Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

indem er mittlerweile entweder lauter Baumwollen,
oder zur Helffte leinen Garn würcken kunte.

Uber den Papier-Müller Klemann erbarmete
sich unser ehrlicher Müller Krätzer, und machte
den Anfang, ihm eine Papier-Mühle bauen zu
helffen, welche der gute Klemann zwar bey seiner
Wohnung selbst errichten, aber nicht zum Stande
bringen können. Jedoch weil es noch zur Zeit oh-
nedem an gnugsamen Materialien zur Papierma-
cherey fehlete, ging es nicht eben allzu hurtig mit
dem Mühlen-Baue zu, allein er hat dennoch end-
lich im Mittel des 1728sten Jahres seine erste Pro-
be, so wohl mit sehr feinen weissen, als auch andern
schlechten Sorten von Papier abgelegt, welches
uns allen zu sonderbaren Vergnügen gereichte, zu-
mahlen da auch er seine Profeßion auf die Jnsula-
ner fortzupflantzen bereit war, auch dieserwegen
gleich anfänglich 3. junge Pursche auf einmahl in
die Lehre nahm.

Also stunde es nun um damahlige Zeit mit un-
sern Künstlern und Handwercks-Leuten, denn in-
dem dieselben ihren Fleiß den sämtlichen Gemein-
den zum Besten anwendeten, so waren im Gegen-
theil nicht allein ihre Weiber besorgt, die Haushal-
tungs- und Nahrungs-Mittel anzuschaffen, sondern
es wurde einem jeden am Getreyde und Victualien
durch ihre Nachbarn und Freunde dermassen viel zu-
getragen, daß sie in allen Dingen beständigen Uber-
fluß hatten.

Herr Mag. Schmeltzer, Monsieur Litzberg,
Herr Wolffgang und ich waren immittelst täglich
bemühet, unsere angenommenen Schüler auf solche

Art

indem er mittlerweile entweder lauter Baumwollen,
oder zur Helffte leinen Garn wuͤrcken kunte.

Uber den Papier-Muͤller Klemann erbarmete
ſich unſer ehrlicher Muͤller Krätzer, und machte
den Anfang, ihm eine Papier-Muͤhle bauen zu
helffen, welche der gute Klemann zwar bey ſeiner
Wohnung ſelbſt errichten, aber nicht zum Stande
bringen koͤnnen. Jedoch weil es noch zur Zeit oh-
nedem an gnugſamen Materialien zur Papierma-
cherey fehlete, ging es nicht eben allzu hurtig mit
dem Muͤhlen-Baue zu, allein er hat dennoch end-
lich im Mittel des 1728ſten Jahres ſeine erſte Pro-
be, ſo wohl mit ſehr feinen weiſſen, als auch andern
ſchlechten Sorten von Papier abgelegt, welches
uns allen zu ſonderbaren Vergnuͤgen gereichte, zu-
mahlen da auch er ſeine Profeßion auf die Jnſula-
ner fortzupflantzen bereit war, auch dieſerwegen
gleich anfaͤnglich 3. junge Purſche auf einmahl in
die Lehre nahm.

Alſo ſtunde es nun um damahlige Zeit mit un-
ſern Kuͤnſtlern und Handwercks-Leuten, denn in-
dem dieſelben ihren Fleiß den ſaͤmtlichen Gemein-
den zum Beſten anwendeten, ſo waren im Gegen-
theil nicht allein ihre Weiber beſorgt, die Haushal-
tungs- und Nahrungs-Mittel anzuſchaffen, ſondern
es wurde einem jeden am Getreyde und Victualien
durch ihre Nachbarn und Freunde dermaſſen viel zu-
getragen, daß ſie in allen Dingen beſtaͤndigen Uber-
fluß hatten.

Herr Mag. Schmeltzer, Monſieur Litzberg,
Herr Wolffgang und ich waren immittelſt taͤglich
bemuͤhet, unſere angenommenen Schuͤler auf ſolche

