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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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te war. Wir danckten derselben davor mit einem
liebreichen Hand-Kusse, und legeten uns hernach
sämmtlich zur Ruhe, nahmen aber nächstfolgenden
Morgen unsere Lust-Fahrt auf Christians-Raum
zu. Hieselbst waren nicht mehr als 10. wohl erbaue-
te Feuer-Stätten, nebst darzu gehörigen Scheuern,
Ställen, und ungemein schönen Garten-Wercken
anzutreffen, anbey die Haupt-Schleusen des Nord-
Flusses, nebst dem Canal, der das Wasser zu be-
liebiger Zeit in die kleine See zu führen, durch Men-
schen-Händ ausgegraben war, wohl betrachtens-
würdig. Diese Pflantz-Stadt lag also zwischen
den Flüssen ungemein lustig, hatte zwar in ihrem
Bezirck keine Weinberge, heraegen so wohl als
andere ein vortreflich wohl bestelltes Feld, Hol-
tzung, Wild und herrlichen Fischfang. Vor die
gute Aufsicht und Besorgung wegen der Brücken
und Schleusen, musten ihnen alle andere Einwoh-
ner der Jnsul sonderlich verbunden seyn, auch da-
vor einen gewissen Zoll an Weine, Saltz und an-
dern Dingen, die sie nicht selbst in der Nähe haben
konten, entrichten.

Wir hielten uns allhier nicht lange auf, son-
dern reiseten, nachdem wir ihnen das gewöhnliche
Geschencke gereicht, und die Mittags Mahlzeit ein-
genommen hatten, wieder zurück. Abends, zu ge-
wöhnlicher Zeit aber, fieng David Rawkin, auf Er-
innerung des Alt-Voters, denen Versammleten
seine Lebens-Geschicht folgender massen zu erzeh-
len an:

Jch stamme, sagte er, aus einem der|vornehm-
sten Lords-Geschlechte in Engelland her, und bin

dennoch
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te war. Wir danckten derſelben davor mit einem
liebreichen Hand-Kuſſe, und legeten uns hernach
ſaͤm̃tlich zur Ruhe, nahmen aber naͤchſtfolgenden
Morgen unſere Luſt-Fahrt auf Chriſtians-Raum
zu. Hieſelbſt waren nicht mehr als 10. wohl erbaue-
te Feuer-Staͤtten, nebſt darzu gehoͤrigen Scheuern,
Staͤllen, und ungemein ſchoͤnen Garten-Wercken
anzutreffen, anbey die Haupt-Schleuſen des Nord-
Fluſſes, nebſt dem Canal, der das Waſſer zu be-
liebiger Zeit in die kleine See zu fuͤhren, durch Men-
ſchen-Haͤnd ausgegraben war, wohl betrachtens-
wuͤrdig. Dieſe Pflantz-Stadt lag alſo zwiſchen
den Fluͤſſen ungemein luſtig, hatte zwar in ihrem
Bezirck keine Weinberge, heraegen ſo wohl als
andere ein vortreflich wohl beſtelltes Feld, Hol-
tzung, Wild und herrlichen Fiſchfang. Vor die
gute Aufſicht und Beſorgung wegen der Bruͤcken
und Schleuſen, muſten ihnen alle andere Einwoh-
ner der Jnſul ſonderlich verbunden ſeyn, auch da-
vor einen gewiſſen Zoll an Weine, Saltz und an-
dern Dingen, die ſie nicht ſelbſt in der Naͤhe haben
konten, entrichten.

Wir hielten uns allhier nicht lange auf, ſon-
dern reiſeten, nachdem wir ihnen das gewoͤhnliche
Geſchencke gereicht, und die Mittags Mahlzeit ein-
genommen hatten, wieder zuruͤck. Abends, zu ge-
woͤhnlicher Zeit aber, fieng David Rawkin, auf Er-
innerung des Alt-Voters, denen Verſammleten
ſeine Lebens-Geſchicht folgender maſſen zu erzeh-
len an:

Jch ſtamme, ſagte er, aus einem der|vornehm-
ſten Lords-Geſchlechte in Engelland her, und bin

dennoch
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[337/0351] te war. Wir danckten derſelben davor mit einem liebreichen Hand-Kuſſe, und legeten uns hernach ſaͤm̃tlich zur Ruhe, nahmen aber naͤchſtfolgenden Morgen unſere Luſt-Fahrt auf Chriſtians-Raum zu. Hieſelbſt waren nicht mehr als 10. wohl erbaue- te Feuer-Staͤtten, nebſt darzu gehoͤrigen Scheuern, Staͤllen, und ungemein ſchoͤnen Garten-Wercken anzutreffen, anbey die Haupt-Schleuſen des Nord- Fluſſes, nebſt dem Canal, der das Waſſer zu be- liebiger Zeit in die kleine See zu fuͤhren, durch Men- ſchen-Haͤnd ausgegraben war, wohl betrachtens- wuͤrdig. Dieſe Pflantz-Stadt lag alſo zwiſchen den Fluͤſſen ungemein luſtig, hatte zwar in ihrem Bezirck keine Weinberge, heraegen ſo wohl als andere ein vortreflich wohl beſtelltes Feld, Hol- tzung, Wild und herrlichen Fiſchfang. Vor die gute Aufſicht und Beſorgung wegen der Bruͤcken und Schleuſen, muſten ihnen alle andere Einwoh- ner der Jnſul ſonderlich verbunden ſeyn, auch da- vor einen gewiſſen Zoll an Weine, Saltz und an- dern Dingen, die ſie nicht ſelbſt in der Naͤhe haben konten, entrichten. Wir hielten uns allhier nicht lange auf, ſon- dern reiſeten, nachdem wir ihnen das gewoͤhnliche Geſchencke gereicht, und die Mittags Mahlzeit ein- genommen hatten, wieder zuruͤck. Abends, zu ge- woͤhnlicher Zeit aber, fieng David Rawkin, auf Er- innerung des Alt-Voters, denen Verſammleten ſeine Lebens-Geſchicht folgender maſſen zu erzeh- len an: Jch ſtamme, ſagte er, aus einem der|vornehm- ſten Lords-Geſchlechte in Engelland her, und bin dennoch Y

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/351>, abgerufen am 17.06.2024.