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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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MADRIGAL.
Du armer Bonifacius,
Jst das der Danck vor deine Treue?
Sonst werden nur die Leiber
Der Mörder und der Strassen-Räuber,
Gevierttheilt und aufs Rad gelegt,
Dich setzt man zwar
Auf den geschmückten Bet-Altar;
Jedoch wer weiß, was dir dein Haus-Wirth
gönnt,
So offt er sieht, wie schön dein Wachs-Licht
brennt,
Denn sein Verdruß
Jst alle Morgen neue.
Ach! fahre fort den Ketzern guts zu thun,
Die Päbstler lassen dich ja keine Stunde
ruhn,
Zuletzt heists doch: (sic mos est horum.)
Undanck in fine laborum.

Weil aber dergleichen Sachen mir verschiedene
Verdrießlichkeiten zugezogen, setzte ich meinen Stab
etliche 20. Meilen weiter, und kam bey einem Meister
in Arbeit, der im Nonnen-Kloster die Tischler-
Arbeit zu einer Orgel, zugleich auch viele andere
Dinge im Kloster und in der Kirchen zu machen hatte.
Von daraus schickte ich 120. Stück Ducaten an den
Pfarrherrn meines Geburts-Dorffs, überschrieb
ihm meinen gehabten wunderlichen Zufall, und bat,
daß er das meinetwegen ausgelegte Lehr-Geld da-
von zurück nehmen, meiner Mutter 50. fl. zu völliger
Ausbauung des abgebrannten Hauses und besserer

Nah-
MADRIGAL.
Du armer Bonifacius,
Jſt das der Danck vor deine Treue?
Sonſt werden nur die Leiber
Der Moͤrder und der Straſſen-Raͤuber,
Gevierttheilt und aufs Rad gelegt,
Dich ſetzt man zwar
Auf den geſchmuͤckten Bet-Altar;
Jedoch wer weiß, was dir dein Haus-Wirth
goͤnnt,
So offt er ſieht, wie ſchoͤn dein Wachs-Licht
brennt,
Denn ſein Verdruß
Jſt alle Morgen neue.
Ach! fahre fort den Ketzern guts zu thun,
Die Paͤbſtler laſſen dich ja keine Stunde
ruhn,
Zuletzt heiſts doch: (ſic mos eſt horum.)
Undanck in fine laborum.

Weil aber dergleichen Sachen mir verſchiedene
Verdrießlichkeiten zugezogen, ſetzte ich meinen Stab
etliche 20. Meilen weiter, und kam bey einem Meiſter
in Arbeit, der im Nonnen-Kloſter die Tiſchler-
Arbeit zu einer Orgel, zugleich auch viele andere
Dinge im Kloſter und in der Kirchen zu machen hatte.
Von daraus ſchickte ich 120. Stuͤck Ducaten an den
Pfarrherrn meines Geburts-Dorffs, uͤberſchrieb
ihm meinen gehabten wunderlichen Zufall, und bat,
daß er das meinetwegen ausgelegte Lehr-Geld da-
von zuruͤck nehmen, meiner Mutter 50. fl. zu voͤlliger
Ausbauung des abgebrannten Hauſes und beſſerer

Nah-
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[340/0354] MADRIGAL. Du armer Bonifacius, Jſt das der Danck vor deine Treue? Sonſt werden nur die Leiber Der Moͤrder und der Straſſen-Raͤuber, Gevierttheilt und aufs Rad gelegt, Dich ſetzt man zwar Auf den geſchmuͤckten Bet-Altar; Jedoch wer weiß, was dir dein Haus-Wirth goͤnnt, So offt er ſieht, wie ſchoͤn dein Wachs-Licht brennt, Denn ſein Verdruß Jſt alle Morgen neue. Ach! fahre fort den Ketzern guts zu thun, Die Paͤbſtler laſſen dich ja keine Stunde ruhn, Zuletzt heiſts doch: (ſic mos eſt horum.) Undanck in fine laborum. Weil aber dergleichen Sachen mir verſchiedene Verdrießlichkeiten zugezogen, ſetzte ich meinen Stab etliche 20. Meilen weiter, und kam bey einem Meiſter in Arbeit, der im Nonnen-Kloſter die Tiſchler- Arbeit zu einer Orgel, zugleich auch viele andere Dinge im Kloſter und in der Kirchen zu machen hatte. Von daraus ſchickte ich 120. Stuͤck Ducaten an den Pfarrherrn meines Geburts-Dorffs, uͤberſchrieb ihm meinen gehabten wunderlichen Zufall, und bat, daß er das meinetwegen ausgelegte Lehr-Geld da- von zuruͤck nehmen, meiner Mutter 50. fl. zu voͤlliger Ausbauung des abgebrannten Hauſes und beſſerer Nah-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/354>, abgerufen am 22.11.2024.