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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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dem ergetzte mich in Durchlesung der Geschichte, so
in unsern und andern Ländern vorgegangen waren,
damit mich aber niemand vor einen Geitzhals oder
Grillenfänger ansehen möchte, so besuchte meine
Nachbarn fleißig, und ermangelte nicht, dieselben
zum öftern zu mir zu bitten, woher denn kam, daß
zum wenigsten alle Monat eine starcke Zusammen-
kunfft vieler vornehmer Personen beyderley Ge-
schlechts bey mir anzutreffen war.

Mit meiner Gemahlin lebte ich ungemein ruhig
und verträglich, und ohngeacht wir beyderfeits wohl
merckten, daß eins gegen das andere etwas beson-
ders müste auf den Hertzen liegen haben, so wurde
doch alle Gelegenheit vermieden, einander zu krän-
cken. Am allermeisten aber muste bewundern, daß
die sonst so lustige Donna Eleonora nunmehro ih-
ren angenehmsten Zeitvertreib in geistlichen Büchern
und in dem Umgange mit heiligen Leuten beyderley
Geschlechts suchte, dahero ich immer befürchtete, sie
möchte auf die Gedancken gerathen, sich von mir zu
scheiden, und in ein Kloster zu gehen, wie sie denn
sich von freyen Stücken gewöhnete, wöchentlich
nur zwey mahl bey mir zu schlaffen, worbey ich
gleichwohl merckte, daß sie zur selbigen Zeit im
Werck der Liebe gantz unersättlich war, dem ohnge-
acht wolten sich von unsern ehlichen Beywohnungen
gar keine Früchte zeigen, welche ich doch endlich ohne
allen Verdruß hätte um mich dulden wollen.

Eines Tages, da ich mit meiner Gemahlin auf
dem Felde herum spatziren fuhr, begegnete uns ein
Weib, welches nebst einem ohngefehr 12-biß 13-

jähri-

dem ergetzte mich in Durchleſung der Geſchichte, ſo
in unſern und andern Laͤndern vorgegangen waren,
damit mich aber niemand vor einen Geitzhals oder
Grillenfaͤnger anſehen moͤchte, ſo beſuchte meine
Nachbarn fleißig, und ermangelte nicht, dieſelben
zum oͤftern zu mir zu bitten, woher denn kam, daß
zum wenigſten alle Monat eine ſtarcke Zuſammen-
kunfft vieler vornehmer Perſonen beyderley Ge-
ſchlechts bey mir anzutreffen war.

Mit meiner Gemahlin lebte ich ungemein ruhig
und vertraͤglich, und ohngeacht wir beyderfeits wohl
merckten, daß eins gegen das andere etwas beſon-
ders muͤſte auf den Hertzen liegen haben, ſo wurde
doch alle Gelegenheit vermieden, einander zu kraͤn-
cken. Am allermeiſten aber muſte bewundern, daß
die ſonſt ſo luſtige Donna Eleonora nunmehro ih-
ren angenehmſten Zeitvertreib in geiſtlichen Buͤchern
und in dem Umgange mit heiligen Leuten beyderley
Geſchlechts ſuchte, dahero ich immer befuͤrchtete, ſie
moͤchte auf die Gedancken gerathen, ſich von mir zu
ſcheiden, und in ein Kloſter zu gehen, wie ſie denn
ſich von freyen Stuͤcken gewoͤhnete, woͤchentlich
nur zwey mahl bey mir zu ſchlaffen, worbey ich
gleichwohl merckte, daß ſie zur ſelbigen Zeit im
Werck der Liebe gantz unerſaͤttlich war, dem ohnge-
acht wolten ſich von unſern ehlichen Beywohnungen
gar keine Fruͤchte zeigen, welche ich doch endlich ohne
allen Verdruß haͤtte um mich dulden wollen.

Eines Tages, da ich mit meiner Gemahlin auf
dem Felde herum ſpatziren fuhr, begegnete uns ein
Weib, welches nebſt einem ohngefehr 12-biß 13-

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[525/0539] dem ergetzte mich in Durchleſung der Geſchichte, ſo in unſern und andern Laͤndern vorgegangen waren, damit mich aber niemand vor einen Geitzhals oder Grillenfaͤnger anſehen moͤchte, ſo beſuchte meine Nachbarn fleißig, und ermangelte nicht, dieſelben zum oͤftern zu mir zu bitten, woher denn kam, daß zum wenigſten alle Monat eine ſtarcke Zuſammen- kunfft vieler vornehmer Perſonen beyderley Ge- ſchlechts bey mir anzutreffen war. Mit meiner Gemahlin lebte ich ungemein ruhig und vertraͤglich, und ohngeacht wir beyderfeits wohl merckten, daß eins gegen das andere etwas beſon- ders muͤſte auf den Hertzen liegen haben, ſo wurde doch alle Gelegenheit vermieden, einander zu kraͤn- cken. Am allermeiſten aber muſte bewundern, daß die ſonſt ſo luſtige Donna Eleonora nunmehro ih- ren angenehmſten Zeitvertreib in geiſtlichen Buͤchern und in dem Umgange mit heiligen Leuten beyderley Geſchlechts ſuchte, dahero ich immer befuͤrchtete, ſie moͤchte auf die Gedancken gerathen, ſich von mir zu ſcheiden, und in ein Kloſter zu gehen, wie ſie denn ſich von freyen Stuͤcken gewoͤhnete, woͤchentlich nur zwey mahl bey mir zu ſchlaffen, worbey ich gleichwohl merckte, daß ſie zur ſelbigen Zeit im Werck der Liebe gantz unerſaͤttlich war, dem ohnge- acht wolten ſich von unſern ehlichen Beywohnungen gar keine Fruͤchte zeigen, welche ich doch endlich ohne allen Verdruß haͤtte um mich dulden wollen. Eines Tages, da ich mit meiner Gemahlin auf dem Felde herum ſpatziren fuhr, begegnete uns ein Weib, welches nebſt einem ohngefehr 12-biß 13- jaͤhri-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/539>, abgerufen am 22.11.2024.