von allen andern abgesonderte Menschen, daß wir seine barmhertzige Vorsorge in allen Stücken gantz sonderbar verspüren konten, und nicht die geringste Ursache hatten, über Mangel oder andere dem menschlichen Geschlecht sonst zustossende betrübte Zufälle zu klagen, hergegen nahmen unsere Familien mit den Jahren dermassen zu, daß man recht ver- gnügt überrechnen konte, wie mit der Zeit aus densel- ben ein grosses Volck entstehen würde.
Jm Jahr 1683. aber begegnete uns der erste klägliche Zufall, und zwar solcher Gestalt: Wir hatten seit etlichen Jahren her, bey müßigen Zeiten, alle diejenigen Oerter an den auswendigen Klippen, wo wir nur vermerckten, daß jemand dieselben be- steigen, und uns überfallen könte, durch fleißige Hand-Arbeit und Sprengung mit Pulver, der- massen zugerichtet, daß auch nicht einmahl eine Ka- tze hinauf klettern, und die Höhe erreichen können, hergegen arbeiteten wir zu unserer eigenen Be- quemlichkeit 4. ziemlich verborgene krumme Gän- ge an 4. Orten, nehmlich: Gegen Norden, Osten, Süden und Westen zu, zwischen den Felsen-Klip- pen hinab, die niemand so leicht ausfinden konte, als wer Bescheid darum wuste, und dieses gescha- he aus keiner andern Ursache, als daß wir nicht die Mühe haben wolten, um aller Kleinigkeiten wegen, die etwa zwey oder drey Personen an der See zu verrichten hätten, allezeit die grossen und gantz neu gemachten Schleusen auf-und zu zuma- chen. Jedoch, wie ihr meine Lieben selbst wahr- genommen habt, verwahreten wir den Aus-und Eingang solcher bequemlicher Wege mit tieffen
Ab-
von allen andern abgeſonderte Menſchen, daß wir ſeine barmhertzige Vorſorge in allen Stuͤcken gantz ſonderbar verſpuͤren konten, und nicht die geringſte Urſache hatten, uͤber Mangel oder andere dem menſchlichen Geſchlecht ſonſt zuſtoſſende betruͤbte Zufaͤlle zu klagen, hergegen nahmen unſere Familien mit den Jahren dermaſſen zu, daß man recht ver- gnuͤgt uͤberrechnen konte, wie mit der Zeit aus denſel- ben ein groſſes Volck entſtehen wuͤrde.
Jm Jahr 1683. aber begegnete uns der erſte klaͤgliche Zufall, und zwar ſolcher Geſtalt: Wir hatten ſeit etlichen Jahren her, bey muͤßigen Zeiten, alle diejenigen Oerter an den auswendigen Klippen, wo wir nur vermerckten, daß jemand dieſelben be- ſteigen, und uns uͤberfallen koͤnte, durch fleißige Hand-Arbeit und Sprengung mit Pulver, der- maſſen zugerichtet, daß auch nicht einmahl eine Ka- tze hinauf klettern, und die Hoͤhe erreichen koͤnnen, hergegen arbeiteten wir zu unſerer eigenen Be- quemlichkeit 4. ziemlich verborgene krumme Gaͤn- ge an 4. Orten, nehmlich: Gegen Norden, Oſten, Suͤden und Weſten zu, zwiſchen den Felſen-Klip- pen hinab, die niemand ſo leicht ausfinden konte, als wer Beſcheid darum wuſte, und dieſes geſcha- he aus keiner andern Urſache, als daß wir nicht die Muͤhe haben wolten, um aller Kleinigkeiten wegen, die etwa zwey oder drey Perſonen an der See zu verrichten haͤtten, allezeit die groſſen und gantz neu gemachten Schleuſen auf-und zu zuma- chen. Jedoch, wie ihr meine Lieben ſelbſt wahr- genommen habt, verwahreten wir den Aus-und Eingang ſolcher bequemlicher Wege mit tieffen
Ab-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0432"n="418"/>
von allen andern abgeſonderte Menſchen, daß wir<lb/>ſeine barmhertzige Vorſorge in allen Stuͤcken gantz<lb/>ſonderbar verſpuͤren konten, und nicht die geringſte<lb/>
