Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Truncke gantz und gar nicht übernommen hatte,
hauptsächlich aber an meine schöne, keusche und sonst
vollkommen tugendhaffte, die van Bredal gedachte,
bekam ich einen würcklichen Eckel an dieser bösen
Speise, zumahlen mein Vorsatz ohnedem nicht war,
etwas von ihr zu geniessen, sondern nur dieselbe zu pro-
stituir
en/ mithin die van Bredal zu rächen, und dem
van Steen den Staar zu stechen: Doch a propos,
weil sie mir die Trunckenheit vorwarff, fing ich an
etliche mahl zu kolckern, als ob aus dem Magen
alles oben heraus wolte, weßwegen sie mir rieth, ich
solte, um das Zimmer nicht zu verunreinigen, erstlich
noch ein wenig im Garten herum spatzieren, alles
aus dem Leibe (s. v.) heraus speyen, und hernach et-
was von dem auf dem Tische stehenden Cordial zu
mir nehmen, so würde es schon besser werden. Jch
sagte: Ja, Ja! da aber eben auf den Stuhl zu si-
tzen gekommen war, worauf sie ihre Kleider gelegt,
nahm ich nicht allein alle dieselben gantz behutsam
unter den Arm, sondern noch ihre Pantoffeln und
Strümpffe darzu, schlich mich sachte hinunter, und
nach gerade immer zum Garten hinaus, brachte
auch alle die Sachen glücklich in meine Herberge,
ohne daß es jemand dariunen gewahr wurde, denn
der Hauß-Knecht, so mir aufmachte, hatte kein Licht,
und ich ging gerades Weges damit nach meiner
Cammer, und verdeckte diese allerley Sachen.

So bald als der Tag anbrechen wolte, machte
mir der Hauß-Knecht, genommener Abrede nach,
das Hauß wieder auf, und ich ging an denjenigen
Ort, allwo mich Nörgel hin bestellet hatte, er kam

etwa

Truncke gantz und gar nicht uͤbernommen hatte,
hauptſaͤchlich aber an meine ſchoͤne, keuſche und ſonſt
vollkommen tugendhaffte, die van Bredal gedachte,
bekam ich einen wuͤrcklichen Eckel an dieſer boͤſen
Speiſe, zumahlen mein Vorſatz ohnedem nicht war,
etwas von ihr zu genieſſen, ſondern nur dieſelbe zu pro-
ſtituir
en/ mithin die van Bredal zu raͤchen, und dem
van Steen den Staar zu ſtechen: Doch a propos,
weil ſie mir die Trunckenheit vorwarff, fing ich an
etliche mahl zu kolckern, als ob aus dem Magen
alles oben heraus wolte, weßwegen ſie mir rieth, ich
ſolte, um das Zimmer nicht zu verunreinigen, erſtlich
noch ein wenig im Garten herum ſpatzieren, alles
aus dem Leibe (ſ. v.) heraus ſpeyen, und hernach et-
was von dem auf dem Tiſche ſtehenden Cordial zu
mir nehmen, ſo wuͤrde es ſchon beſſer werden. Jch
ſagte: Ja, Ja! da aber eben auf den Stuhl zu ſi-
tzen gekommen war, worauf ſie ihre Kleider gelegt,
nahm ich nicht allein alle dieſelben gantz behutſam
unter den Arm, ſondern noch ihre Pantoffeln und
Struͤmpffe darzu, ſchlich mich ſachte hinunter, und
nach gerade immer zum Garten hinaus, brachte
auch alle die Sachen gluͤcklich in meine Herberge,
ohne daß es jemand dariunen gewahr wurde, denn
der Hauß-Knecht, ſo mir aufmachte, hatte kein Licht,
und ich ging gerades Weges damit nach meiner
Cammer, und verdeckte dieſe allerley Sachen.

So bald als der Tag anbrechen wolte, machte
mir der Hauß-Knecht, genommener Abrede nach,
das Hauß wieder auf, und ich ging an denjenigen
Ort, allwo mich Noͤrgel hin beſtellet hatte, er kam

