Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

halten, und sich nach einer blutigen Schlacht nebst
seinen besten Leuten gefangen geben. Dieser Kö-
nig hatte in der Schlacht einem von unsern Kriegs-
Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem
Lotter-Buben dermassen verdroß, daß er ihm, da er
doch schon unser Gefangener war, so schändlich als
geschwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil
aber diese That dem Valboa hefftig verdroß, wurde
dieser Knecht fast biß auf den Tod zerprügelt.

Nach diesem erlangten Siege und herrlicher
Beute, führete uns ein nackender Jndianer in die
grosse Landschafft des Königs Abibeiba, der seine
Residenz auf einem sehr hohen und dicken Bau-
me aufgebauet hatte, indem er wegen öffterer Was-
sergüsse nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon-
te. Dieser König wolte sich weder durch Bitten
noch durch Droh-Worte bewegen lassen von die-
sem hohen Gebäude herab zu steigen, so bald aber
die Unsern einen Anfang machten den Baum um-
zuhauen, kam er nebst zweyen Söhnen herunter, und
ließ seine übrigen Hof-Bedienten in der Höhe zu-
rück. Wir machten Friede und| Bündnisse mit ihm,
und begehrten eine billige Schatzung an Lebens-
Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun
wegen des letztern seinen sonderlichen Mangel vor-
geschützt, gleichwohl aber nur desto hefftiger ange-
strenget wurde etliche Pfund zu verschaffen, ver-
sprach er nebst etlichen seiner Leute auszugehen, und
uns binnen 6. Tagen mehr zu bringen als wir ver-
langt hätten. Allein er ist darvon gegangen und
nachhero niemals wiederum vor unsere Augen ge-

kommen,
N n 3

halten, und ſich nach einer blutigen Schlacht nebſt
ſeinen beſten Leuten gefangen geben. Dieſer Koͤ-
nig hatte in der Schlacht einem von unſern Kriegs-
Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem
Lotter-Buben dermaſſen verdroß, daß er ihm, da er
doch ſchon unſer Gefangener war, ſo ſchaͤndlich als
geſchwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil
aber dieſe That dem Valboa hefftig verdroß, wurde
dieſer Knecht faſt biß auf den Tod zerpruͤgelt.

Nach dieſem erlangten Siege und herrlicher
Beute, fuͤhrete uns ein nackender Jndianer in die
groſſe Landſchafft des Koͤnigs Abibeiba, der ſeine
Reſidenz auf einem ſehr hohen und dicken Bau-
me aufgebauet hatte, indem er wegen oͤffterer Waſ-
ſerguͤſſe nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon-
te. Dieſer Koͤnig wolte ſich weder durch Bitten
noch durch Droh-Worte bewegen laſſen von die-
ſem hohen Gebaͤude herab zu ſteigen, ſo bald aber
die Unſern einen Anfang machten den Baum um-
zuhauen, kam er nebſt zweyen Soͤhnen herunter, und
ließ ſeine uͤbrigen Hof-Bedienten in der Hoͤhe zu-
ruͤck. Wir machten Friede und| Buͤndniſſe mit ihm,
und begehrten eine billige Schatzung an Lebens-
Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun
wegen des letztern ſeinen ſonderlichen Mangel vor-
geſchuͤtzt, gleichwohl aber nur deſto hefftiger ange-
ſtrenget wurde etliche Pfund zu verſchaffen, ver-
ſprach er nebſt etlichen ſeiner Leute auszugehen, und
uns binnen 6. Tagen mehr zu bringen als wir ver-
langt haͤtten. Allein er iſt darvon gegangen und
nachhero niemals wiederum vor unſere Augen ge-

