da mich das Glücke nach Holland überbrachte, all- wo ich binnen einem halben Jahre viel schöne Städ- te besahe, doch in keiner derselben einen andern Trost vor mich fand, als mein künfftiges Glück oder Un- glück auf der See zu suchen. Weil aber meine Sin- nen hierzu noch keine vollkommene Lust hatten, so setzte meine Reise nach Teutschland fort, um selbiges als das Hertz von gantz Europa wohl zu betrachten. Mein Haupt-Absehen aber war entweder unter den Käyserl. oder Chur-Brandenburgl. Völckern Kriegs-Dienste zu suchen, jedoch zu meinem grösten Verdrusse wurde eben Friede, und mir zu gefallen wolte keinem eintzigen wiederum Lust ankommen, Krieg anzufangen.
Jnzwischen passirete mir auf dem Wege durch den beruffenen Thüringer Wald, ein verzweiffelter Streich, denn als ich eines Abends von einem grau- samen Donner-Wetter und Platz-Regen überfal- len war, so sahe mich bey hereinbrechender Nacht genöthiget, vom Pferde abzusteigen und selbiges zu sühren, biß endlich, da ich mich schon weit verirret und etwa gegen Mitternacht mit selbigen meine Ruhe unter einem grossen Eichbaume suchen wolte, der Schein eines von ferne brennenden Lichts, durch die Sträucher in meine Augen fiel, der mich beweg- te meinen Gaul aufs neue zu beunruhigen, um die- ses Licht zu erreichen. Nach Verfliessung einer hal- ben Stunde war ich gantz nahe dabey, und fand sel- biges in einem Hause, wo alles herrlich und in Freu- den zugieng, indem ich von aussen eine wunderlich schnarrende Music hörete, und durch das Fenster 5. oder 6. paar Menschen im Tantze erblickte. Mein
von
da mich das Gluͤcke nach Holland uͤberbrachte, all- wo ich binnen einem halben Jahre viel ſchoͤne Staͤd- te beſahe, doch in keiner derſelben einen andern Troſt vor mich fand, als mein kuͤnfftiges Gluͤck oder Un- gluͤck auf der See zu ſuchen. Weil aber meine Sin- nen hierzu noch keine vollkommene Luſt hatten, ſo ſetzte meine Reiſe nach Teutſchland fort, um ſelbiges als das Hertz von gantz Europa wohl zu betrachten. Mein Haupt-Abſehen aber war entweder unter den Kaͤyſerl. oder Chur-Brandenburgl. Voͤlckern Kriegs-Dienſte zu ſuchen, jedoch zu meinem groͤſten Verdruſſe wurde eben Friede, und mir zu gefallen wolte keinem eintzigen wiederum Luſt ankommen, Krieg anzufangen.
Jnzwiſchen paſſirete mir auf dem Wege durch den beruffenen Thuͤringer Wald, ein verzweiffelter Streich, denn als ich eines Abends von einem grau- ſamen Donner-Wetter und Platz-Regen uͤberfal- len war, ſo ſahe mich bey hereinbrechender Nacht genoͤthiget, vom Pferde abzuſteigen und ſelbiges zu ſuͤhren, biß endlich, da ich mich ſchon weit verirret und etwa gegen Mitternacht mit ſelbigen meine Ruhe unter einem groſſen Eichbaume ſuchen wolte, der Schein eines von ferne brennenden Lichts, durch die Straͤucher in meine Augen fiel, der mich beweg- te meinen Gaul aufs neue zu beunruhigen, um die- ſes Licht zu erreichen. Nach Verflieſſung einer hal- ben Stunde war ich gantz nahe dabey, und fand ſel- biges in einem Hauſe, wo alles herrlich und in Freu- den zugieng, indem ich von auſſen eine wunderlich ſchnarrende Muſic hoͤrete, und durch das Fenſter 5. oder 6. paar Menſchen im Tantze erblickte. Mein
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da mich das Gluͤcke nach Holland uͤberbrachte, all-
wo ich binnen einem halben Jahre viel ſchoͤne Staͤd-
te beſahe, doch in keiner derſelben einen andern Troſt
vor mich fand, als mein kuͤnfftiges Gluͤck oder Un-
gluͤck auf der See zu ſuchen. Weil aber meine Sin-
nen hierzu noch keine vollkommene Luſt hatten, ſo
ſetzte meine Reiſe nach Teutſchland fort, um ſelbiges
als das Hertz von gantz Europa wohl zu betrachten.
Mein Haupt-Abſehen aber war entweder unter den
Kaͤyſerl. oder Chur-Brandenburgl. Voͤlckern
Kriegs-Dienſte zu ſuchen, jedoch zu meinem groͤſten
Verdruſſe wurde eben Friede, und mir zu gefallen
wolte keinem eintzigen wiederum Luſt ankommen,
Krieg anzufangen.
Jnzwiſchen paſſirete mir auf dem Wege durch
den beruffenen Thuͤringer Wald, ein verzweiffelter
Streich, denn als ich eines Abends von einem grau-
ſamen Donner-Wetter und Platz-Regen uͤberfal-
len war, ſo ſahe mich bey hereinbrechender Nacht
genoͤthiget, vom Pferde abzuſteigen und ſelbiges zu
ſuͤhren, biß endlich, da ich mich ſchon weit verirret
und etwa gegen Mitternacht mit ſelbigen meine
Ruhe unter einem groſſen Eichbaume ſuchen wolte,
der Schein eines von ferne brennenden Lichts, durch
die Straͤucher in meine Augen fiel, der mich beweg-
te meinen Gaul aufs neue zu beunruhigen, um die-
ſes Licht zu erreichen. Nach Verflieſſung einer hal-
ben Stunde war ich gantz nahe dabey, und fand ſel-
biges in einem Hauſe, wo alles herrlich und in Freu-
den zugieng, indem ich von auſſen eine wunderlich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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