etwa
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0213" n="205"/>
Truncke gantz und gar nicht u&#x0364;bernommen hatte,<lb/>
haupt&#x017F;a&#x0364;chlich aber an meine &#x017F;cho&#x0364;ne, keu&#x017F;che und &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
vollkommen tugendhaffte, die <hi rendition="#aq">van Bredal</hi> gedachte,<lb/>
bekam ich einen wu&#x0364;rcklichen Eckel an die&#x017F;er bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Spei&#x017F;e, zumahlen mein Vor&#x017F;atz ohnedem nicht war,<lb/>
etwas von ihr zu genie&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern nur die&#x017F;elbe zu <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
&#x017F;tituir</hi>en/ mithin die <hi rendition="#aq">van Bredal</hi> zu ra&#x0364;chen, und dem<lb/><hi rendition="#aq">van Steen</hi> den Staar zu &#x017F;techen: Doch <hi rendition="#aq">a propos,</hi><lb/>
weil &#x017F;ie mir die Trunckenheit vorwarff, fing ich an<lb/>
etliche mahl zu kolckern, als ob aus dem Magen<lb/>
alles oben heraus wolte, weßwegen &#x017F;ie mir rieth, ich<lb/>
&#x017F;olte, um das Zimmer nicht zu verunreinigen, er&#x017F;tlich<lb/>
noch ein wenig im Garten herum &#x017F;patzieren, alles<lb/>
aus dem Leibe (<hi rendition="#aq">&#x017F;. v.</hi>) heraus &#x017F;peyen, und hernach et-<lb/>
was von dem auf dem Ti&#x017F;che &#x017F;tehenden <hi rendition="#aq">Cordial</hi> zu<lb/>
mir nehmen, &#x017F;o wu&#x0364;rde es &#x017F;chon be&#x017F;&#x017F;er werden. Jch<lb/>
&#x017F;agte: Ja, Ja! da aber eben auf den Stuhl zu &#x017F;i-<lb/>
tzen gekommen war, worauf &#x017F;ie ihre Kleider gelegt,<lb/>
nahm ich nicht allein alle die&#x017F;elben gantz behut&#x017F;am<lb/>
unter den Arm, &#x017F;ondern noch ihre Pantoffeln und<lb/>
Stru&#x0364;mpffe darzu, &#x017F;chlich mich &#x017F;achte hinunter, und<lb/>
nach gerade immer zum Garten hinaus, brachte<lb/>
auch alle die Sachen glu&#x0364;cklich in meine Herberge,<lb/>
ohne daß es jemand dariunen gewahr wurde, denn<lb/>
der Hauß-Knecht, &#x017F;o mir aufmachte, hatte kein Licht,<lb/>
und ich ging gerades Weges damit nach meiner<lb/>
Cammer, und verdeckte die&#x017F;e allerley Sachen.</p><lb/>
          <p>So bald als der Tag anbrechen wolte, machte<lb/>
mir der Hauß-Knecht, genommener Abrede nach,<lb/>
das Hauß wieder auf, und ich ging an denjenigen<lb/>
Ort, allwo mich No&#x0364;rgel hin be&#x017F;tellet hatte, er kam<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etwa</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0213] Truncke gantz und gar nicht uͤbernommen hatte, hauptſaͤchlich aber an meine ſchoͤne, keuſche und ſonſt vollkommen tugendhaffte, die van Bredal gedachte, bekam ich einen wuͤrcklichen Eckel an dieſer boͤſen Speiſe, zumahlen mein Vorſatz ohnedem nicht war, etwas von ihr zu genieſſen, ſondern nur dieſelbe zu pro- ſtituiren/ mithin die van Bredal zu raͤchen, und dem van Steen den Staar zu ſtechen: Doch a propos, weil ſie mir die Trunckenheit vorwarff, fing ich an etliche mahl zu kolckern, als ob aus dem Magen alles oben heraus wolte, weßwegen ſie mir rieth, ich ſolte, um das Zimmer nicht zu verunreinigen, erſtlich noch ein wenig im Garten herum ſpatzieren, alles aus dem Leibe (ſ. v.) heraus ſpeyen, und hernach et- was von dem auf dem Tiſche ſtehenden Cordial zu mir nehmen, ſo wuͤrde es ſchon beſſer werden. Jch ſagte: Ja, Ja! da aber eben auf den Stuhl zu ſi- tzen gekommen war, worauf ſie ihre Kleider gelegt, nahm ich nicht allein alle dieſelben gantz behutſam unter den Arm, ſondern noch ihre Pantoffeln und Struͤmpffe darzu, ſchlich mich ſachte hinunter, und nach gerade immer zum Garten hinaus, brachte auch alle die Sachen gluͤcklich in meine Herberge, ohne daß es jemand dariunen gewahr wurde, denn der Hauß-Knecht, ſo mir aufmachte, hatte kein Licht, und ich ging gerades Weges damit nach meiner Cammer, und verdeckte dieſe allerley Sachen. So bald als der Tag anbrechen wolte, machte mir der Hauß-Knecht, genommener Abrede nach, das Hauß wieder auf, und ich ging an denjenigen Ort, allwo mich Noͤrgel hin beſtellet hatte, er kam etwa

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/213
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/213>, abgerufen am 24.11.2024.