sen, hernachmahls selbige verschiedene mahl ge- küsset und wiederum aufs sorgfältigste verwahret hatte. Da nun Ferdinand gleichfalls ein Zeuge darvon gewesen, gehen sie mit einander zu rathe, und erbrechen nachhero einsmahls unter der Kirche Charlottens Stube und Chatoul, finden alle mei- ne Briefe, nebst den meisten Concepten ihrer Ant- wort, und zeigen dieselben, um Charlotten nur recht zu prostituiren, erstlich allen Leuten, und auf die letz- te auch dem Herrn von V.**
Was die gute Charlotte dieserwegen vor Ver- druß und Quaal ausstehen müssen, und wie es über mich armen Schöps hergegangen, ist leichter zu vermuthen als zu erzehlen. Ferdinand, dessen Lie- be dieserwegen dennoch nicht verschwindet, sondern um so viel desto mehr Nahrung empfängt, weil er nunmehro versichert ist, daß Charlotte gar wohl lieben kan, wenn sie nur will, vermeynet bey solchen Umständen im trüben zu fischen, und es dahin zu bringen, daß Charlottens Ausschweiffung, (wo es anders menschlicher weise also zu nennen) sich mit sei- nen groben Schand-Flecken compensiren soll. Al- lein diese fasset einen Helden-Muth, und saget fran- chement heraus, daß sie 1000. mahl eher einen ge- meinen Musquetier von guter Conduite, als einen solchen Edelmann heyrathen wolle, der sich mit allen Vieh-Mägden auf dem Miste herum geweltzt, und so viel Hur-Kinder zu ernähren hätte, daß in Zu- kunfft seine Korn- und Weitzen-Ernte nicht einmahl hinlänglich seyn würde, selbigen die veraccordirten Mund-Portiones zu reichen.
Der Herr von V.** fasset sich dieses einiger mas-
sen
ſen, hernachmahls ſelbige verſchiedene mahl ge- kuͤſſet und wiederum aufs ſorgfaͤltigſte verwahret hatte. Da nun Ferdinand gleichfalls ein Zeuge darvon geweſen, gehen ſie mit einander zu rathe, und erbrechen nachhero einsmahls unter der Kirche Charlottens Stube und Chatoul, finden alle mei- ne Briefe, nebſt den meiſten Concepten ihrer Ant- wort, und zeigen dieſelben, um Charlotten nur recht zu proſtituiren, erſtlich allen Leuten, und auf die letz- te auch dem Herrn von V.**
Was die gute Charlotte dieſerwegen vor Ver- druß und Quaal ausſtehen muͤſſen, und wie es uͤber mich armen Schoͤps hergegangen, iſt leichter zu vermuthen als zu erzehlen. Ferdinand, deſſen Lie- be dieſerwegen dennoch nicht verſchwindet, ſondern um ſo viel deſto mehr Nahrung empfaͤngt, weil er nunmehro verſichert iſt, daß Charlotte gar wohl lieben kan, wenn ſie nur will, vermeynet bey ſolchen Umſtaͤnden im truͤben zu fiſchen, und es dahin zu bringen, daß Charlottens Ausſchweiffung, (wo es anders menſchlicher weiſe alſo zu nennen) ſich mit ſei- nen groben Schand-Flecken compenſiren ſoll. Al- lein dieſe faſſet einen Helden-Muth, und ſaget fran- chement heraus, daß ſie 1000. mahl eher einen ge- meinen Muſquetier von guter Conduite, als einen ſolchen Edelmann heyrathen wolle, der ſich mit allen Vieh-Maͤgden auf dem Miſte herum geweltzt, und ſo viel Hur-Kinder zu ernaͤhren haͤtte, daß in Zu- kunfft ſeine Korn- und Weitzen-Ernte nicht einmahl hinlaͤnglich ſeyn wuͤrde, ſelbigen die veraccordirten Mund-Portiones zu reichen.
Der Herr von V.** faſſet ſich dieſes einiger maſ-
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ſen, hernachmahls ſelbige verſchiedene mahl ge-
kuͤſſet und wiederum aufs ſorgfaͤltigſte verwahret
hatte. Da nun Ferdinand gleichfalls ein Zeuge
darvon geweſen, gehen ſie mit einander zu rathe,
und erbrechen nachhero einsmahls unter der Kirche
Charlottens Stube und Chatoul, finden alle mei-
ne Briefe, nebſt den meiſten Concepten ihrer Ant-
wort, und zeigen dieſelben, um Charlotten nur recht
zu proſtituiren, erſtlich allen Leuten, und auf die letz-
te auch dem Herrn von V.**
Was die gute Charlotte dieſerwegen vor Ver-
druß und Quaal ausſtehen muͤſſen, und wie es uͤber
mich armen Schoͤps hergegangen, iſt leichter zu
vermuthen als zu erzehlen. Ferdinand, deſſen Lie-
be dieſerwegen dennoch nicht verſchwindet, ſondern
um ſo viel deſto mehr Nahrung empfaͤngt, weil er
nunmehro verſichert iſt, daß Charlotte gar wohl
lieben kan, wenn ſie nur will, vermeynet bey ſolchen
Umſtaͤnden im truͤben zu fiſchen, und es dahin zu
bringen, daß Charlottens Ausſchweiffung, (wo es
anders menſchlicher weiſe alſo zu nennen) ſich mit ſei-
nen groben Schand-Flecken compenſiren ſoll. Al-
lein dieſe faſſet einen Helden-Muth, und ſaget fran-
chement heraus, daß ſie 1000. mahl eher einen ge-
meinen Muſquetier von guter Conduite, als einen
ſolchen Edelmann heyrathen wolle, der ſich mit allen
Vieh-Maͤgden auf dem Miſte herum geweltzt, und
ſo viel Hur-Kinder zu ernaͤhren haͤtte, daß in Zu-
kunfft ſeine Korn- und Weitzen-Ernte nicht einmahl
hinlaͤnglich ſeyn wuͤrde, ſelbigen die veraccordirten
Mund-Portiones zu reichen.
Der Herr von V.** faſſet ſich dieſes einiger maſ-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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