noch Löffel, sondern essen bloß mit den Fingern, und zwar auf der Erden sitzend.
Eines Abends sagte er zu mir, ich solte mich in dieser Nacht mit allem Fleiß baden, reinigen und salben, weil ich morgen früh neue Kleidung anziehen solte, indem er willens wäre, mich mit an den Kayserl. Hof zu nehmen. Jch folgte sei- nem Befehle, und morgendes Tages seiner Person nach, wuste aber nicht, was er mit mir vor hatte, biß ich sahe, daß er mich nach gehabter Audienz an den alten 73. jährigen Kayser Muley Ismael verschenckte. Es war mir vorhero gesagt, daß ich mich vor denselben auf die Erde, und zwar auf den Bauch, niederlegen müste, welches ich denn auch that, da aber der alte Kayser einige Fragen erstlich in Spanischer und hernach in Englischer Sprache an mich gethan, und ich dieselben in bey- derley Sprachen beantwortet hatte, indem ich den Kopff, so wie ein Hund nur ein wenig in die Höhe reckte, hieß er mich endlich aufstehen, da mir denn mein bißheriger Herr einen Winck gab, auf den Knien vor dem Kayser liegen zu bleiben allein, die- ser war so gnädig, mit der Hand ein Zeichen zu ge- ben, daß ich gerade auftreten solte. Hierauf fragte er mich abermahls in Spanischer Sprache, aus welchem Lande ich gebürtig, weß Standes und Herkommens, und auf was vor Art ich in die Scla- verey gerathen wäre? Jch beantwortete alles der Wahrheit gemäß, und wurde endlich, nachdem er ein besonderes gnädiges Wohlgefallen über meine Person bezeugt, auch in Maroccanischer Spra- che Ordre gegeben, wie ich verpflegt werden sol-
te,
III.Theil. (G)
noch Loͤffel, ſondern eſſen bloß mit den Fingern, und zwar auf der Erden ſitzend.
Eines Abends ſagte er zu mir, ich ſolte mich in dieſer Nacht mit allem Fleiß baden, reinigen und ſalben, weil ich morgen fruͤh neue Kleidung anziehen ſolte, indem er willens waͤre, mich mit an den Kayſerl. Hof zu nehmen. Jch folgte ſei- nem Befehle, und morgendes Tages ſeiner Perſon nach, wuſte aber nicht, was er mit mir vor hatte, biß ich ſahe, daß er mich nach gehabter Audienz an den alten 73. jaͤhrigen Kayſer Muley Iſmael verſchenckte. Es war mir vorhero geſagt, daß ich mich vor denſelben auf die Erde, und zwar auf den Bauch, niederlegen muͤſte, welches ich denn auch that, da aber der alte Kayſer einige Fragen erſtlich in Spaniſcher und hernach in Engliſcher Sprache an mich gethan, und ich dieſelben in bey- derley Sprachen beantwortet hatte, indem ich den Kopff, ſo wie ein Hund nur ein wenig in die Hoͤhe reckte, hieß er mich endlich aufſtehen, da mir denn mein bißheriger Herr einen Winck gab, auf den Knien vor dem Kayſer liegen zu bleiben allein, die- ſer war ſo gnaͤdig, mit der Hand ein Zeichen zu ge- ben, daß ich gerade auftreten ſolte. Hierauf fragte er mich abermahls in Spaniſcher Sprache, aus welchem Lande ich gebuͤrtig, weß Standes und Herkommens, und auf was vor Art ich in die Scla- verey gerathen waͤre? Jch beantwortete alles der Wahrheit gemaͤß, und wurde endlich, nachdem er ein beſonderes gnaͤdiges Wohlgefallen uͤber meine Perſon bezeugt, auch in Maroccaniſcher Spra- che Ordre gegeben, wie ich verpflegt werden ſol-
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III.Theil. (G)
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noch Loͤffel, ſondern eſſen bloß mit den Fingern, und
zwar auf der Erden ſitzend.
Eines Abends ſagte er zu mir, ich ſolte mich
in dieſer Nacht mit allem Fleiß baden, reinigen
und ſalben, weil ich morgen fruͤh neue Kleidung
anziehen ſolte, indem er willens waͤre, mich mit
an den Kayſerl. Hof zu nehmen. Jch folgte ſei-
nem Befehle, und morgendes Tages ſeiner Perſon
nach, wuſte aber nicht, was er mit mir vor hatte,
biß ich ſahe, daß er mich nach gehabter Audienz
an den alten 73. jaͤhrigen Kayſer Muley Iſmael
verſchenckte. Es war mir vorhero geſagt, daß
ich mich vor denſelben auf die Erde, und zwar auf
den Bauch, niederlegen muͤſte, welches ich denn
auch that, da aber der alte Kayſer einige Fragen
erſtlich in Spaniſcher und hernach in Engliſcher
Sprache an mich gethan, und ich dieſelben in bey-
derley Sprachen beantwortet hatte, indem ich den
Kopff, ſo wie ein Hund nur ein wenig in die Hoͤhe
reckte, hieß er mich endlich aufſtehen, da mir denn
mein bißheriger Herr einen Winck gab, auf den
Knien vor dem Kayſer liegen zu bleiben allein, die-
ſer war ſo gnaͤdig, mit der Hand ein Zeichen zu ge-
ben, daß ich gerade auftreten ſolte. Hierauf
fragte er mich abermahls in Spaniſcher Sprache,
aus welchem Lande ich gebuͤrtig, weß Standes und
Herkommens, und auf was vor Art ich in die Scla-
verey gerathen waͤre? Jch beantwortete alles der
Wahrheit gemaͤß, und wurde endlich, nachdem er
ein beſonderes gnaͤdiges Wohlgefallen uͤber meine
Perſon bezeugt, auch in Maroccaniſcher Spra-
che Ordre gegeben, wie ich verpflegt werden ſol-
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III. Theil. (G)
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/105>, abgerufen am 21.11.2024.
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