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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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wurde. Denn Lorentz Wellingson ein Schwede,
und Gürgen Frisch ein Hollsteiner, hatten vor sich
allein, jedoch mit meiner Erlaubniß, einen jungen 18.
jährigen Sclaven gekaufft, und wo mir recht ist, 60.
oder 80. Ducaten davor gegeben. Sie warteten
und pflegten denselben aufs allerbeste, um, wie sie
vorgaben, einen rechten Kerl aus ihm zu ziehen, denn
der Pursche sahe sehr wohl aus von Gesichte, und
zeigte, allen Anzeigungen nach, einen sehr gelehrigen
Kopf, auch gantz geschickte Hände. Endlich kam
ich hinter ihre Schelm-Streiche, und merckte, daß sie
mich betrogen hatten, denn es war keine Manns-
sondern eine Weibs-Person, welche sie beyde vor
sich zur gemeinschafftlichen Unzucht halten wollen,
jedoch sich bis dato noch nicht vereinigen können, ei-
nes theils aus Eiffersucht, andern theils, weil das
Mädgen, wieder alles Vermuthen, ihre jungfräuli-
che Keuschheit gantz sonderlich bewahret hatte. Jch
ließ beyde Buhler so wohl des mir gespielten Betru-
ges, als des vorgehabten ärgerlichen Lebens wegen,
in Ketten und Banden legen, las ihnen darbey das
Capitel ziemlicher massen, und bedrohete sie mit ei-
ner behörigen Strafe, wodurch denn heraus kam,
daß ein jeder dieselbe, ihrer sonderbaren Keuschheit
wegen, zur ehelichen Frau haben, und dem andern
die vorgeschossene Helffte des Geldes wieder erstat-
ten, auch wegen der ehelichen Verbindung und
Beyschlafs, so lange Gedult haben wolte, bis daß
das Mensch getaufft und zum christl. Glauben bekeh-
ret wäre. Ein jeder war bereit dem andern das Geld
auszuzahlen, keiner aber wolte dem andern die
Braut überlassen. Jch fragte das Mensch, welche

ziem-

wurde. Denn Lorentz Wellingſon ein Schwede,
und Guͤrgen Friſch ein Hollſteiner, hatten vor ſich
allein, jedoch mit meiner Erlaubniß, einen jungen 18.
jaͤhrigen Sclaven gekaufft, und wo mir recht iſt, 60.
oder 80. Ducaten davor gegeben. Sie warteten
und pflegten denſelben aufs allerbeſte, um, wie ſie
vorgaben, einen rechten Kerl aus ihm zu ziehen, denn
der Purſche ſahe ſehr wohl aus von Geſichte, und
zeigte, allen Anzeigungen nach, einen ſehr gelehrigen
Kopf, auch gantz geſchickte Haͤnde. Endlich kam
ich hinter ihre Schelm-Streiche, und merckte, daß ſie
mich betrogen hatten, denn es war keine Manns-
ſondern eine Weibs-Perſon, welche ſie beyde vor
ſich zur gemeinſchafftlichen Unzucht halten wollen,
jedoch ſich bis dato noch nicht vereinigen koͤnnen, ei-
nes theils aus Eifferſucht, andern theils, weil das
Maͤdgen, wieder alles Vermuthen, ihre jungfraͤuli-
che Keuſchheit gantz ſonderlich bewahret hatte. Jch
ließ beyde Buhler ſo wohl des mir geſpielten Betru-
ges, als des vorgehabten aͤrgerlichen Lebens wegen,
in Ketten und Banden legen, las ihnen darbey das
Capitel ziemlicher maſſen, und bedrohete ſie mit ei-
ner behoͤrigen Strafe, wodurch denn heraus kam,
daß ein jeder dieſelbe, ihrer ſonderbaren Keuſchheit
wegen, zur ehelichen Frau haben, und dem andern
die vorgeſchoſſene Helffte des Geldes wieder erſtat-
ten, auch wegen der ehelichen Verbindung und
Beyſchlafs, ſo lange Gedult haben wolte, bis daß
das Menſch getaufft und zum chriſtl. Glauben bekeh-
ret waͤre. Ein jeder war bereit dem andern das Geld
auszuzahlen, keiner aber wolte dem andern die
Braut uͤberlaſſen. Jch fragte das Menſch, welche

ziem-
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[534/0550] wurde. Denn Lorentz Wellingſon ein Schwede, und Guͤrgen Friſch ein Hollſteiner, hatten vor ſich allein, jedoch mit meiner Erlaubniß, einen jungen 18. jaͤhrigen Sclaven gekaufft, und wo mir recht iſt, 60. oder 80. Ducaten davor gegeben. Sie warteten und pflegten denſelben aufs allerbeſte, um, wie ſie vorgaben, einen rechten Kerl aus ihm zu ziehen, denn der Purſche ſahe ſehr wohl aus von Geſichte, und zeigte, allen Anzeigungen nach, einen ſehr gelehrigen Kopf, auch gantz geſchickte Haͤnde. Endlich kam ich hinter ihre Schelm-Streiche, und merckte, daß ſie mich betrogen hatten, denn es war keine Manns- ſondern eine Weibs-Perſon, welche ſie beyde vor ſich zur gemeinſchafftlichen Unzucht halten wollen, jedoch ſich bis dato noch nicht vereinigen koͤnnen, ei- nes theils aus Eifferſucht, andern theils, weil das Maͤdgen, wieder alles Vermuthen, ihre jungfraͤuli- che Keuſchheit gantz ſonderlich bewahret hatte. Jch ließ beyde Buhler ſo wohl des mir geſpielten Betru- ges, als des vorgehabten aͤrgerlichen Lebens wegen, in Ketten und Banden legen, las ihnen darbey das Capitel ziemlicher maſſen, und bedrohete ſie mit ei- ner behoͤrigen Strafe, wodurch denn heraus kam, daß ein jeder dieſelbe, ihrer ſonderbaren Keuſchheit wegen, zur ehelichen Frau haben, und dem andern die vorgeſchoſſene Helffte des Geldes wieder erſtat- ten, auch wegen der ehelichen Verbindung und Beyſchlafs, ſo lange Gedult haben wolte, bis daß das Menſch getaufft und zum chriſtl. Glauben bekeh- ret waͤre. Ein jeder war bereit dem andern das Geld auszuzahlen, keiner aber wolte dem andern die Braut uͤberlaſſen. Jch fragte das Menſch, welche ziem-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/550>, abgerufen am 22.11.2024.