Es war unter seiner zugerichteten Glocken-Speise mehr als die Helffte Silber, woher dann ein vor- trefflich rein und heller Klang entstund. Demnach wurde die Uhr in den ersten Tagen des August- Monats oben auf die Alberts-Burg gestellet, und konte solchergestalt fast von den meisten Ein- wohnern gehöret werden, welche eine unaus- sprechliche Freude unter dem gantzen Volcke ver- ursachte.
Von allen unsern Europäern war nunmehro um diese Zeit kein eintziger mehr übrig, der seine besondere Profession nicht behörig hätte treiben können, als Klemann der Papier-Müller, und Wetterling der Tuchmacher, dem letztern zu Ge- fallen brach Lademann von seinen höchst-fleißigen Orgelbauen einige Tage ab, und verfertigte ihm in kurtzer Zeit 2. tüchtige Tuchmacher-Stühle, vor das übrige war der Meister Tuchmacher selbst be- sorgt, brachte es auch in wenig Wochen dahin, so viel Baumwollen-Garn aufzuziehen, darvon er zur ersten Probe wenigstens 80. Ellen Zeug oder Tuch, wovor man es halten wolte, darlegen konte. Spinnerinnen fanden sich zur Gnüge an, wie denn auch zwey tüchtige Lehr-Pursche, derowegen wünsch- te Wetterling, daß sich unsere Schaafe täglich vermehren möchten, um sattsame Wolle zu recht- schaffenen Tüchern zu bekommen, auch war der Drechsler so behülfflich, ihm etliche Woll-Räder zu machen, worauf er die Weibs Personen spinnen lehrete, und also war der Wunsch dieses fleißigen Arbeiters zum wenigsten auf die Helffte erfüllet,
indem
Es war unter ſeiner zugerichteten Glocken-Speiſe mehr als die Helffte Silber, woher dann ein vor- trefflich rein und heller Klang entſtund. Demnach wurde die Uhr in den erſten Tagen des Auguſt- Monats oben auf die Alberts-Burg geſtellet, und konte ſolchergeſtalt faſt von den meiſten Ein- wohnern gehoͤret werden, welche eine unaus- ſprechliche Freude unter dem gantzen Volcke ver- urſachte.
Von allen unſern Europaͤern war nunmehro um dieſe Zeit kein eintziger mehr uͤbrig, der ſeine beſondere Profeſſion nicht behoͤrig haͤtte treiben koͤnnen, als Klemann der Papier-Muͤller, und Wetterling der Tuchmacher, dem letztern zu Ge- fallen brach Lademann von ſeinen hoͤchſt-fleißigen Orgelbauen einige Tage ab, und verfertigte ihm in kurtzer Zeit 2. tuͤchtige Tuchmacher-Stuͤhle, vor das uͤbrige war der Meiſter Tuchmacher ſelbſt be- ſorgt, brachte es auch in wenig Wochen dahin, ſo viel Baumwollen-Garn aufzuziehen, darvon er zur erſten Probe wenigſtens 80. Ellen Zeug oder Tuch, wovor man es halten wolte, darlegen konte. Spinnerinnen fanden ſich zur Gnuͤge an, wie denn auch zwey tuͤchtige Lehr-Purſche, derowegen wuͤnſch- te Wetterling, daß ſich unſere Schaafe taͤglich vermehren moͤchten, um ſattſame Wolle zu recht- ſchaffenen Tuͤchern zu bekommen, auch war der Drechsler ſo behuͤlfflich, ihm etliche Woll-Raͤder zu machen, worauf er die Weibs Perſonen ſpinnen lehrete, und alſo war der Wunſch dieſes fleißigen Arbeiters zum wenigſten auf die Helffte erfuͤllet,
indem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0477"n="461"/>
Es war unter ſeiner zugerichteten Glocken-Speiſe<lb/>
mehr als die Helffte Silber, woher dann ein vor-<lb/>
trefflich rein und heller Klang entſtund. Demnach<lb/>
wurde die Uhr in den erſten Tagen des <hirendition="#aq">Auguſt-</hi><lb/>
