ben, weil Euer, sonst in allen billigen, Sachen beständiges Gemüthe, mir iederzeit vor Au- gen schwebt. Verkürtzet derowegen meine Quaal und Marter, entdeckt mich entweder meinem anwesenden Mit-Buhler, der mir den Todt geschworen hat, oder zeiget mir Gele- genheit, wo, und wann das Vergnügen, Euch in Geheim zu sprechen, haben kan, der im Post-Hause in verstellter Kleidung auf Antwort wartende
bekümmert-Verliebte Litzberg.
Geschrieben war der Brief, ich sahe auch mein Fräulein nebst andern Dames gegen über im Fen- ster liegen, allein, wie ihr derselbe unvermerckt in die Hände zu spielen sey, wolte mir gar nicht ein- fallen. Endlich da sich ohngefähr ein mäßiger Pursche vor mir praesentirte, und allerhand Ga- lanterie Waaren zum Verkauffe anbot, merckte ich gleich an seinem gantzen Wesen, daß er ein durch- triebener Schalck seyn müsse, zohe ihn derowegen auf die Seite, kauffte vor einen Ducaten nöthige Waaren, zeigte ihm hernach das im Fenster lie- gende, sehr betrübt aussehende Fräulein, und ver- sprach ihm einen spec. Thaler zu verehren, wenn er derselben, ohne daß es andere Leute merckten, die- sen Brief einhändigen, und ihr heimlich zu verste- hen geben könte, so bald es ihr gelegen, Antwort abzuholen, zu welchem Ende ich ihm denn eine klei- ne Schreib-Tafel nebst Bleystifft gab, die er ihr ebenfalls überreichen, zur Losung aber nur die bey-
den
ben, weil Euer, ſonſt in allen billigen, Sachen beſtaͤndiges Gemuͤthe, mir iederzeit vor Au- gen ſchwebt. Verkuͤrtzet derowegen meine Quaal und Marter, entdeckt mich entweder meinem anweſenden Mit-Buhler, der mir den Todt geſchworen hat, oder zeiget mir Gele- genheit, wo, und wann das Vergnuͤgen, Euch in Geheim zu ſprechen, haben kan, der im Poſt-Hauſe in verſtellter Kleidung auf Antwort wartende
bekuͤmmert-Verliebte Litzberg.
Geſchrieben war der Brief, ich ſahe auch mein Fraͤulein nebſt andern Dames gegen uͤber im Fen- ſter liegen, allein, wie ihr derſelbe unvermerckt in die Haͤnde zu ſpielen ſey, wolte mir gar nicht ein- fallen. Endlich da ſich ohngefaͤhr ein maͤßiger Purſche vor mir præſentirte, und allerhand Ga- lanterie Waaren zum Verkauffe anbot, merckte ich gleich an ſeinem gantzen Weſen, daß er ein durch- triebener Schalck ſeyn muͤſſe, zohe ihn derowegen auf die Seite, kauffte vor einen Ducaten noͤthige Waaren, zeigte ihm hernach das im Fenſter lie- gende, ſehr betruͤbt ausſehende Fraͤulein, und ver- ſprach ihm einen ſpec. Thaler zu verehren, wenn er derſelben, ohne daß es andere Leute merckten, die- ſen Brief einhaͤndigen, und ihr heimlich zu verſte- hen geben koͤnte, ſo bald es ihr gelegen, Antwort abzuholen, zu welchem Ende ich ihm denn eine klei- ne Schreib-Tafel nebſt Bleyſtifft gab, die er ihr ebenfalls uͤberreichen, zur Loſung aber nur die bey-
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ben, weil Euer, ſonſt in allen billigen, Sachen
beſtaͤndiges Gemuͤthe, mir iederzeit vor Au-
gen ſchwebt. Verkuͤrtzet derowegen meine
Quaal und Marter, entdeckt mich entweder
meinem anweſenden Mit-Buhler, der mir den
Todt geſchworen hat, oder zeiget mir Gele-
genheit, wo, und wann das Vergnuͤgen,
Euch in Geheim zu ſprechen, haben kan, der
im Poſt-Hauſe in verſtellter Kleidung auf
Antwort wartende
bekuͤmmert-Verliebte
Litzberg.
Geſchrieben war der Brief, ich ſahe auch mein
Fraͤulein nebſt andern Dames gegen uͤber im Fen-
ſter liegen, allein, wie ihr derſelbe unvermerckt
in die Haͤnde zu ſpielen ſey, wolte mir gar nicht ein-
fallen. Endlich da ſich ohngefaͤhr ein maͤßiger
Purſche vor mir præſentirte, und allerhand Ga-
lanterie Waaren zum Verkauffe anbot, merckte
ich gleich an ſeinem gantzen Weſen, daß er ein durch-
triebener Schalck ſeyn muͤſſe, zohe ihn derowegen
auf die Seite, kauffte vor einen Ducaten noͤthige
Waaren, zeigte ihm hernach das im Fenſter lie-
gende, ſehr betruͤbt ausſehende Fraͤulein, und ver-
ſprach ihm einen ſpec. Thaler zu verehren, wenn er
derſelben, ohne daß es andere Leute merckten, die-
ſen Brief einhaͤndigen, und ihr heimlich zu verſte-
hen geben koͤnte, ſo bald es ihr gelegen, Antwort
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/152>, abgerufen am 23.11.2024.
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