Art
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0478" n="462"/>
indem er mittlerweile entweder lauter Baumwollen,<lb/>
oder zur Helffte leinen Garn wu&#x0364;rcken kunte.</p><lb/>
          <p>Uber den Papier-Mu&#x0364;ller <hi rendition="#aq">Klemann</hi> erbarmete<lb/>
&#x017F;ich un&#x017F;er ehrlicher Mu&#x0364;ller <hi rendition="#aq">Krätzer,</hi> und machte<lb/>
den Anfang, ihm eine Papier-Mu&#x0364;hle bauen zu<lb/>
helffen, welche der gute <hi rendition="#aq">Klemann</hi> zwar bey &#x017F;einer<lb/>
Wohnung &#x017F;elb&#x017F;t errichten, aber nicht zum Stande<lb/>
bringen ko&#x0364;nnen. Jedoch weil es noch zur Zeit oh-<lb/>
nedem an gnug&#x017F;amen <hi rendition="#aq">Materiali</hi>en zur Papierma-<lb/>
cherey fehlete, ging es nicht eben allzu hurtig mit<lb/>
dem Mu&#x0364;hlen-Baue zu, allein er hat dennoch end-<lb/>
lich im Mittel des 1728&#x017F;ten Jahres &#x017F;eine er&#x017F;te Pro-<lb/>
be, &#x017F;o wohl mit &#x017F;ehr feinen wei&#x017F;&#x017F;en, als auch andern<lb/>
&#x017F;chlechten Sorten von Papier abgelegt, welches<lb/>
uns allen zu &#x017F;onderbaren Vergnu&#x0364;gen gereichte, zu-<lb/>
mahlen da auch er &#x017F;eine Profeßion auf die Jn&#x017F;ula-<lb/>
ner fortzupflantzen bereit war, auch die&#x017F;erwegen<lb/>
gleich anfa&#x0364;nglich 3. junge Pur&#x017F;che auf einmahl in<lb/>
die Lehre nahm.</p><lb/>
          <p>Al&#x017F;o &#x017F;tunde es nun um damahlige Zeit mit un-<lb/>
&#x017F;ern Ku&#x0364;n&#x017F;tlern und Handwercks-Leuten, denn in-<lb/>
dem die&#x017F;elben ihren Fleiß den &#x017F;a&#x0364;mtlichen Gemein-<lb/>
den zum Be&#x017F;ten anwendeten, &#x017F;o waren im Gegen-<lb/>
theil nicht allein ihre Weiber be&#x017F;orgt, die Haushal-<lb/>
tungs- und Nahrungs-Mittel anzu&#x017F;chaffen, &#x017F;ondern<lb/>
es wurde einem jeden am Getreyde und <hi rendition="#aq">Victuali</hi>en<lb/>
durch ihre Nachbarn und Freunde derma&#x017F;&#x017F;en viel zu-<lb/>
getragen, daß &#x017F;ie in allen Dingen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Uber-<lb/>
fluß hatten.</p><lb/>
          <p>Herr <hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzer, Mon&#x017F;ieur Litzberg,</hi><lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Wolffgang</hi> und ich waren immittel&#x017F;t ta&#x0364;glich<lb/>
bemu&#x0364;het, un&#x017F;ere angenommenen Schu&#x0364;ler auf &#x017F;olche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Art</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0478] indem er mittlerweile entweder lauter Baumwollen, oder zur Helffte leinen Garn wuͤrcken kunte. Uber den Papier-Muͤller Klemann erbarmete ſich unſer ehrlicher Muͤller Krätzer, und machte den Anfang, ihm eine Papier-Muͤhle bauen zu helffen, welche der gute Klemann zwar bey ſeiner Wohnung ſelbſt errichten, aber nicht zum Stande bringen koͤnnen. Jedoch weil es noch zur Zeit oh- nedem an gnugſamen Materialien zur Papierma- cherey fehlete, ging es nicht eben allzu hurtig mit dem Muͤhlen-Baue zu, allein er hat dennoch end- lich im Mittel des 1728ſten Jahres ſeine erſte Pro- be, ſo wohl mit ſehr feinen weiſſen, als auch andern ſchlechten Sorten von Papier abgelegt, welches uns allen zu ſonderbaren Vergnuͤgen gereichte, zu- mahlen da auch er ſeine Profeßion auf die Jnſula- ner fortzupflantzen bereit war, auch dieſerwegen gleich anfaͤnglich 3. junge Purſche auf einmahl in die Lehre nahm. Alſo ſtunde es nun um damahlige Zeit mit un- ſern Kuͤnſtlern und Handwercks-Leuten, denn in- dem dieſelben ihren Fleiß den ſaͤmtlichen Gemein- den zum Beſten anwendeten, ſo waren im Gegen- theil nicht allein ihre Weiber beſorgt, die Haushal- tungs- und Nahrungs-Mittel anzuſchaffen, ſondern es wurde einem jeden am Getreyde und Victualien durch ihre Nachbarn und Freunde dermaſſen viel zu- getragen, daß ſie in allen Dingen beſtaͤndigen Uber- fluß hatten. Herr Mag. Schmeltzer, Monſieur Litzberg, Herr Wolffgang und ich waren immittelſt taͤglich bemuͤhet, unſere angenommenen Schuͤler auf ſolche Art

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/478
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/478>, abgerufen am 21.11.2024.