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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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und Victualien von den herum liegenden Jnsuln
eingenommen worden. Gallus und Alexander,
die nach etlichen Wochen von ihren gefährlichen
Wunden völlig hergestellet waren, scheuen sich uns
unter Augen zu treten, William und Henry redeten
ebenfals so wenig, als ihre Huren mit uns, und kurtz
zu sagen: Es war eine recht wunderliche Wirth-
schafft auf diesem Schiffe, biß uns ein AEthiopi-
scher See-Räuber dermassen nahe kam, daß sich die
Unserigen genöthiget sahen, mit möglichster Tapf-
ferkeit entgegen zugehen.

Es entstunde dahero ein hefftiges Treffen,
worinnen endlich gegen Abend der Mohr über-
wunden wurde, und sich mit allen, auf seinem Raub-
Schiffe befindlichen, zur Beute übergeben muste.
Hierbey wurden 13. Christen Sclaven in Freyheit,
hergegen 29. Mohren in unsere Sclaverey gebracht,
anbey verschiedene kostbare Waaren und Klei-
nodien unter die Siegenden vertheilet, welche nicht
mehr als 5. Todte und etwa 12. oder 16. Verwun-
dete zehleten. Nachhero entstund ein grosser Streit,
ob das eroberte Schiff versenckt, oder beybehalten
werden solte. Gallus und sein Anhang verlangten
das Versencken, Schimmer aber setzte sich mit sei-
ner Parthey dermassen starck darwieder, biß er in
so weit durchdrunge, daß alles Volck auf die zwey
Schiffe ordentlich getheilet wurde. Also kam
Schimmer mit seinem Anhange, worunter auch
ich, Philippine und Sabina begriffen waren, auf
das Mohrische Schiff, konte aber dennoch nicht
verwehren, daß Gallus und Alexander auf selbi-
gem das Commando überkamen, dahingegen Wil-

liam

und Victualien von den herum liegenden Jnſuln
eingenommen worden. Gallus und Alexander,
die nach etlichen Wochen von ihren gefaͤhrlichen
Wunden voͤllig hergeſtellet waren, ſcheuen ſich uns
unter Augen zu treten, William und Henry redeten
ebenfals ſo wenig, als ihre Huren mit uns, und kurtz
zu ſagen: Es war eine recht wunderliche Wirth-
ſchafft auf dieſem Schiffe, biß uns ein Æthiopi-
ſcher See-Raͤuber dermaſſen nahe kam, daß ſich die
Unſerigen genoͤthiget ſahen, mit moͤglichſter Tapf-
ferkeit entgegen zugehen.

Es entſtunde dahero ein hefftiges Treffen,
worinnen endlich gegen Abend der Mohr uͤber-
wunden wurde, und ſich mit allen, auf ſeinem Raub-
Schiffe befindlichen, zur Beute uͤbergeben muſte.
Hierbey wurden 13. Chriſten Sclaven in Freyheit,
hergegen 29. Mohren in unſere Sclaverey gebracht,
anbey verſchiedene koſtbare Waaren und Klei-
nodien unter die Siegenden vertheilet, welche nicht
mehr als 5. Todte und etwa 12. oder 16. Verwun-
dete zehleten. Nachhero entſtund ein groſſer Streit,
ob das eroberte Schiff verſenckt, oder beybehalten
werden ſolte. Gallus und ſein Anhang verlangten
das Verſencken, Schimmer aber ſetzte ſich mit ſei-
ner Parthey dermaſſen ſtarck darwieder, biß er in
ſo weit durchdrunge, daß alles Volck auf die zwey
Schiffe ordentlich getheilet wurde. Alſo kam
Schimmer mit ſeinem Anhange, worunter auch
ich, Philippine und Sabina begriffen waren, auf
das Mohriſche Schiff, konte aber dennoch nicht
verwehren, daß Gallus und Alexander auf ſelbi-
gem das Commando uͤberkamen, dahingegen Wil-

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[331/0345] und Victualien von den herum liegenden Jnſuln eingenommen worden. Gallus und Alexander, die nach etlichen Wochen von ihren gefaͤhrlichen Wunden voͤllig hergeſtellet waren, ſcheuen ſich uns unter Augen zu treten, William und Henry redeten ebenfals ſo wenig, als ihre Huren mit uns, und kurtz zu ſagen: Es war eine recht wunderliche Wirth- ſchafft auf dieſem Schiffe, biß uns ein Æthiopi- ſcher See-Raͤuber dermaſſen nahe kam, daß ſich die Unſerigen genoͤthiget ſahen, mit moͤglichſter Tapf- ferkeit entgegen zugehen. Es entſtunde dahero ein hefftiges Treffen, worinnen endlich gegen Abend der Mohr uͤber- wunden wurde, und ſich mit allen, auf ſeinem Raub- Schiffe befindlichen, zur Beute uͤbergeben muſte. Hierbey wurden 13. Chriſten Sclaven in Freyheit, hergegen 29. Mohren in unſere Sclaverey gebracht, anbey verſchiedene koſtbare Waaren und Klei- nodien unter die Siegenden vertheilet, welche nicht mehr als 5. Todte und etwa 12. oder 16. Verwun- dete zehleten. Nachhero entſtund ein groſſer Streit, ob das eroberte Schiff verſenckt, oder beybehalten werden ſolte. Gallus und ſein Anhang verlangten das Verſencken, Schimmer aber ſetzte ſich mit ſei- ner Parthey dermaſſen ſtarck darwieder, biß er in ſo weit durchdrunge, daß alles Volck auf die zwey Schiffe ordentlich getheilet wurde. Alſo kam Schimmer mit ſeinem Anhange, worunter auch ich, Philippine und Sabina begriffen waren, auf das Mohriſche Schiff, konte aber dennoch nicht verwehren, daß Gallus und Alexander auf ſelbi- gem das Commando uͤberkamen, dahingegen Wil- liam

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/345>, abgerufen am 26.06.2024.