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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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nachdem er über drey Monat an mir curiret hatte,
endlich zu vernehmen gab: es müsse sich irgendwo
ein Geschwür im Leibe angesetzt haben, welches,
nachdem es zum Aufbrechen gediehen, mir entweder
einen plötzlichen Todt, oder baldige Genesung ver-
ursachen könte.

Ambrosius stellete sich hierbey gantz trostloß an,
zumahlen da ihm sein Compagnon aus Amster-
dam berichtete: wie die Spanier ein Holländisches
Schiff angehalten hätten, worauf sich von ihren
gemeinschafftlichen Waaren allein, noch mehr als
20000. Thlr. Werth befänden, demnach müsse
sich Ambrosius in aller Eil dahin begeben, um sel-
biges Schiff zu lösen, weiln er, nehmlich der Com-
pagnon,
wegen eines Bein-Bruchs ohnmöglich sol-
che Reise antreten könte.

Er hatte mir dieses kaum eröffnet, da ich ihm um-
ständig bat, um meiner Person wegen dergleichen
wichtiges Geschäffte nicht zu verabsäumen, indem
ich die stärckste Hoffnung zu GOTT hätte, daß
mich derselbe binnen der Zeit seines Abwesens, viel-
leicht gesund herstellen würde, solte ich aber ja ster-
ben, so bäte mir nichts anders aus, als vorhero die
Versügung zu machen, daß ich ehrlich bgraben, und
hinkünfftig dann und wann seines guten Anden-
ckens gewürdiget würde. Ach! sprach er hierauf
mit weinenden Augen, sterbet ihr meine allerliebste
Virgilia, so stirbt mit euch alles meinkünfftiges Ver-
gnügen, denn wisset: Daß ich eure Person eintzig
und allein zu meinem Ehe-Gemahl erwehlet habe,
so ferne ich aber euch verlieren solte, so ist mein Vor-
satz nimmermehr zu heyrathen, saget derowegen,

ob

nachdem er uͤber drey Monat an mir curiret hatte,
endlich zu vernehmen gab: es muͤſſe ſich irgendwo
ein Geſchwuͤr im Leibe angeſetzt haben, welches,
nachdem es zum Aufbrechen gediehen, mir entweder
einen ploͤtzlichen Todt, oder baldige Geneſung ver-
urſachen koͤnte.

Ambroſius ſtellete ſich hierbey gantz troſtloß an,
zumahlen da ihm ſein Compagnon aus Amſter-
dam berichtete: wie die Spanier ein Hollaͤndiſches
Schiff angehalten haͤtten, worauf ſich von ihren
gemeinſchafftlichen Waaren allein, noch mehr als
20000. Thlr. Werth befaͤnden, demnach muͤſſe
ſich Ambroſius in aller Eil dahin begeben, um ſel-
biges Schiff zu loͤſen, weiln er, nehmlich der Com-
pagnon,
wegen eines Bein-Bruchs ohnmoͤglich ſol-
che Reiſe antreten koͤnte.

Er hatte mir dieſes kaum eroͤffnet, da ich ihm um-
ſtaͤndig bat, um meiner Perſon wegen dergleichen
wichtiges Geſchaͤffte nicht zu verabſaͤumen, indem
ich die ſtaͤrckſte Hoffnung zu GOTT haͤtte, daß
mich derſelbe binnen der Zeit ſeines Abweſens, viel-
leicht geſund herſtellen wuͤrde, ſolte ich aber ja ſter-
ben, ſo baͤte mir nichts anders aus, als vorhero die
Verſuͤgung zu machen, daß ich ehrlich bgraben, und
hinkuͤnfftig dann und wann ſeines guten Anden-
ckens gewuͤrdiget wuͤrde. Ach! ſprach er hierauf
mit weinenden Augen, ſterbet ihr meine allerliebſte
Virgilia, ſo ſtirbt mit euch alles meinkuͤnfftiges Ver-
gnuͤgen, denn wiſſet: Daß ich eure Perſon eintzig
und allein zu meinem Ehe-Gemahl erwehlet habe,
ſo ferne ich aber euch verlieren ſolte, ſo iſt mein Vor-
ſatz nimmermehr zu heyrathen, ſaget derowegen,

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[400/0414] nachdem er uͤber drey Monat an mir curiret hatte, endlich zu vernehmen gab: es muͤſſe ſich irgendwo ein Geſchwuͤr im Leibe angeſetzt haben, welches, nachdem es zum Aufbrechen gediehen, mir entweder einen ploͤtzlichen Todt, oder baldige Geneſung ver- urſachen koͤnte. Ambroſius ſtellete ſich hierbey gantz troſtloß an, zumahlen da ihm ſein Compagnon aus Amſter- dam berichtete: wie die Spanier ein Hollaͤndiſches Schiff angehalten haͤtten, worauf ſich von ihren gemeinſchafftlichen Waaren allein, noch mehr als 20000. Thlr. Werth befaͤnden, demnach muͤſſe ſich Ambroſius in aller Eil dahin begeben, um ſel- biges Schiff zu loͤſen, weiln er, nehmlich der Com- pagnon, wegen eines Bein-Bruchs ohnmoͤglich ſol- che Reiſe antreten koͤnte. Er hatte mir dieſes kaum eroͤffnet, da ich ihm um- ſtaͤndig bat, um meiner Perſon wegen dergleichen wichtiges Geſchaͤffte nicht zu verabſaͤumen, indem ich die ſtaͤrckſte Hoffnung zu GOTT haͤtte, daß mich derſelbe binnen der Zeit ſeines Abweſens, viel- leicht geſund herſtellen wuͤrde, ſolte ich aber ja ſter- ben, ſo baͤte mir nichts anders aus, als vorhero die Verſuͤgung zu machen, daß ich ehrlich bgraben, und hinkuͤnfftig dann und wann ſeines guten Anden- ckens gewuͤrdiget wuͤrde. Ach! ſprach er hierauf mit weinenden Augen, ſterbet ihr meine allerliebſte Virgilia, ſo ſtirbt mit euch alles meinkuͤnfftiges Ver- gnuͤgen, denn wiſſet: Daß ich eure Perſon eintzig und allein zu meinem Ehe-Gemahl erwehlet habe, ſo ferne ich aber euch verlieren ſolte, ſo iſt mein Vor- ſatz nimmermehr zu heyrathen, ſaget derowegen, ob

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/414>, abgerufen am 24.11.2024.