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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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der Glaß-Meister und Schneider, die grossen schö-
nen Spiegel-Taffeln da hinein geschnitten. Dem-
nach waren sie nunmehro beschäfftiget, auch auf
der gantzen Albertus-Burg Glaß-Fenster einzu-
setzen. Der Mahler, Mons. Hollersdorff, war
zwar in etwas abgehalten worden, die Mahlerey in
der Kirche zu verfertigen, indem er den seligen Alt-
Vater 2. mahl recht naturell ausgemahlt hatte, da
denn das eine Stück in der Kirchen, das andere
aber auf der Albertus-Burg angehefftet wurde/
indessen hatten doch seine angenommenen Lehrlinge
die Stühle mit Farben angestrichen, auch das mei-
ste/ was gemahlet werden solte, bereits gegründet,
so, daß es nur noch an ihm fehlete, die entworffe-
nen Biblischen Historien, so hie und dahin kommen
solten, vollkommen auszumahlen, auch noch dieses
und jenes zu vergulden. Oberwehnte Glaß-Hütte
befand sich schon im vollkommenen Stande, um
die andern Künstler und Hand-Wercker hatten
die Aeltesten nicht einmahl Ursach sich zu beküm-
mern, weil sie vor alles selbst sorgten, und wo ihre
Kräffte nicht zureichten, die Nachtbarn zu Hülffe
rufften.

Plager, Morgenthal, Herbst und Dietrich hat-
ten 12. Werck-Stätten in Jacobs-Raum angelegt,
worinnen Ertz, Meßing, Kupffer, Stahl und Ei-
sen grob und klein verarbeitet wurde, also war die-
se Pflantz-Stadt weit volckreicher worden als biß-
hero, denn es arbeiteten in jeder Werck-Statt we-
nigstens 5. biß 6. Personen, und die Feselnburger
schienen besondere Lust zum Schmiede-Werck und
Metall-Giessen zu haben.

Lade-

der Glaß-Meiſter und Schneider, die groſſen ſchoͤ-
nen Spiegel-Taffeln da hinein geſchnitten. Dem-
nach waren ſie nunmehro beſchaͤfftiget, auch auf
der gantzen Albertus-Burg Glaß-Fenſter einzu-
ſetzen. Der Mahler, Monſ. Hollersdorff, war
zwar in etwas abgehalten worden, die Mahlerey in
der Kirche zu verfertigen, indem er den ſeligen Alt-
Vater 2. mahl recht naturell ausgemahlt hatte, da
denn das eine Stuͤck in der Kirchen, das andere
aber auf der Albertus-Burg angehefftet wurde/
indeſſen hatten doch ſeine angenommenen Lehrlinge
die Stuͤhle mit Farben angeſtrichen, auch das mei-
ſte/ was gemahlet werden ſolte, bereits gegruͤndet,
ſo, daß es nur noch an ihm fehlete, die entworffe-
nen Bibliſchen Hiſtorien, ſo hie und dahin kommen
ſolten, vollkommen auszumahlen, auch noch dieſes
und jenes zu vergulden. Oberwehnte Glaß-Huͤtte
befand ſich ſchon im vollkommenen Stande, um
die andern Kuͤnſtler und Hand-Wercker hatten
die Aelteſten nicht einmahl Urſach ſich zu bekuͤm-
mern, weil ſie vor alles ſelbſt ſorgten, und wo ihre
Kraͤffte nicht zureichten, die Nachtbarn zu Huͤlffe
rufften.

Plager, Morgenthal, Herbſt und Dietrich hat-
ten 12. Werck-Staͤtten in Jacobs-Raum angelegt,
worinnen Ertz, Meßing, Kupffer, Stahl und Ei-
ſen grob und klein verarbeitet wurde, alſo war die-
ſe Pflantz-Stadt weit volckreicher worden als biß-
hero, denn es arbeiteten in jeder Werck-Statt we-
nigſtens 5. biß 6. Perſonen, und die Feſelnburger
ſchienen beſondere Luſt zum Schmiede-Werck und
Metall-Gieſſen zu haben.

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[271/0279] der Glaß-Meiſter und Schneider, die groſſen ſchoͤ- nen Spiegel-Taffeln da hinein geſchnitten. Dem- nach waren ſie nunmehro beſchaͤfftiget, auch auf der gantzen Albertus-Burg Glaß-Fenſter einzu- ſetzen. Der Mahler, Monſ. Hollersdorff, war zwar in etwas abgehalten worden, die Mahlerey in der Kirche zu verfertigen, indem er den ſeligen Alt- Vater 2. mahl recht naturell ausgemahlt hatte, da denn das eine Stuͤck in der Kirchen, das andere aber auf der Albertus-Burg angehefftet wurde/ indeſſen hatten doch ſeine angenommenen Lehrlinge die Stuͤhle mit Farben angeſtrichen, auch das mei- ſte/ was gemahlet werden ſolte, bereits gegruͤndet, ſo, daß es nur noch an ihm fehlete, die entworffe- nen Bibliſchen Hiſtorien, ſo hie und dahin kommen ſolten, vollkommen auszumahlen, auch noch dieſes und jenes zu vergulden. Oberwehnte Glaß-Huͤtte befand ſich ſchon im vollkommenen Stande, um die andern Kuͤnſtler und Hand-Wercker hatten die Aelteſten nicht einmahl Urſach ſich zu bekuͤm- mern, weil ſie vor alles ſelbſt ſorgten, und wo ihre Kraͤffte nicht zureichten, die Nachtbarn zu Huͤlffe rufften. Plager, Morgenthal, Herbſt und Dietrich hat- ten 12. Werck-Staͤtten in Jacobs-Raum angelegt, worinnen Ertz, Meßing, Kupffer, Stahl und Ei- ſen grob und klein verarbeitet wurde, alſo war die- ſe Pflantz-Stadt weit volckreicher worden als biß- hero, denn es arbeiteten in jeder Werck-Statt we- nigſtens 5. biß 6. Perſonen, und die Feſelnburger ſchienen beſondere Luſt zum Schmiede-Werck und Metall-Gieſſen zu haben. Lade-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/279>, abgerufen am 24.11.2024.