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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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nach seinem Wesen, und was ihm auf der Ost-
Jndischen Reise besonderes vorgefallen wäre, wo-
rauf denn zu antworten, er mir nicht wohl abschla-
gen konte, biß endlich die Dame und Dostart wie-
der zu uns kamen. Jch hatte unter der Zeit mei-
ne Augen offtermahls nach der Dame gewendet,
und angemerckt, daß sie zu verschiedenen mahlen, die
Hände gen Himmel gehoben, gefalten und gerun-
gen, auch sonsten allerhand klägliche Stellungen ge-
macht, derowegen nahm es mich kein Wunder,
daß, da sie wieder zu mir kam, sehr wehmüthig aus-
sahe, und zu mir nur so viel sagte: Mein Herr und
Freund! die Hitze ist zu groß, lasset uns zurück in
unser Quartier fahren, diese beyden Herren wer-
den, wo es ihnen gefällig, uns morgen auf einen
Caffee zusprechen, denn ich habe dem Herrn Do-
start
schon gesagt, wo wir logiren. Alles zu De-
ro Diensten, antwortete ich, machte den beyden
Herrn mein Compliment, und nötigte sie auch noch-
mahls, hub die Dame in den Wagen, setzte mich
neben sie, und befahl dem Kutscher, nach unserm Lo-
gis
zu sahren.

Unterwegs klagte sie über Kopff-Schmertzen,
redete sonsten wenig, so bald wir aber in unser Lo-
gis
kamen, legte sie sich gleich im Cabinet mit den
Kleidern auf ihr Bette, weigerte sich etwas zu es-
sen, sondern bath nur um ein paar Schälchen Caf-
fee.
Jch ging selbst hin, selbigen desto hurtiger
fertig zu schaffen, und sie mittlerweile einwenig ruhen
und abkühlen zu lassen, denn es war würcklich ein
sehr heisser Tag. Als ich aber mit dem Caffee kam,
welchen ihr schon in Gibraltar angenommenes

Hollän-

nach ſeinem Weſen, und was ihm auf der Oſt-
Jndiſchen Reiſe beſonderes vorgefallen waͤre, wo-
rauf denn zu antworten, er mir nicht wohl abſchla-
gen konte, biß endlich die Dame und Doſtart wie-
der zu uns kamen. Jch hatte unter der Zeit mei-
ne Augen offtermahls nach der Dame gewendet,
und angemerckt, daß ſie zu verſchiedenen mahlen, die
Haͤnde gen Himmel gehoben, gefalten und gerun-
gen, auch ſonſten allerhand klaͤgliche Stellungen ge-
macht, derowegen nahm es mich kein Wunder,
daß, da ſie wieder zu mir kam, ſehr wehmuͤthig aus-
ſahe, und zu mir nur ſo viel ſagte: Mein Herr und
Freund! die Hitze iſt zu groß, laſſet uns zuruͤck in
unſer Quartier fahren, dieſe beyden Herren wer-
den, wo es ihnen gefaͤllig, uns morgen auf einen
Caffée zuſprechen, denn ich habe dem Herrn Do-
ſtart
ſchon geſagt, wo wir logiren. Alles zu De-
ro Dienſten, antwortete ich, machte den beyden
Herrn mein Compliment, und noͤtigte ſie auch noch-
mahls, hub die Dame in den Wagen, ſetzte mich
neben ſie, und befahl dem Kutſcher, nach unſerm Lo-
gis
zu ſahren.

Unterwegs klagte ſie uͤber Kopff-Schmertzen,
redete ſonſten wenig, ſo bald wir aber in unſer Lo-
gis
kamen, legte ſie ſich gleich im Cabinet mit den
Kleidern auf ihr Bette, weigerte ſich etwas zu eſ-
ſen, ſondern bath nur um ein paar Schaͤlchen Caf-
fée.
Jch ging ſelbſt hin, ſelbigen deſto hurtiger
fertig zu ſchaffen, und ſie mittlerweile einwenig ruhen
und abkuͤhlen zu laſſen, denn es war wuͤrcklich ein
ſehr heiſſer Tag. Als ich aber mit dem Caffée kam,
welchen ihr ſchon in Gibraltar angenommenes

Hollaͤn-
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[140/0148] nach ſeinem Weſen, und was ihm auf der Oſt- Jndiſchen Reiſe beſonderes vorgefallen waͤre, wo- rauf denn zu antworten, er mir nicht wohl abſchla- gen konte, biß endlich die Dame und Doſtart wie- der zu uns kamen. Jch hatte unter der Zeit mei- ne Augen offtermahls nach der Dame gewendet, und angemerckt, daß ſie zu verſchiedenen mahlen, die Haͤnde gen Himmel gehoben, gefalten und gerun- gen, auch ſonſten allerhand klaͤgliche Stellungen ge- macht, derowegen nahm es mich kein Wunder, daß, da ſie wieder zu mir kam, ſehr wehmuͤthig aus- ſahe, und zu mir nur ſo viel ſagte: Mein Herr und Freund! die Hitze iſt zu groß, laſſet uns zuruͤck in unſer Quartier fahren, dieſe beyden Herren wer- den, wo es ihnen gefaͤllig, uns morgen auf einen Caffée zuſprechen, denn ich habe dem Herrn Do- ſtart ſchon geſagt, wo wir logiren. Alles zu De- ro Dienſten, antwortete ich, machte den beyden Herrn mein Compliment, und noͤtigte ſie auch noch- mahls, hub die Dame in den Wagen, ſetzte mich neben ſie, und befahl dem Kutſcher, nach unſerm Lo- gis zu ſahren. Unterwegs klagte ſie uͤber Kopff-Schmertzen, redete ſonſten wenig, ſo bald wir aber in unſer Lo- gis kamen, legte ſie ſich gleich im Cabinet mit den Kleidern auf ihr Bette, weigerte ſich etwas zu eſ- ſen, ſondern bath nur um ein paar Schaͤlchen Caf- fée. Jch ging ſelbſt hin, ſelbigen deſto hurtiger fertig zu ſchaffen, und ſie mittlerweile einwenig ruhen und abkuͤhlen zu laſſen, denn es war wuͤrcklich ein ſehr heiſſer Tag. Als ich aber mit dem Caffée kam, welchen ihr ſchon in Gibraltar angenommenes Hollaͤn-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/148>, abgerufen am 21.11.2024.