sem will eher erdulden, daß man meinen elenden Cörper in tausend Stücken zerhackt, und denselben den Hunden vorwirfft. Je- doch was werden, Gröster Kayser! deine allergnädigsten Augen und Gedancken vor besonderes Vergnügen an diesem Jammer- Spiele haben? Derowegen erhöre meine Bitt, begnadige deinen allergetreusten Knecht und Sclaven, doch soll ich ja ster- ben so laß nur mein Haupt mit einem ein- tzigen Schwerd-Streiche zu deinen Füssen le- gen.
Dieses war (fuhr Mons. van Blac fort) ohnge- fähr der Jnnhalt meiner Rede, die ich an den Kay- ser that, er hörete mir so wohl als allen bey ihm ste- henden sehr aufmercksam zu, ging darauf mit dem Kisler-Agasi und einigen andern Ministers in ein Neben-Zimmer, aus welchem nach Verlauff etli- cher Minuten der Kisler-Agasi zurück kam, und zu meinen Begleitern sagte: Der Sclav soll sterben, doch hat ihn der Kayser in so weit begnadiget, daß ihm unten auf dem Platze nur bloß der Kopff ab- geschlagen werden soll.
Demnach führete man mich hinunter auf den Platz, ich betete unterwegs die trostreichsten und Christlichen Gebete, so mir nur einfielen, muste her- nach unten auf dem Platze, unter des Kaysers Fen- ster, mich auf einen viereckten Stein setzen, und den Streich erwarten. Jndem kam ein Verschnitte- ner gelauffen, und brachte die Nachricht: Der Kayser wäre dennoch gesonnen, mir das Leben zu schencken, wenn ich mich nur bloß beschneiden, und
die
ſem will eher erdulden, daß man meinen elenden Coͤrper in tauſend Stuͤcken zerhackt, und denſelben den Hunden vorwirfft. Je- doch was werden, Groͤſter Kayſer! deine allergnaͤdigſten Augen und Gedancken vor beſonderes Vergnuͤgen an dieſem Jammer- Spiele haben? Derowegen erhoͤre meine Bitt, begnadige deinen allergetreuſten Knecht und Sclaven, doch ſoll ich ja ſter- ben ſo laß nur mein Haupt mit einem ein- tzigen Schwerd-Streiche zu deinen Fuͤſſen le- gen.
Dieſes war (fuhr Monſ. van Blac fort) ohnge- faͤhr der Jnnhalt meiner Rede, die ich an den Kay- ſer that, er hoͤrete mir ſo wohl als allen bey ihm ſte- henden ſehr aufmerckſam zu, ging darauf mit dem Kisler-Agaſi und einigen andern Miniſters in ein Neben-Zimmer, aus welchem nach Verlauff etli- cher Minuten der Kisler-Agaſi zuruͤck kam, und zu meinen Begleitern ſagte: Der Sclav ſoll ſterben, doch hat ihn der Kayſer in ſo weit begnadiget, daß ihm unten auf dem Platze nur bloß der Kopff ab- geſchlagen werden ſoll.