kom̃en,
N n 3
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0579" n="565"/>
halten, und &#x017F;ich nach einer blutigen Schlacht neb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einen be&#x017F;ten Leuten gefangen geben. Die&#x017F;er Ko&#x0364;-<lb/>
nig hatte in der Schlacht einem von un&#x017F;ern Kriegs-<lb/>
Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem<lb/>
Lotter-Buben derma&#x017F;&#x017F;en verdroß, daß er ihm, da er<lb/>
doch &#x017F;chon un&#x017F;er Gefangener war, &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich als<lb/>
ge&#x017F;chwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil<lb/>
aber die&#x017F;e That dem <hi rendition="#aq">Valboa</hi> hefftig verdroß, wurde<lb/>
die&#x017F;er Knecht fa&#x017F;t biß auf den Tod zerpru&#x0364;gelt.</p><lb/>
          <p>Nach die&#x017F;em erlangten Siege und herrlicher<lb/>
Beute, fu&#x0364;hrete uns ein nackender Jndianer in die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Land&#x017F;chafft des Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">Abibeiba,</hi> der &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;idenz</hi> auf einem &#x017F;ehr hohen und dicken Bau-<lb/>
me aufgebauet hatte, indem er wegen o&#x0364;ffterer Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ergu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon-<lb/>
te. Die&#x017F;er Ko&#x0364;nig wolte &#x017F;ich weder durch Bitten<lb/>
noch durch Droh-Worte bewegen la&#x017F;&#x017F;en von die-<lb/>
&#x017F;em hohen Geba&#x0364;ude herab zu &#x017F;teigen, &#x017F;o bald aber<lb/>
die Un&#x017F;ern einen Anfang machten den Baum um-<lb/>
zuhauen, kam er neb&#x017F;t zweyen So&#x0364;hnen herunter, und<lb/>
ließ &#x017F;eine u&#x0364;brigen Hof-Bedienten in der Ho&#x0364;he zu-<lb/>
ru&#x0364;ck. Wir machten Friede und| Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e mit ihm,<lb/>
und begehrten eine billige Schatzung an Lebens-<lb/>
Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun<lb/>
wegen des letztern &#x017F;einen &#x017F;onderlichen Mangel vor-<lb/>
ge&#x017F;chu&#x0364;tzt, gleichwohl aber nur de&#x017F;to hefftiger ange-<lb/>
&#x017F;trenget wurde etliche Pfund zu ver&#x017F;chaffen, ver-<lb/>
&#x017F;prach er neb&#x017F;t etlichen &#x017F;einer Leute auszugehen, und<lb/>
uns binnen 6. Tagen mehr zu bringen als wir ver-<lb/>
langt ha&#x0364;tten. Allein er i&#x017F;t darvon gegangen und<lb/>
nachhero niemals wiederum vor un&#x017F;ere Augen ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 3</fw><fw place="bottom" type="catch">kom&#x0303;en,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[565/0579] halten, und ſich nach einer blutigen Schlacht nebſt ſeinen beſten Leuten gefangen geben. Dieſer Koͤ- nig hatte in der Schlacht einem von unſern Kriegs- Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem Lotter-Buben dermaſſen verdroß, daß er ihm, da er doch ſchon unſer Gefangener war, ſo ſchaͤndlich als geſchwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil aber dieſe That dem Valboa hefftig verdroß, wurde dieſer Knecht faſt biß auf den Tod zerpruͤgelt. Nach dieſem erlangten Siege und herrlicher Beute, fuͤhrete uns ein nackender Jndianer in die groſſe Landſchafft des Koͤnigs Abibeiba, der ſeine Reſidenz auf einem ſehr hohen und dicken Bau- me aufgebauet hatte, indem er wegen oͤffterer Waſ- ſerguͤſſe nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon- te. Dieſer Koͤnig wolte ſich weder durch Bitten noch durch Droh-Worte bewegen laſſen von die- ſem hohen Gebaͤude herab zu ſteigen, ſo bald aber die Unſern einen Anfang machten den Baum um- zuhauen, kam er nebſt zweyen Soͤhnen herunter, und ließ ſeine uͤbrigen Hof-Bedienten in der Hoͤhe zu- ruͤck. Wir machten Friede und| Buͤndniſſe mit ihm, und begehrten eine billige Schatzung an Lebens- Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun wegen des letztern ſeinen ſonderlichen Mangel vor- geſchuͤtzt, gleichwohl aber nur deſto hefftiger ange- ſtrenget wurde etliche Pfund zu verſchaffen, ver- ſprach er nebſt etlichen ſeiner Leute auszugehen, und uns binnen 6. Tagen mehr zu bringen als wir ver- langt haͤtten. Allein er iſt darvon gegangen und nachhero niemals wiederum vor unſere Augen ge- kom̃en, N n 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/579
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/579>, abgerufen am 21.11.2024.