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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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seine Studier-Stube, und hörete nicht allein die in
vergangener Nacht vorgefallene Mord-Geschicht
mit Erstaunen an, sondern entsetzte sich noch mehr,
da wir ihm das auf wunderbare Weise erhaltene
Kirchen-Geschmeide und Geräthe aufzeigeten, denn
er erkannte sogleich an gewissen Zeichnungen, daß es
ohnsehlbar aus der Kirche einer etwa 3. Meilen von
seinem Dorffe liegenden Stadt seyn müsse, und hof-
te deßfalls sichere Nachricht von einem vornehmen
Beamten selbiger Stadt zu erhalten, welcher mor-
gendes Tages ohnfehlbar zu ihm kommen, und mit
einer seiner Töchter Verlöbniß halten würde.

Schimmer fragte ihn hierauff, ob wir als ehr-
liche Leute genung thäten, wenn wir alle diese Sa-
chen seiner Verwahrung und Sorge überliessen, sel-
bige wiederum an gehörigen Ort zu liefern, uns
aber, da wir uns nicht gern in fernere Weitläufftig-
keiten verwickelt sähen, auf die weitere Reise mach-
ten. Der Priester besonne sich ein wenig, und sag-
te endlich: Was massen er derjenige nicht sey, der
uns etwa Verdrießlichkeiten in den Weg zu legen
oder aufzuhalten gesonnen, sondern uns vielmehr
auf mögliche Art fort helffen, und die Kirchen-Gü-
ter so bald es thunlich, wieder an ihren gehörigen
Orth bringen wolte. Allein meine Herrn, setzte er
hinzu, da euch allen beyden die Redlichkeit aus den
Augen leuchtet, eure Begebenheit sehr wichtig, und
die Auslieferung solcher kostbaren Sachen höch st
rühmlich und merckwürdig ist; Warum lasset ihr
euch einen kleinen Auffenthalt oder wenige Ver-
säumniß abschrecken, GOTT zu Ehren und der

Welt-
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ſeine Studier-Stube, und hoͤrete nicht allein die in
vergangener Nacht vorgefallene Mord-Geſchicht
mit Erſtaunen an, ſondern entſetzte ſich noch mehr,
da wir ihm das auf wunderbare Weiſe erhaltene
Kirchen-Geſchmeide und Geraͤthe aufzeigeten, denn
er erkannte ſogleich an gewiſſen Zeichnungen, daß es
ohnſehlbar aus der Kirche einer etwa 3. Meilen von
ſeinem Dorffe liegenden Stadt ſeyn muͤſſe, und hof-
te deßfalls ſichere Nachricht von einem vornehmen
Beamten ſelbiger Stadt zu erhalten, welcher mor-
gendes Tages ohnfehlbar zu ihm kommen, und mit
einer ſeiner Toͤchter Verloͤbniß halten wuͤrde.

Schimmer fragte ihn hierauff, ob wir als ehr-
liche Leute genung thaͤten, wenn wir alle dieſe Sa-
chen ſeiner Verwahrung und Sorge uͤberlieſſen, ſel-
bige wiederum an gehoͤrigen Ort zu liefern, uns
aber, da wir uns nicht gern in fernere Weitlaͤufftig-
keiten verwickelt ſaͤhen, auf die weitere Reiſe mach-
ten. Der Prieſter beſonne ſich ein wenig, und ſag-
te endlich: Was maſſen er derjenige nicht ſey, der
uns etwa Verdrießlichkeiten in den Weg zu legen
oder aufzuhalten geſonnen, ſondern uns vielmehr
auf moͤgliche Art fort helffen, und die Kirchen-Guͤ-
ter ſo bald es thunlich, wieder an ihren gehoͤrigen
Orth bringen wolte. Allein meine Herrn, ſetzte er
hinzu, da euch allen beyden die Redlichkeit aus den
Augen leuchtet, eure Begebenheit ſehr wichtig, und
die Auslieferung ſolcher koſtbaren Sachen hoͤch ſt
ruͤhmlich und merckwuͤrdig iſt; Warum laſſet ihr
euch einen kleinen Auffenthalt oder wenige Ver-
ſaͤumniß abſchrecken, GOTT zu Ehren und der

Welt-
Z 3
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[357/0371] ſeine Studier-Stube, und hoͤrete nicht allein die in vergangener Nacht vorgefallene Mord-Geſchicht mit Erſtaunen an, ſondern entſetzte ſich noch mehr, da wir ihm das auf wunderbare Weiſe erhaltene Kirchen-Geſchmeide und Geraͤthe aufzeigeten, denn er erkannte ſogleich an gewiſſen Zeichnungen, daß es ohnſehlbar aus der Kirche einer etwa 3. Meilen von ſeinem Dorffe liegenden Stadt ſeyn muͤſſe, und hof- te deßfalls ſichere Nachricht von einem vornehmen Beamten ſelbiger Stadt zu erhalten, welcher mor- gendes Tages ohnfehlbar zu ihm kommen, und mit einer ſeiner Toͤchter Verloͤbniß halten wuͤrde. Schimmer fragte ihn hierauff, ob wir als ehr- liche Leute genung thaͤten, wenn wir alle dieſe Sa- chen ſeiner Verwahrung und Sorge uͤberlieſſen, ſel- bige wiederum an gehoͤrigen Ort zu liefern, uns aber, da wir uns nicht gern in fernere Weitlaͤufftig- keiten verwickelt ſaͤhen, auf die weitere Reiſe mach- ten. Der Prieſter beſonne ſich ein wenig, und ſag- te endlich: Was maſſen er derjenige nicht ſey, der uns etwa Verdrießlichkeiten in den Weg zu legen oder aufzuhalten geſonnen, ſondern uns vielmehr auf moͤgliche Art fort helffen, und die Kirchen-Guͤ- ter ſo bald es thunlich, wieder an ihren gehoͤrigen Orth bringen wolte. Allein meine Herrn, ſetzte er hinzu, da euch allen beyden die Redlichkeit aus den Augen leuchtet, eure Begebenheit ſehr wichtig, und die Auslieferung ſolcher koſtbaren Sachen hoͤch ſt ruͤhmlich und merckwuͤrdig iſt; Warum laſſet ihr euch einen kleinen Auffenthalt oder wenige Ver- ſaͤumniß abſchrecken, GOTT zu Ehren und der Welt- Z 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/371>, abgerufen am 22.11.2024.