andere Liebens-würdige Person ausgelesen, zumah- len da er nicht anders glauben können, als daß ich, die ihn zu dieser gefährlichen Reise fast gezwun- gen, mein Begräbniß in den Wellen des Meeres gefunden. Derowegen hätte ich, wie gesagt, ihn von euch nicht abwendig machen, jedoch Zeit-Le- bens seinen Nahmen führen, auf dieser schönen Jn- sul in Gesellschafft so frommer Leute bleiben, und mein Leben entweder als eine Wittbe, oder als eure getreue Gehülffin, jedoch ohne eurer Liebe Eintrag zu thun, zubringen wollen. Weilen es der Himmel aber nunmehro dergestalt gefügt, hoffe ich, er werde eure schöne und artige Person auch wohl zu versorgen wissen.
Und dieses geschahe auch, denn Herr Dia- conus Herrmann, welcher dieses Gespräch mit anhöret, verliebt sich so gleich in das schöne Gesicht und angenehme Wesen der artigen Johanna Ma- ria, daß er wenig Tage hernach mich und den van Blac bey einem ausgebethenen Spatzier-Gange ersuchte, seine Frey-Werber bey derselben zu seyn. Mons. van Blac hatte eine besondere Freude über diese Commission, wir versprachen demnach Herrn Herrmannen aus redlichen Hertzen, keinen Fleiß zu sparen, ihm zu vergnügen, waren auch so glück- lich, daß er in wenig Tagen das Ja-Wort be- kam, und Verlöbniß halten konte.
Jetzo fällt mir ein, daß ich schon oben gemeldet, wie nicht nur der Herr Archi-Diaconus Schmel- tzer mit meiner Schwester, ich mit meiner Cor- dula, sondern auch verschiedene Europäer und Felsenburger unsere Hochzeiten angestellet hatten,
allein,
andere Liebens-wuͤrdige Perſon ausgeleſen, zumah- len da er nicht anders glauben koͤnnen, als daß ich, die ihn zu dieſer gefaͤhrlichen Reiſe faſt gezwun- gen, mein Begraͤbniß in den Wellen des Meeres gefunden. Derowegen haͤtte ich, wie geſagt, ihn von euch nicht abwendig machen, jedoch Zeit-Le- bens ſeinen Nahmen fuͤhren, auf dieſer ſchoͤnen Jn- ſul in Geſellſchafft ſo frommer Leute bleiben, und mein Leben entweder als eine Wittbe, oder als eure getreue Gehuͤlffin, jedoch ohne eurer Liebe Eintrag zu thun, zubringen wollen. Weilen es der Himmel aber nunmehro dergeſtalt gefuͤgt, hoffe ich, er werde eure ſchoͤne und artige Perſon auch wohl zu verſorgen wiſſen.
Und dieſes geſchahe auch, denn Herr Dia- conus Herrmann, welcher dieſes Geſpraͤch mit anhoͤret, verliebt ſich ſo gleich in das ſchoͤne Geſicht und angenehme Weſen der artigen Johanna Ma- ria, daß er wenig Tage hernach mich und den van Blac bey einem ausgebethenen Spatzier-Gange erſuchte, ſeine Frey-Werber bey derſelben zu ſeyn. Monſ. van Blac hatte eine beſondere Freude uͤber dieſe Commiſſion, wir verſprachen demnach Herrn Herrmannen aus redlichen Hertzen, keinen Fleiß zu ſparen, ihm zu vergnuͤgen, waren auch ſo gluͤck- lich, daß er in wenig Tagen das Ja-Wort be- kam, und Verloͤbniß halten konte.
Jetzo faͤllt mir ein, daß ich ſchon oben gemeldet, wie nicht nur der Herr Archi-Diaconus Schmel- tzer mit meiner Schweſter, ich mit meiner Cor- dula, ſondern auch verſchiedene Europaͤer und Felſenburger unſere Hochzeiten angeſtellet hatten,
allein,
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andere Liebens-wuͤrdige Perſon ausgeleſen, zumah-
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ich, die ihn zu dieſer gefaͤhrlichen Reiſe faſt gezwun-
gen, mein Begraͤbniß in den Wellen des Meeres
gefunden. Derowegen haͤtte ich, wie geſagt, ihn
von euch nicht abwendig machen, jedoch Zeit-Le-
bens ſeinen Nahmen fuͤhren, auf dieſer ſchoͤnen Jn-
ſul in Geſellſchafft ſo frommer Leute bleiben, und
mein Leben entweder als eine Wittbe, oder als
eure getreue Gehuͤlffin, jedoch ohne eurer Liebe
Eintrag zu thun, zubringen wollen. Weilen
es der Himmel aber nunmehro dergeſtalt gefuͤgt,
hoffe ich, er werde eure ſchoͤne und artige Perſon
auch wohl zu verſorgen wiſſen.
Und dieſes geſchahe auch, denn Herr Dia-
conus Herrmann, welcher dieſes Geſpraͤch mit
anhoͤret, verliebt ſich ſo gleich in das ſchoͤne Geſicht
und angenehme Weſen der artigen Johanna Ma-
ria, daß er wenig Tage hernach mich und den van
Blac bey einem ausgebethenen Spatzier-Gange
erſuchte, ſeine Frey-Werber bey derſelben zu ſeyn.
Monſ. van Blac hatte eine beſondere Freude uͤber
dieſe Commiſſion, wir verſprachen demnach Herrn
Herrmannen aus redlichen Hertzen, keinen Fleiß
zu ſparen, ihm zu vergnuͤgen, waren auch ſo gluͤck-
lich, daß er in wenig Tagen das Ja-Wort be-
kam, und Verloͤbniß halten konte.
Jetzo faͤllt mir ein, daß ich ſchon oben gemeldet,
wie nicht nur der Herr Archi-Diaconus Schmel-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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