Vergnügens willen meinen alten verruntzel- ren Cörper noch eine Zeitlang um und bey euch zu sehen, mir das Vergnügen mißgön- ner, je eher je lieber bey GOtt zu seyn. Seyd doch Männer und keine Kinder.
Herr Mag. Schmeltzer stellete sich hierauf recht hertzhafft, und fina einen erbaulichen Discours von der himmlischen Herrlichkeit an, kam aber endlich auf die Frage: Ob denn er, der Alt-Va- ter, da er itzo noch bey vollkommenen Verstande wäre, nicht etwa eine Disposition machen wolte, wie es nach seinem Tode in diesen und jenen Sa- chen auf der Jnsul solte gehalten werden, und was dergleichen mehr war; stellete ihm anbey das Exempel des Ertz-Vaters Jacob, Genes. 47. v. 29. biß cap. 50. vor, und sagte daß es eine GOtt sehr wohlgefällige Sache sey, wenn die Väter und Aeltesten den Nachkommen zum besten ver- nünfftig und wohl disponirten/ ingleichen daß dergleichen letzter Wille allezeit mehr Autoritaet hätte, als diejenigen Verordnungen, welche von den jüngern gemacht würden. Hierauf sprach der Alt-Vater: Es ist gantz recht, ich habe schon vor einigen Jahren meine Gedancken deßfalls sehr weitläufftig zu Papiere ge- bracht, welches sich unter meinen Schriff- ren finden wird, da sich aber seit der Zeit auf dieser Jnsul viel verändert hat, können selbige nun nicht mehr in allen Stücken statt finden, derowegen will ich, daß auf künfftigen Donnerstag G. G nach verrich- teten GOttes-Dinste die Aeltesten meiner
Stäm-
Vergnuͤgens willen meinen alten verruntzel- ren Coͤrper noch eine Zeitlang um und bey euch zu ſehen, mir das Vergnuͤgen mißgoͤn- ner, je eher je lieber bey GOtt zu ſeyn. Seyd doch Maͤnner und keine Kinder.
Herr Mag. Schmeltzer ſtellete ſich hierauf recht hertzhafft, und fina einen erbaulichen Discours von der himmliſchen Herrlichkeit an, kam aber endlich auf die Frage: Ob denn er, der Alt-Va- ter, da er itzo noch bey vollkommenen Verſtande waͤre, nicht etwa eine Diſpoſition machen wolte, wie es nach ſeinem Tode in dieſen und jenen Sa- chen auf der Jnſul ſolte gehalten werden, und was dergleichen mehr war; ſtellete ihm anbey das Exempel des Ertz-Vaters Jacob, Geneſ. 47. v. 29. biß cap. 50. vor, und ſagte daß es eine GOtt ſehr wohlgefaͤllige Sache ſey, wenn die Vaͤter und Aelteſten den Nachkommen zum beſten ver- nuͤnfftig und wohl diſponirten/ ingleichen daß dergleichen letzter Wille allezeit mehr Autoritæt haͤtte, als diejenigen Verordnungen, welche von den juͤngern gemacht wuͤrden. Hierauf ſprach der Alt-Vater: Es iſt gantz recht, ich habe ſchon vor einigen Jahren meine Gedancken deßfalls ſehr weitlaͤufftig zu Papiere ge- bracht, welches ſich unter meinen Schriff- ren finden wird, da ſich aber ſeit der Zeit auf dieſer Jnſul viel veraͤndert hat, koͤnnen ſelbige nun nicht mehr in allen Stuͤcken ſtatt finden, derowegen will ich, daß auf kuͤnfftigen Donnerſtag G. G nach verrich- teten GOttes-Dinſte die Aelteſten meiner
Staͤm-
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Vergnuͤgens willen meinen alten verruntzel-
ren Coͤrper noch eine Zeitlang um und bey
euch zu ſehen, mir das Vergnuͤgen mißgoͤn-
ner, je eher je lieber bey GOtt zu ſeyn.
Seyd doch Maͤnner und keine Kinder.
Herr Mag. Schmeltzer ſtellete ſich hierauf
recht hertzhafft, und fina einen erbaulichen Discours
von der himmliſchen Herrlichkeit an, kam aber
endlich auf die Frage: Ob denn er, der Alt-Va-
ter, da er itzo noch bey vollkommenen Verſtande
waͤre, nicht etwa eine Diſpoſition machen wolte,
wie es nach ſeinem Tode in dieſen und jenen Sa-
chen auf der Jnſul ſolte gehalten werden, und
was dergleichen mehr war; ſtellete ihm anbey das
Exempel des Ertz-Vaters Jacob, Geneſ. 47. v.
29. biß cap. 50. vor, und ſagte daß es eine GOtt
ſehr wohlgefaͤllige Sache ſey, wenn die Vaͤter
und Aelteſten den Nachkommen zum beſten ver-
nuͤnfftig und wohl diſponirten/ ingleichen daß
dergleichen letzter Wille allezeit mehr Autoritæt
haͤtte, als diejenigen Verordnungen, welche von
den juͤngern gemacht wuͤrden. Hierauf ſprach
der Alt-Vater: Es iſt gantz recht, ich habe
ſchon vor einigen Jahren meine Gedancken
deßfalls ſehr weitlaͤufftig zu Papiere ge-
bracht, welches ſich unter meinen Schriff-
ren finden wird, da ſich aber ſeit der Zeit
auf dieſer Jnſul viel veraͤndert hat, koͤnnen
ſelbige nun nicht mehr in allen Stuͤcken
ſtatt finden, derowegen will ich, daß auf
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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