fen, klapperte mit den Schlüsseln, und schloß einen von ihren Wäsch-Kastens auf, der gantz nahe bey meinem getäfelten Cabinet stunde, krahmete mit ein und andern Sachen, und sunge inzwischen etli- che schändliche Verse eines geilen Buhlers-Liedes, welches sich vor eine reputirliche Frau gantz und gar nicht geziemete. Jndem nun eben im Begriff war, sie dieserwegen zu reprimandiren, hörete ich eine gantz leise herbey schleichende Person folgende Worte sprechen: Jhr Knecht, Madame! wie stehts, werden sie bald fertig seyn? Mademoiselle N. wartet mit Schmertzen auf sie, und die übrigen sind schon voraus. Lasset sie seyn, gab meine Frau zur Antwort, wir wollen noch zeitig genug nach- kommen, das Nickelgen muß wohl warten, allein, mein Kind, du darffst nicht halb so ehrbar thun, denn wir sind alleine. Wo ist denn dein Mann? mein Engel, fragte der Courtoisan ferner, ich bin gekommen, ihn ehrenthalber auch zu dieser Lust zu invitiren. Ach! schrye meine Frau, laß den Un- flath ja zu frieden, der wird vor Mitternachts nicht aus dem Kohlen-Staube gekrochen kommen, denn er hat sich Essen und Taincken genug ins Labora- torium bringen lassen. Das ist ja vortrefflich, ver- setzte der Courtoisan, allein, solchergestalt wäre nicht uneben, wenn wir uns nach abgeschlossenen Thüren ein kleines Vergnügen machten. Jsts nicht zu viel, sagte meine Frau, dergleichen bey hellen lichten Tage vorzunehmen? Hierauf antwortete der Ehebrecher mit verschiedenen Küssen, die ein lau- tes Geklatsche verursachten. Bald hernach gingen beyde hin, verschlossen und verriegelten die Thüren,
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fen, klapperte mit den Schluͤſſeln, und ſchloß einen von ihren Waͤſch-Kaſtens auf, der gantz nahe bey meinem getaͤfelten Cabinet ſtunde, krahmete mit ein und andern Sachen, und ſunge inzwiſchen etli- che ſchaͤndliche Verſe eines geilen Buhlers-Liedes, welches ſich vor eine reputirliche Frau gantz und gar nicht geziemete. Jndem nun eben im Begriff war, ſie dieſerwegen zu reprimandiren, hoͤrete ich eine gantz leiſe herbey ſchleichende Perſon folgende Worte ſprechen: Jhr Knecht, Madame! wie ſtehts, werden ſie bald fertig ſeyn? Mademoiſelle N. wartet mit Schmertzen auf ſie, und die uͤbrigen ſind ſchon voraus. Laſſet ſie ſeyn, gab meine Frau zur Antwort, wir wollen noch zeitig genug nach- kommen, das Nickelgen muß wohl warten, allein, mein Kind, du darffſt nicht halb ſo ehrbar thun, denn wir ſind alleine. Wo iſt denn dein Mann? mein Engel, fragte der Courtoiſan ferner, ich bin gekommen, ihn ehrenthalber auch zu dieſer Luſt zu invitiren. Ach! ſchrye meine Frau, laß den Un- flath ja zu frieden, der wird vor Mitternachts nicht aus dem Kohlen-Staube gekrochen kommen, denn er hat ſich Eſſen und Taincken genug ins Labora- torium bringen laſſen. Das iſt ja vortrefflich, ver- ſetzte der Courtoiſan, allein, ſolchergeſtalt waͤre nicht uneben, wenn wir uns nach abgeſchloſſenen Thuͤren ein kleines Vergnuͤgen machten. Jſts nicht zu viel, ſagte meine Frau, dergleichen bey hellen lichten Tage vorzunehmen? Hierauf antwortete der Ehebrecher mit verſchiedenen Kuͤſſen, die ein lau- tes Geklatſche verurſachten. Bald hernach gingen beyde hin, verſchloſſen und verriegelten die Thuͤren,
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fen, klapperte mit den Schluͤſſeln, und ſchloß einen
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meinem getaͤfelten Cabinet ſtunde, krahmete mit
ein und andern Sachen, und ſunge inzwiſchen etli-
che ſchaͤndliche Verſe eines geilen Buhlers-Liedes,
welches ſich vor eine reputirliche Frau gantz und
gar nicht geziemete. Jndem nun eben im Begriff
war, ſie dieſerwegen zu reprimandiren, hoͤrete ich
eine gantz leiſe herbey ſchleichende Perſon folgende
Worte ſprechen: Jhr Knecht, Madame! wie
ſtehts, werden ſie bald fertig ſeyn? Mademoiſelle
N. wartet mit Schmertzen auf ſie, und die uͤbrigen
ſind ſchon voraus. Laſſet ſie ſeyn, gab meine Frau
zur Antwort, wir wollen noch zeitig genug nach-
kommen, das Nickelgen muß wohl warten, allein,
mein Kind, du darffſt nicht halb ſo ehrbar thun,
denn wir ſind alleine. Wo iſt denn dein Mann?
mein Engel, fragte der Courtoiſan ferner, ich bin
gekommen, ihn ehrenthalber auch zu dieſer Luſt zu
invitiren. Ach! ſchrye meine Frau, laß den Un-
flath ja zu frieden, der wird vor Mitternachts nicht
aus dem Kohlen-Staube gekrochen kommen, denn
er hat ſich Eſſen und Taincken genug ins Labora-
torium bringen laſſen. Das iſt ja vortrefflich, ver-
ſetzte der Courtoiſan, allein, ſolchergeſtalt waͤre
nicht uneben, wenn wir uns nach abgeſchloſſenen
Thuͤren ein kleines Vergnuͤgen machten. Jſts nicht
zu viel, ſagte meine Frau, dergleichen bey hellen
lichten Tage vorzunehmen? Hierauf antwortete
der Ehebrecher mit verſchiedenen Kuͤſſen, die ein lau-
tes Geklatſche verurſachten. Bald hernach gingen
beyde hin, verſchloſſen und verriegelten die Thuͤren,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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