welches weder Masten noch Seegel auf sich zeigte. Derowegen sasseten endlich am siebenden Tage David, nebst noch 11. andern wohl bewaffneten starcken Leuten das Hertze, in unser grosses Boot, welches wir nur vor wenig Jahren zur Ausübung unserer Strand-Gerechtigkeit verfertiget, einzustei- gen, und sich dem Schiffe zu nähern.
Nachdem sie selbiges erreicht und betreten, kom- men dem David sogleich in einem Winckel zwey Per- sonen vor Augen, welche bey einem todten mensch- lichen Cörper sitzen, mit grossen Messern ein Stück nach dem andern von selbigen abschneiden, und sol- che Stücken als rechte heißhungerige Wölffe eiligst verschlingen. Uber diesen gräßlichen Anblick wer- den alle die Meinigen in nicht geringes Erstaunen gesetzt, jedoch selbiges wird um so viel mehr ver- grössert, da einer von diesen Menschen-Fressern jäh- lings aufspringet, und einen von Davids Söhnen, mit seinem grossen Messer zu erstechen sucht/ doch da dieser Jüngling seinen Feind mit der Flinte, als ei- nen leichten Stroh-Wisch zu Boden rennet, werden endlich alle beyde mit leichter Müh überwältiget und gebunden hingelegt.
Hierauf durchsuchen sie weiter alle Kammern, Ecken und Winckel des Schiffs, finden aber weder Menschen, Vieh, noch sonsten etwas, wovor sie sich ferner zu fürchten Ursach hätten. Hergegen an des- sen statt einen unschätzbaren Vorrath an kostbahren Zeug und Gewürtz-Waaren, schönen Thier-Häu- ten, zugerichteten Ledern und andern vortrefflichen Sachen. Uber dieses alles trifft David auf die fünfftehalb Centner ungemüntztes Gold, 14. Centner
Silber
D d 5
welches weder Maſten noch Seegel auf ſich zeigte. Derowegen ſaſſeten endlich am ſiebenden Tage David, nebſt noch 11. andern wohl bewaffneten ſtarcken Leuten das Hertze, in unſer groſſes Boot, welches wir nur vor wenig Jahren zur Ausuͤbung unſerer Strand-Gerechtigkeit verfertiget, einzuſtei- gen, und ſich dem Schiffe zu naͤhern.
Nachdem ſie ſelbiges erreicht und betreten, kom- men dem David ſogleich in einem Winckel zwey Per- ſonen vor Augen, welche bey einem todten menſch- lichen Coͤrper ſitzen, mit groſſen Meſſern ein Stuͤck nach dem andern von ſelbigen abſchneiden, und ſol- che Stuͤcken als rechte heißhungerige Woͤlffe eiligſt verſchlingen. Uber dieſen graͤßlichen Anblick wer- den alle die Meinigen in nicht geringes Erſtaunen geſetzt, jedoch ſelbiges wird um ſo viel mehr ver- groͤſſert, da einer von dieſen Menſchen-Freſſern jaͤh- lings aufſpringet, und einen von Davids Soͤhnen, mit ſeinem groſſen Meſſer zu erſtechen ſucht/ doch da dieſer Juͤngling ſeinen Feind mit der Flinte, als ei- nen leichten Stroh-Wiſch zu Boden rennet, werden endlich alle beyde mit leichter Muͤh uͤberwaͤltiget und gebunden hingelegt.
Hierauf durchſuchen ſie weiter alle Kammern, Ecken und Winckel des Schiffs, finden aber weder Menſchen, Vieh, noch ſonſten etwas, wovor ſie ſich ferner zu fuͤrchten Urſach haͤtten. Hergegen an deſ- ſen ſtatt einen unſchaͤtzbaren Vorrath an koſtbahren Zeug und Gewuͤrtz-Waaren, ſchoͤnen Thier-Haͤu- ten, zugerichteten Ledern und andern vortrefflichen Sachen. Uber dieſes alles trifft David auf die fuͤnfftehalb Centner ungemuͤntztes Gold, 14. Centner
Silber
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welches weder Maſten noch Seegel auf ſich zeigte.
Derowegen ſaſſeten endlich am ſiebenden Tage
David, nebſt noch 11. andern wohl bewaffneten
ſtarcken Leuten das Hertze, in unſer groſſes Boot,
welches wir nur vor wenig Jahren zur Ausuͤbung
unſerer Strand-Gerechtigkeit verfertiget, einzuſtei-
gen, und ſich dem Schiffe zu naͤhern.
Nachdem ſie ſelbiges erreicht und betreten, kom-
men dem David ſogleich in einem Winckel zwey Per-
ſonen vor Augen, welche bey einem todten menſch-
lichen Coͤrper ſitzen, mit groſſen Meſſern ein Stuͤck
nach dem andern von ſelbigen abſchneiden, und ſol-
che Stuͤcken als rechte heißhungerige Woͤlffe eiligſt
verſchlingen. Uber dieſen graͤßlichen Anblick wer-
den alle die Meinigen in nicht geringes Erſtaunen
geſetzt, jedoch ſelbiges wird um ſo viel mehr ver-
groͤſſert, da einer von dieſen Menſchen-Freſſern jaͤh-
lings aufſpringet, und einen von Davids Soͤhnen,
mit ſeinem groſſen Meſſer zu erſtechen ſucht/ doch da
dieſer Juͤngling ſeinen Feind mit der Flinte, als ei-
nen leichten Stroh-Wiſch zu Boden rennet, werden
endlich alle beyde mit leichter Muͤh uͤberwaͤltiget
und gebunden hingelegt.
Hierauf durchſuchen ſie weiter alle Kammern,
Ecken und Winckel des Schiffs, finden aber weder
Menſchen, Vieh, noch ſonſten etwas, wovor ſie ſich
ferner zu fuͤrchten Urſach haͤtten. Hergegen an deſ-
ſen ſtatt einen unſchaͤtzbaren Vorrath an koſtbahren
Zeug und Gewuͤrtz-Waaren, ſchoͤnen Thier-Haͤu-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/439>, abgerufen am 24.11.2024.
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