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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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zu eröffnen, da er aber dennoch nicht nachlassen
wolte, bat ich würcklich meinen Mann inständig,
seine und meine Ehre gegen diesen geilen Bock zu
schützen, allein, mein William gab mir zur Ant-
wort: Mein Engel, lasset den Haasen lauffen, er
ist ein wollüstiger Narr, und weil ich mich eurer
Tugend vollkommen versichert halte, so weiß ich
auch, daß er zu meinem Nachtheil nichts bey euch
erhalten wird, indessen ist es nicht rathsam, ihn
noch zur Zeit zum offenbahren Feinde zu machen,
weil ich durch seine Person auf dem Cap der guten
Hoffnung einen besondern wichtigen Vortheil er-
langen kan. Und eben in dieser Absicht sahe es
auch mein William nicht ungern, daß Severin in
seiner Gesellschafft mit dahin reisete. Jch indessen
war um so viel desto mehr verdrüßlich, da ich diesen
geilen Bock alltäglich vor mir sehen und mit ihm
reden muste, er führete sich aber bey meines Man-
nes Leben noch ziemlich vernünfftig auf, jedoch
gleich etliche Tage nach dessen jämmerlichen Tode
trug er mix so gleich seine eigene schändliche Person
zur neuen Heyrath an. Jch nahm diese Leicht-
sinnigkeit sehr übel auf, und bat ihn, mich zum we-
nigsten auf ein Jahr lang mit dergleichen Antra-
ge zu verschonen, allein er verlachte meine Einfalt,
und sagte mit frechen Gebärden: Er frage ja nichts
darnach, ich möchte schwanger seyn oder nicht,
genung, er wolle meine Leibes-Frucht vor die sei-
nige erkennen, über dieses wäre man auf den
Schiffen der geistlichen Kirchen-Censur nicht al-
so unterworffen, als in unserm Vaterlande, und
was dergleichen Geschwätzes mehr war, mich zu

einer

zu eroͤffnen, da er aber dennoch nicht nachlaſſen
wolte, bat ich wuͤrcklich meinen Mann inſtaͤndig,
ſeine und meine Ehre gegen dieſen geilen Bock zu
ſchuͤtzen, allein, mein William gab mir zur Ant-
wort: Mein Engel, laſſet den Haaſen lauffen, er
iſt ein wolluͤſtiger Narr, und weil ich mich eurer
Tugend vollkommen verſichert halte, ſo weiß ich
auch, daß er zu meinem Nachtheil nichts bey euch
erhalten wird, indeſſen iſt es nicht rathſam, ihn
noch zur Zeit zum offenbahren Feinde zu machen,
weil ich durch ſeine Perſon auf dem Cap der guten
Hoffnung einen beſondern wichtigen Vortheil er-
langen kan. Und eben in dieſer Abſicht ſahe es
auch mein William nicht ungern, daß Severin in
ſeiner Geſellſchafft mit dahin reiſete. Jch indeſſen
war um ſo viel deſto mehr verdruͤßlich, da ich dieſen
geilen Bock alltaͤglich vor mir ſehen und mit ihm
reden muſte, er fuͤhrete ſich aber bey meines Man-
nes Leben noch ziemlich vernuͤnfftig auf, jedoch
gleich etliche Tage nach deſſen jaͤmmerlichen Tode
trug er mix ſo gleich ſeine eigene ſchaͤndliche Perſon
zur neuen Heyrath an. Jch nahm dieſe Leicht-
ſinnigkeit ſehr uͤbel auf, und bat ihn, mich zum we-
nigſten auf ein Jahr lang mit dergleichen Antra-
ge zu verſchonen, allein er verlachte meine Einfalt,
und ſagte mit frechen Gebaͤrden: Er frage ja nichts
darnach, ich moͤchte ſchwanger ſeyn oder nicht,
genung, er wolle meine Leibes-Frucht vor die ſei-
nige erkennen, uͤber dieſes waͤre man auf den
Schiffen der geiſtlichen Kirchen-Cenſur nicht al-
ſo unterworffen, als in unſerm Vaterlande, und
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einer
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[413/0427] zu eroͤffnen, da er aber dennoch nicht nachlaſſen wolte, bat ich wuͤrcklich meinen Mann inſtaͤndig, ſeine und meine Ehre gegen dieſen geilen Bock zu ſchuͤtzen, allein, mein William gab mir zur Ant- wort: Mein Engel, laſſet den Haaſen lauffen, er iſt ein wolluͤſtiger Narr, und weil ich mich eurer Tugend vollkommen verſichert halte, ſo weiß ich auch, daß er zu meinem Nachtheil nichts bey euch erhalten wird, indeſſen iſt es nicht rathſam, ihn noch zur Zeit zum offenbahren Feinde zu machen, weil ich durch ſeine Perſon auf dem Cap der guten Hoffnung einen beſondern wichtigen Vortheil er- langen kan. Und eben in dieſer Abſicht ſahe es auch mein William nicht ungern, daß Severin in ſeiner Geſellſchafft mit dahin reiſete. Jch indeſſen war um ſo viel deſto mehr verdruͤßlich, da ich dieſen geilen Bock alltaͤglich vor mir ſehen und mit ihm reden muſte, er fuͤhrete ſich aber bey meines Man- nes Leben noch ziemlich vernuͤnfftig auf, jedoch gleich etliche Tage nach deſſen jaͤmmerlichen Tode trug er mix ſo gleich ſeine eigene ſchaͤndliche Perſon zur neuen Heyrath an. Jch nahm dieſe Leicht- ſinnigkeit ſehr uͤbel auf, und bat ihn, mich zum we- nigſten auf ein Jahr lang mit dergleichen Antra- ge zu verſchonen, allein er verlachte meine Einfalt, und ſagte mit frechen Gebaͤrden: Er frage ja nichts darnach, ich moͤchte ſchwanger ſeyn oder nicht, genung, er wolle meine Leibes-Frucht vor die ſei- nige erkennen, uͤber dieſes waͤre man auf den Schiffen der geiſtlichen Kirchen-Cenſur nicht al- ſo unterworffen, als in unſerm Vaterlande, und was dergleichen Geſchwaͤtzes mehr war, mich zu einer

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/427>, abgerufen am 24.11.2024.