Demnach fuͤhrete man mich hinunter auf den Platz, ich betete unterwegs die troſtreichſten und Chriſtlichen Gebete, ſo mir nur einfielen, muſte her- nach unten auf dem Platze, unter des Kayſers Fen- ſter, mich auf einen viereckten Stein ſetzen, und den Streich erwarten. Jndem kam ein Verſchnitte- ner gelauffen, und brachte die Nachricht: Der Kayſer waͤre dennoch geſonnen, mir das Leben zu ſchencken, wenn ich mich nur bloß beſchneiden, und
die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0116"n="108"/><hirendition="#fr">ſem will eher erdulden, daß man meinen<lb/>
elenden Coͤrper in tauſend Stuͤcken zerhackt,<lb/>
und denſelben den Hunden vorwirfft. Je-<lb/>
doch was werden, Groͤſter Kayſer! deine<lb/>
allergnaͤdigſten Augen und Gedancken vor<lb/>
beſonderes Vergnuͤgen an dieſem Jammer-<lb/>
Spiele haben? Derowegen erhoͤre meine<lb/>
Bitt, begnadige deinen allergetreuſten<lb/>
Knecht und Sclaven, doch ſoll ich ja ſter-<lb/>
ben ſo laß nur mein Haupt mit einem ein-<lb/>
tzigen Schwerd-Streiche zu deinen Fuͤſſen le-<lb/>
gen.</hi></p><lb/><p>Dieſes war (fuhr <hirendition="#aq">Monſ. van Blac</hi> fort) ohnge-<lb/>
faͤhr der Jnnhalt meiner Rede, die ich an den Kay-<lb/>ſer that, er hoͤrete mir ſo wohl als allen bey ihm ſte-<lb/>
henden ſehr aufmerckſam zu, ging darauf mit dem<lb/><hirendition="#aq">Kisler-Agaſi</hi> und einigen andern <hirendition="#aq">Miniſters</hi> in ein<lb/>
Neben-Zimmer, aus welchem nach Verlauff etli-<lb/>
cher Minuten der <hirendition="#aq">Kisler-Agaſi</hi> zuruͤck kam, und zu<lb/>
meinen Begleitern ſagte: Der Sclav ſoll ſterben,<lb/>
doch hat ihn der Kayſer in ſo weit begnadiget, daß<lb/>
ihm unten auf dem Platze nur bloß der Kopff ab-<lb/>
geſchlagen werden ſoll.</p><lb/><p>Demnach fuͤhrete man mich hinunter auf den<lb/>
Platz, ich betete unterwegs die troſtreichſten und<lb/>
Chriſtlichen Gebete, ſo mir nur einfielen, muſte her-<lb/>
nach unten auf dem Platze, unter des Kayſers Fen-<lb/>ſter, mich auf einen viereckten Stein ſetzen, und den<lb/>
Streich erwarten. Jndem kam ein Verſchnitte-<lb/>
ner gelauffen, und brachte die Nachricht: Der<lb/>
Kayſer waͤre dennoch geſonnen, mir das Leben zu<lb/>ſchencken, wenn ich mich nur bloß beſchneiden, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0116]
ſem will eher erdulden, daß man meinen
elenden Coͤrper in tauſend Stuͤcken zerhackt,
und denſelben den Hunden vorwirfft. Je-
doch was werden, Groͤſter Kayſer! deine
allergnaͤdigſten Augen und Gedancken vor
beſonderes Vergnuͤgen an dieſem Jammer-
Spiele haben? Derowegen erhoͤre meine
Bitt, begnadige deinen allergetreuſten
Knecht und Sclaven, doch ſoll ich ja ſter-
ben ſo laß nur mein Haupt mit einem ein-
tzigen Schwerd-Streiche zu deinen Fuͤſſen le-
gen.
Dieſes war (fuhr Monſ. van Blac fort) ohnge-
faͤhr der Jnnhalt meiner Rede, die ich an den Kay-
ſer that, er hoͤrete mir ſo wohl als allen bey ihm ſte-
henden ſehr aufmerckſam zu, ging darauf mit dem
Kisler-Agaſi und einigen andern Miniſters in ein
Neben-Zimmer, aus welchem nach Verlauff etli-
cher Minuten der Kisler-Agaſi zuruͤck kam, und zu
meinen Begleitern ſagte: Der Sclav ſoll ſterben,
doch hat ihn der Kayſer in ſo weit begnadiget, daß
ihm unten auf dem Platze nur bloß der Kopff ab-
geſchlagen werden ſoll.
Demnach fuͤhrete man mich hinunter auf den
Platz, ich betete unterwegs die troſtreichſten und
Chriſtlichen Gebete, ſo mir nur einfielen, muſte her-
nach unten auf dem Platze, unter des Kayſers Fen-
ſter, mich auf einen viereckten Stein ſetzen, und den
Streich erwarten. Jndem kam ein Verſchnitte-
ner gelauffen, und brachte die Nachricht: Der
Kayſer waͤre dennoch geſonnen, mir das Leben zu
ſchencken, wenn ich mich nur bloß beſchneiden, und
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/116>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.