,
und zwar in einer ſolchen aͤrgerlichen Stellung, daß
wir mit lauten Geſchrey zuruͤck fuhren, und uns in
einen beſondern Winckel mit verhuͤlleten Angeſich-
tern verſteckten.

De la Marck kam hinter uns her, und wolte aus

der
X
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[321/0335] Freyheit geſetzt haben; Allein nunmehro iſt es un- moͤglich, wir haͤtten denn das Gluͤck uns in kuͤnffti- gen Tagen einen ſtaͤrckern Anhang zu verſchaffen. Solte euch aber im̃ittelſt Gewalt angethan werden, ſo ruffet um Huͤlffe, und ſeyd voͤllig verſichert, daß zum wenigſten wir 5. wehrhafften Leute, ehe unſer Leben dran ſetzen, als euch ſchaͤnden laſſen wollen. Wir hatten kaum Zeit, drey Worte zu Bezeu- gung unſerer erkaͤnntlichen Danckbarkeit, gegen dieſe 5. vom Himmel zugeſandten redlichen Leute, vorzubringen; als unſer leichtfertiger Bruder, von de la Marck und Witt begleitet, herzu kamen, uns hinunter zu holen. Witt ſtolperte uͤber den in ſei- nem Unflath liegenden Wirth her, und balſamirte ſich und ſeine Kleider ſo, daß er ſich als eine Beſtie hinweg ſchleppen laſſen muſte, William ſanck gleich- falls, da er die freye Lufft empfand, zu Boden, de la Marck aber war noch bey ziemlichen Verſtande, und brachte es durch viele ſcheinheilige Reden und Liebkoſungen endlich dahin, daß Philippine, ich und unſere Sabina uns endlich betaͤuben lieſſen, wieder hinunter in die Cajute zu ſteigen. Aber, o welch ein ſchaͤndlicher Spectacul fiel uns allhier in die Augen. Der ſaubere Frantzoͤſiſche von Adel ſaß zwiſchen den zweyen verfluchten Schand-Huren Mutternackend vor dem Camine, und zwar in einer ſolchen aͤrgerlichen Stellung, daß wir mit lauten Geſchrey zuruͤck fuhren, und uns in einen beſondern Winckel mit verhuͤlleten Angeſich- tern verſteckten. De la Marck kam hinter uns her, und wolte aus der X

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/335>, abgerufen am 27.11.2024.