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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Sie liessen so gleich den köstlichsten Wein, nebst
andern Delicatessen austragen, und weil noch ein
ansehnlicher feiner Herr darzu kam, sassen wir da,
liessen die Gläser tapffer flanquiren, und raisonnir-
ten von lauter Etaats-Affairen, so, daß ich diese
Herrn vor vollkommene Etaats-Leute gehalten,
wenn mir la Rosee nicht gesagt hätte, daß sie Offi-
ciers
von demjenigen Regiment wären, worunter
er sich halb engagirt hätte. Der Wein hatte we-
gen seines gantz besonders trefflichen Geschmacks,
mir allbereit einen halben Tummel zugezogen, als
plötzlich ein scheinbarer Officier mit 6. Mann in die
Stube trat, und mit brüllender Stimme sprach:
Messieurs, gebt euch auf Befehl des Königs in Ar-
rest!
Jch vor meine Person, der dieses Tags we-
gen ein ziemlich gutes Gewissen hatte, wuste nicht,
was es bedeuten solte, sahe derowegen meine Zech-
Gesellen an, und fragte in aller Stille: Ob wir
diesen Kerlen nicht die Hälse brechen wolten? La
Rosee
sprach: Allerdings, sonst sind wir verlohren.

Auf dieses Wort, sprunge ich als eine Furie her-
vor, riß den Officier plötzlich zu Boden, stieß einen
andern mit dem Kopffe wider die Wand, daß er
ohnmächtig wurde, den dritten aber mit einem aus-
gezogenen Stillet auf der Stelle todt. Meine
Zechbrüder brachten die übrigen 4. zwar glücklich
zur Thür hinaus, ersahen aber, daß noch mehr
als 12. Mann im Hofe parat stunden, uns zu atta-
quiren. Jedoch zu allem Glücke war die Stuben-
Thür inwendig mit starcken eisernen Bändern
und Riegeln versehen, derowegen wurde dieselbe,
aufs beste verwahret, hergegen schien meinen Com-

pagnons

Sie lieſſen ſo gleich den koͤſtlichſten Wein, nebſt
andern Delicateſſen auſtragen, und weil noch ein
anſehnlicher feiner Herr darzu kam, ſaſſen wir da,
lieſſen die Glaͤſer tapffer flanquiren, und raiſonnir-
ten von lauter Etaats-Affairen, ſo, daß ich dieſe
Herrn vor vollkommene Etaats-Leute gehalten,
wenn mir la Roſée nicht geſagt haͤtte, daß ſie Offi-
ciers
von demjenigen Regiment waͤren, worunter
er ſich halb engagirt haͤtte. Der Wein hatte we-
gen ſeines gantz beſonders trefflichen Geſchmacks,
mir allbereit einen halben Tummel zugezogen, als
ploͤtzlich ein ſcheinbarer Officier mit 6. Mann in die
Stube trat, und mit bruͤllender Stimme ſprach:
Meſſieurs, gebt euch auf Befehl des Koͤnigs in Ar-
reſt!
Jch vor meine Perſon, der dieſes Tags we-
gen ein ziemlich gutes Gewiſſen hatte, wuſte nicht,
was es bedeuten ſolte, ſahe derowegen meine Zech-
Geſellen an, und fragte in aller Stille: Ob wir
dieſen Kerlen nicht die Haͤlſe brechen wolten? La
Roſée
ſprach: Allerdings, ſonſt ſind wir verlohren.

Auf dieſes Wort, ſprunge ich als eine Furie her-
vor, riß den Officier ploͤtzlich zu Boden, ſtieß einen
andern mit dem Kopffe wider die Wand, daß er
ohnmaͤchtig wurde, den dritten aber mit einem aus-
gezogenen Stillet auf der Stelle todt. Meine
Zechbruͤder brachten die uͤbrigen 4. zwar gluͤcklich
zur Thuͤr hinaus, erſahen aber, daß noch mehr
als 12. Mann im Hofe parat ſtunden, uns zu atta-
quiren. Jedoch zu allem Gluͤcke war die Stuben-
Thuͤr inwendig mit ſtarcken eiſernen Baͤndern
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aufs beſte verwahret, hergegen ſchien meinen Com-

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[384/0398] Sie lieſſen ſo gleich den koͤſtlichſten Wein, nebſt andern Delicateſſen auſtragen, und weil noch ein anſehnlicher feiner Herr darzu kam, ſaſſen wir da, lieſſen die Glaͤſer tapffer flanquiren, und raiſonnir- ten von lauter Etaats-Affairen, ſo, daß ich dieſe Herrn vor vollkommene Etaats-Leute gehalten, wenn mir la Roſée nicht geſagt haͤtte, daß ſie Offi- ciers von demjenigen Regiment waͤren, worunter er ſich halb engagirt haͤtte. Der Wein hatte we- gen ſeines gantz beſonders trefflichen Geſchmacks, mir allbereit einen halben Tummel zugezogen, als ploͤtzlich ein ſcheinbarer Officier mit 6. Mann in die Stube trat, und mit bruͤllender Stimme ſprach: Meſſieurs, gebt euch auf Befehl des Koͤnigs in Ar- reſt! Jch vor meine Perſon, der dieſes Tags we- gen ein ziemlich gutes Gewiſſen hatte, wuſte nicht, was es bedeuten ſolte, ſahe derowegen meine Zech- Geſellen an, und fragte in aller Stille: Ob wir dieſen Kerlen nicht die Haͤlſe brechen wolten? La Roſée ſprach: Allerdings, ſonſt ſind wir verlohren. Auf dieſes Wort, ſprunge ich als eine Furie her- vor, riß den Officier ploͤtzlich zu Boden, ſtieß einen andern mit dem Kopffe wider die Wand, daß er ohnmaͤchtig wurde, den dritten aber mit einem aus- gezogenen Stillet auf der Stelle todt. Meine Zechbruͤder brachten die uͤbrigen 4. zwar gluͤcklich zur Thuͤr hinaus, erſahen aber, daß noch mehr als 12. Mann im Hofe parat ſtunden, uns zu atta- quiren. Jedoch zu allem Gluͤcke war die Stuben- Thuͤr inwendig mit ſtarcken eiſernen Baͤndern und Riegeln verſehen, derowegen wurde dieſelbe, aufs beſte verwahret, hergegen ſchien meinen Com- pagnons

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/398>, abgerufen am 27.11.2024.