Urſache hatten, uͤber Mangel oder andere dem<lb/>
menſchlichen Geſchlecht ſonſt zuſtoſſende betruͤbte<lb/>
Zufaͤlle zu klagen, hergegen nahmen unſere <hirendition="#aq">Famili</hi>en<lb/>
mit den Jahren dermaſſen zu, daß man recht ver-<lb/>
gnuͤgt uͤberrechnen konte, wie mit der Zeit aus denſel-<lb/>
ben ein groſſes Volck entſtehen wuͤrde.</p><lb/><p>Jm Jahr 1683. aber begegnete uns der erſte<lb/>
klaͤgliche Zufall, und zwar ſolcher Geſtalt: Wir<lb/>
hatten ſeit etlichen Jahren her, bey muͤßigen Zeiten,<lb/>
alle diejenigen Oerter an den auswendigen Klippen,<lb/>
wo wir nur vermerckten, daß jemand dieſelben be-<lb/>ſteigen, und uns uͤberfallen koͤnte, durch fleißige<lb/>
Hand-Arbeit und Sprengung mit Pulver, der-<lb/>
maſſen zugerichtet, daß auch nicht einmahl eine Ka-<lb/>
tze hinauf klettern, und die Hoͤhe erreichen koͤnnen,<lb/>
hergegen arbeiteten wir zu unſerer eigenen Be-<lb/>
quemlichkeit 4. ziemlich verborgene krumme Gaͤn-<lb/>
ge an 4. Orten, nehmlich: Gegen Norden, Oſten,<lb/>
Suͤden und Weſten zu, zwiſchen den Felſen-Klip-<lb/>
pen hinab, die niemand ſo leicht ausfinden konte,<lb/>
als wer Beſcheid darum wuſte, und dieſes geſcha-<lb/>
he aus keiner andern Urſache, als daß wir nicht<lb/>
die Muͤhe haben wolten, um aller Kleinigkeiten<lb/>
wegen, die etwa zwey oder drey Perſonen an der<lb/>
See zu verrichten haͤtten, allezeit die groſſen und<lb/>
gantz neu gemachten Schleuſen auf-und zu zuma-<lb/>
chen. Jedoch, wie ihr meine Lieben ſelbſt wahr-<lb/>
genommen habt, verwahreten wir den Aus-und<lb/>
Eingang ſolcher bequemlicher Wege mit tieffen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ab-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[418/0432]
von allen andern abgeſonderte Menſchen, daß wir
ſeine barmhertzige Vorſorge in allen Stuͤcken gantz
ſonderbar verſpuͤren konten, und nicht die geringſte
Urſache hatten, uͤber Mangel oder andere dem
menſchlichen Geſchlecht ſonſt zuſtoſſende betruͤbte
Zufaͤlle zu klagen, hergegen nahmen unſere Familien
mit den Jahren dermaſſen zu, daß man recht ver-
gnuͤgt uͤberrechnen konte, wie mit der Zeit aus denſel-
ben ein groſſes Volck entſtehen wuͤrde.
Jm Jahr 1683. aber begegnete uns der erſte
klaͤgliche Zufall, und zwar ſolcher Geſtalt: Wir
hatten ſeit etlichen Jahren her, bey muͤßigen Zeiten,
alle diejenigen Oerter an den auswendigen Klippen,
wo wir nur vermerckten, daß jemand dieſelben be-
ſteigen, und uns uͤberfallen koͤnte, durch fleißige
Hand-Arbeit und Sprengung mit Pulver, der-
maſſen zugerichtet, daß auch nicht einmahl eine Ka-
tze hinauf klettern, und die Hoͤhe erreichen koͤnnen,
hergegen arbeiteten wir zu unſerer eigenen Be-
quemlichkeit 4. ziemlich verborgene krumme Gaͤn-
ge an 4. Orten, nehmlich: Gegen Norden, Oſten,
Suͤden und Weſten zu, zwiſchen den Felſen-Klip-
pen hinab, die niemand ſo leicht ausfinden konte,
als wer Beſcheid darum wuſte, und dieſes geſcha-
he aus keiner andern Urſache, als daß wir nicht
die Muͤhe haben wolten, um aller Kleinigkeiten
wegen, die etwa zwey oder drey Perſonen an der
See zu verrichten haͤtten, allezeit die groſſen und
gantz neu gemachten Schleuſen auf-und zu zuma-
chen. Jedoch, wie ihr meine Lieben ſelbſt wahr-
genommen habt, verwahreten wir den Aus-und
Eingang ſolcher bequemlicher Wege mit tieffen
Ab-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/432>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.