halten, und sich nach einer blutigen Schlacht nebst seinen besten Leuten gefangen geben. Dieser Kö- nig hatte in der Schlacht einem von unsern Kriegs- Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem Lotter-Buben dermassen verdroß, daß er ihm, da er doch schon unser Gefangener war, so schändlich als geschwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil aber diese That dem Valboa hefftig verdroß, wurde dieser Knecht fast biß auf den Tod zerprügelt.
Nach diesem erlangten Siege und herrlicher Beute, führete uns ein nackender Jndianer in die grosse Landschafft des Königs Abibeiba, der seine Residenz auf einem sehr hohen und dicken Bau- me aufgebauet hatte, indem er wegen öffterer Was- sergüsse nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon- te. Dieser König wolte sich weder durch Bitten noch durch Droh-Worte bewegen lassen von die- sem hohen Gebäude herab zu steigen, so bald aber die Unsern einen Anfang machten den Baum um- zuhauen, kam er nebst zweyen Söhnen herunter, und ließ seine übrigen Hof-Bedienten in der Höhe zu- rück. Wir machten Friede und| Bündnisse mit ihm, und begehrten eine billige Schatzung an Lebens- Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun wegen des letztern seinen sonderlichen Mangel vor- geschützt, gleichwohl aber nur desto hefftiger ange- strenget wurde etliche Pfund zu verschaffen, ver- sprach er nebst etlichen seiner Leute auszugehen, und uns binnen 6. Tagen mehr zu bringen als wir ver- langt hätten. Allein er ist darvon gegangen und nachhero niemals wiederum vor unsere Augen ge-
kommen,
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halten, und ſich nach einer blutigen Schlacht nebſt ſeinen beſten Leuten gefangen geben. Dieſer Koͤ- nig hatte in der Schlacht einem von unſern Kriegs- Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem Lotter-Buben dermaſſen verdroß, daß er ihm, da er doch ſchon unſer Gefangener war, ſo ſchaͤndlich als geſchwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil aber dieſe That dem Valboa hefftig verdroß, wurde dieſer Knecht faſt biß auf den Tod zerpruͤgelt.
Nach dieſem erlangten Siege und herrlicher Beute, fuͤhrete uns ein nackender Jndianer in die groſſe Landſchafft des Koͤnigs Abibeiba, der ſeine Reſidenz auf einem ſehr hohen und dicken Bau- me aufgebauet hatte, indem er wegen oͤffterer Waſ- ſerguͤſſe nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon- te. Dieſer Koͤnig wolte ſich weder durch Bitten noch durch Droh-Worte bewegen laſſen von die- ſem hohen Gebaͤude herab zu ſteigen, ſo bald aber die Unſern einen Anfang machten den Baum um- zuhauen, kam er nebſt zweyen Soͤhnen herunter, und ließ ſeine uͤbrigen Hof-Bedienten in der Hoͤhe zu- ruͤck. Wir machten Friede und| Buͤndniſſe mit ihm, und begehrten eine billige Schatzung an Lebens- Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun wegen des letztern ſeinen ſonderlichen Mangel vor- geſchuͤtzt, gleichwohl aber nur deſto hefftiger ange- ſtrenget wurde etliche Pfund zu verſchaffen, ver- ſprach er nebſt etlichen ſeiner Leute auszugehen, und uns binnen 6. Tagen mehr zu bringen als wir ver- langt haͤtten. Allein er iſt darvon gegangen und nachhero niemals wiederum vor unſere Augen ge-
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halten, und ſich nach einer blutigen Schlacht nebſt
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nig hatte in der Schlacht einem von unſern Kriegs-
Leuten eine leichte Wunde angebracht, welches dem
Lotter-Buben dermaſſen verdroß, daß er ihm, da er
doch ſchon unſer Gefangener war, ſo ſchaͤndlich als
geſchwind einen, Arm vom Leibe herunter hieb. Weil
aber dieſe That dem Valboa hefftig verdroß, wurde
dieſer Knecht faſt biß auf den Tod zerpruͤgelt.
Nach dieſem erlangten Siege und herrlicher
Beute, fuͤhrete uns ein nackender Jndianer in die
groſſe Landſchafft des Koͤnigs Abibeiba, der ſeine
Reſidenz auf einem ſehr hohen und dicken Bau-
me aufgebauet hatte, indem er wegen oͤffterer Waſ-
ſerguͤſſe nicht wohl auf dem Erdboden wohnen kon-
te. Dieſer Koͤnig wolte ſich weder durch Bitten
noch durch Droh-Worte bewegen laſſen von die-
ſem hohen Gebaͤude herab zu ſteigen, ſo bald aber
die Unſern einen Anfang machten den Baum um-
zuhauen, kam er nebſt zweyen Soͤhnen herunter, und
ließ ſeine uͤbrigen Hof-Bedienten in der Hoͤhe zu-
ruͤck. Wir machten Friede und| Buͤndniſſe mit ihm,
und begehrten eine billige Schatzung an Lebens-
Mitteln und Golde geliefert zu haben, indem er nun
wegen des letztern ſeinen ſonderlichen Mangel vor-
geſchuͤtzt, gleichwohl aber nur deſto hefftiger ange-
ſtrenget wurde etliche Pfund zu verſchaffen, ver-
ſprach er nebſt etlichen ſeiner Leute auszugehen, und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/579>, abgerufen am 21.11.2024.
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