Monats oben auf die <hirendition="#aq">Alberts-</hi>Burg geſtellet,<lb/>
und konte ſolchergeſtalt faſt von den meiſten Ein-<lb/>
wohnern gehoͤret werden, welche eine unaus-<lb/>ſprechliche Freude unter dem gantzen Volcke ver-<lb/>
urſachte.</p><lb/><p>Von allen unſern Europaͤern war nunmehro<lb/>
um dieſe Zeit kein eintziger mehr uͤbrig, der ſeine<lb/>
beſondere <hirendition="#aq">Profeſſion</hi> nicht behoͤrig haͤtte treiben<lb/>
koͤnnen, als <hirendition="#aq">Klemann</hi> der Papier-Muͤller, und<lb/><hirendition="#aq">Wetterling</hi> der Tuchmacher, dem letztern zu Ge-<lb/>
fallen brach <hirendition="#aq">Lademann</hi> von ſeinen hoͤchſt-fleißigen<lb/>
Orgelbauen einige Tage ab, und verfertigte ihm in<lb/>
kurtzer Zeit 2. tuͤchtige Tuchmacher-Stuͤhle, vor<lb/>
das uͤbrige war der Meiſter Tuchmacher ſelbſt be-<lb/>ſorgt, brachte es auch in wenig Wochen dahin, ſo<lb/>
viel Baumwollen-Garn aufzuziehen, darvon er zur<lb/>
erſten Probe wenigſtens 80. Ellen Zeug oder Tuch,<lb/>
wovor man es halten wolte, darlegen konte.<lb/>
Spinnerinnen fanden ſich zur Gnuͤge an, wie denn<lb/>
auch zwey tuͤchtige Lehr-Purſche, derowegen wuͤnſch-<lb/>
te <hirendition="#aq">Wetterling,</hi> daß ſich unſere Schaafe taͤglich<lb/>
vermehren moͤchten, um ſattſame Wolle zu recht-<lb/>ſchaffenen Tuͤchern zu bekommen, auch war der<lb/>
Drechsler ſo behuͤlfflich, ihm etliche Woll-Raͤder<lb/>
zu machen, worauf er die Weibs Perſonen ſpinnen<lb/>
lehrete, und alſo war der Wunſch dieſes fleißigen<lb/>
Arbeiters zum wenigſten auf die Helffte erfuͤllet,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">indem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[461/0477]
Es war unter ſeiner zugerichteten Glocken-Speiſe
mehr als die Helffte Silber, woher dann ein vor-
trefflich rein und heller Klang entſtund. Demnach
wurde die Uhr in den erſten Tagen des Auguſt-
Monats oben auf die Alberts-Burg geſtellet,
und konte ſolchergeſtalt faſt von den meiſten Ein-
wohnern gehoͤret werden, welche eine unaus-
ſprechliche Freude unter dem gantzen Volcke ver-
urſachte.
Von allen unſern Europaͤern war nunmehro
um dieſe Zeit kein eintziger mehr uͤbrig, der ſeine
beſondere Profeſſion nicht behoͤrig haͤtte treiben
koͤnnen, als Klemann der Papier-Muͤller, und
Wetterling der Tuchmacher, dem letztern zu Ge-
fallen brach Lademann von ſeinen hoͤchſt-fleißigen
Orgelbauen einige Tage ab, und verfertigte ihm in
kurtzer Zeit 2. tuͤchtige Tuchmacher-Stuͤhle, vor
das uͤbrige war der Meiſter Tuchmacher ſelbſt be-
ſorgt, brachte es auch in wenig Wochen dahin, ſo
viel Baumwollen-Garn aufzuziehen, darvon er zur
erſten Probe wenigſtens 80. Ellen Zeug oder Tuch,
wovor man es halten wolte, darlegen konte.
Spinnerinnen fanden ſich zur Gnuͤge an, wie denn
auch zwey tuͤchtige Lehr-Purſche, derowegen wuͤnſch-
te Wetterling, daß ſich unſere Schaafe taͤglich
vermehren moͤchten, um ſattſame Wolle zu recht-
ſchaffenen Tuͤchern zu bekommen, auch war der
Drechsler ſo behuͤlfflich, ihm etliche Woll-Raͤder
zu machen, worauf er die Weibs Perſonen ſpinnen
lehrete, und alſo war der Wunſch dieſes fleißigen
Arbeiters zum wenigſten auf die Helffte erfuͤllet,
indem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/477>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.