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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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ner beständigen Gnade, welcher mir so gleich die
Hand darreichte, die ich Unterthänigkeit küssete,
und von ihm selbst auf der Stelle zum Ritter ge-
schlagen wurde, worbey ich die gantz besondere
Gnade hatte, daß mir die Princeßin Johanna das
Schwerdt umgürtete, und der Cron-Printz den
rechten Sporn anlegte.

Solchergestalt wurde mein Schmertzen durch
Königliche besondere Gnade, und durch vernünffti-
ge Vorstellung, nach und nach mit der Zeit ziem-
lich gelindert, meine Mutter aber nebst meinem ein-
tzigen Bruder und zweyen Schwestern, konten sich
nicht so bald beruhigen, und weil die erstere durch-
aus nicht wieder heyrathen wolte, begab sie sich
mit meinem Geschwister aus der Residentz-Stadt
hinweg auf das beste unserer Land-Güter, um da-
selbst ruhig zu leben, und ihre Kinder mit aller Vor-
sicht zu erziehen.

Jmmittelst ließ ich mir die Ubung in den Waf-
fen, wie auch in den Kriegs- und andern nützlichen
Künsten dermassen angelegen seyn, daß sich in mei-
nem 18den Jahre kein eintziger Ritter am Spani-
schen Hofe schämen durffte, mit mir umzugehen,
und da bey damahligen ziemlich ruhigen Zeiten der
König vielfältige Ritter- und Lust-Spiele anstelle-
te, fand ich mich sehr eiffrig und fleißig darbey ein,
kam auch fast niemahls ohne ansehnlichen Gewinst
darvon.

Am Gebu[rt]s-Tage der Princeßin Johanna
wurde bey Hofe ein prächtiges Festin gegeben, und
fast die halbe Nacht mit Tantzen zugebracht, indem
aber ich, nach dem Abschiede aller andern, mich eben-

falls

ner beſtaͤndigen Gnade, welcher mir ſo gleich die
Hand darreichte, die ich Unterthaͤnigkeit kuͤſſete,
und von ihm ſelbſt auf der Stelle zum Ritter ge-
ſchlagen wurde, worbey ich die gantz beſondere
Gnade hatte, daß mir die Princeßin Johanna das
Schwerdt umguͤrtete, und der Cron-Printz den
rechten Sporn anlegte.

Solchergeſtalt wurde mein Schmertzen durch
Koͤnigliche beſondere Gnade, und durch vernuͤnffti-
ge Vorſtellung, nach und nach mit der Zeit ziem-
lich gelindert, meine Mutter aber nebſt meinem ein-
tzigen Bruder und zweyen Schweſtern, konten ſich
nicht ſo bald beruhigen, und weil die erſtere durch-
aus nicht wieder heyrathen wolte, begab ſie ſich
mit meinem Geſchwiſter aus der Reſidentz-Stadt
hinweg auf das beſte unſerer Land-Guͤter, um da-
ſelbſt ruhig zu leben, und ihre Kinder mit aller Vor-
ſicht zu erziehen.

Jmmittelſt ließ ich mir die Ubung in den Waf-
fen, wie auch in den Kriegs- und andern nuͤtzlichen
Kuͤnſten dermaſſen angelegen ſeyn, daß ſich in mei-
nem 18den Jahre kein eintziger Ritter am Spani-
ſchen Hofe ſchaͤmen durffte, mit mir umzugehen,
und da bey damahligen ziemlich ruhigen Zeiten der
Koͤnig vielfaͤltige Ritter- und Luſt-Spiele anſtelle-
te, fand ich mich ſehr eiffrig und fleißig darbey ein,
kam auch faſt niemahls ohne anſehnlichen Gewinſt
darvon.

Am Gebu[rt]s-Tage der Princeßin Johanna
wurde bey Hofe ein praͤchtiges Feſtin gegeben, und
faſt die halbe Nacht mit Tantzen zugebracht, indem
aber ich, nach dem Abſchiede aller andern, mich eben-

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[495/0509] ner beſtaͤndigen Gnade, welcher mir ſo gleich die Hand darreichte, die ich Unterthaͤnigkeit kuͤſſete, und von ihm ſelbſt auf der Stelle zum Ritter ge- ſchlagen wurde, worbey ich die gantz beſondere Gnade hatte, daß mir die Princeßin Johanna das Schwerdt umguͤrtete, und der Cron-Printz den rechten Sporn anlegte. Solchergeſtalt wurde mein Schmertzen durch Koͤnigliche beſondere Gnade, und durch vernuͤnffti- ge Vorſtellung, nach und nach mit der Zeit ziem- lich gelindert, meine Mutter aber nebſt meinem ein- tzigen Bruder und zweyen Schweſtern, konten ſich nicht ſo bald beruhigen, und weil die erſtere durch- aus nicht wieder heyrathen wolte, begab ſie ſich mit meinem Geſchwiſter aus der Reſidentz-Stadt hinweg auf das beſte unſerer Land-Guͤter, um da- ſelbſt ruhig zu leben, und ihre Kinder mit aller Vor- ſicht zu erziehen. Jmmittelſt ließ ich mir die Ubung in den Waf- fen, wie auch in den Kriegs- und andern nuͤtzlichen Kuͤnſten dermaſſen angelegen ſeyn, daß ſich in mei- nem 18den Jahre kein eintziger Ritter am Spani- ſchen Hofe ſchaͤmen durffte, mit mir umzugehen, und da bey damahligen ziemlich ruhigen Zeiten der Koͤnig vielfaͤltige Ritter- und Luſt-Spiele anſtelle- te, fand ich mich ſehr eiffrig und fleißig darbey ein, kam auch faſt niemahls ohne anſehnlichen Gewinſt darvon. Am Geburts-Tage der Princeßin Johanna wurde bey Hofe ein praͤchtiges Feſtin gegeben, und faſt die halbe Nacht mit Tantzen zugebracht, indem aber ich, nach dem Abſchiede aller andern, mich eben- falls

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/509>, abgerufen am 21.11.2024.