wohl seyn, daß einmahl ein Schiff mit sol- chen Gold-Suchern an diese Jnsul verschla- gen worden, da sie sich denn wegen der an- genehmen Gegend entweder so gleich allhier freywillig niedergelassen, oder von der Noth gezwungen gesehen, in Ermangelung eines tauglichen Schiffs, da zu bleiben; Oder sie sind erstlich nach Hause gefahren, haben ih- re Weiber und Kinder hergeholet, mithin die beständige Wohnung aufgeschlagen, weil allhier ein fruchtbarer Boden ist. Ob sie nun dasCommerciummit andern Men- schen fortgeführet, oder in diesem abgelege- nen Stücklein von der Welt vor sich alleine in Ruhe geblieben, das ist eine andere Frage. Nun fragt sichs auch, ob sie ihre Hütten auf dem Lande gebauet, oder alle in den Felsen- Klüfften gewohnet? Jch glaube das erstere, daß nehmlich wenigstens diejenigen, welche das Feld gebauet, etwa in der Ge- gend, wo dieUrnen gefunden worden, die Berg-Leute und Gold-Sucher aber, auch wohl im Gebürge gewohnet haben mögen. Wie starck dieseColoniegewesen? Wie lan- ge sie sich hier aufgehalten? Dieses und der- gleichen sind vergebliche Fragen, die nie- mand beantworten kan; das aber ist wohl zu glauben, daß sie einen beständigen Sitz hier haben wollen, und erheller daraus, weil sie einen so grossen Tempel und kostbare Götzen-Bilder verfertiget, welches alles auch Zeugnisse sind, daß es keine grobe, un-
geschlif-
(Y 5)
wohl ſeyn, daß einmahl ein Schiff mit ſol- chen Gold-Suchern an dieſe Jnſul verſchla- gen worden, da ſie ſich denn wegen der an- genehmen Gegend entweder ſo gleich allhier freywillig niedergelaſſen, oder von der Noth gezwungen geſehen, in Ermangelung eines tauglichen Schiffs, da zu bleiben; Oder ſie ſind erſtlich nach Hauſe gefahren, haben ih- re Weiber und Kinder hergeholet, mithin die beſtaͤndige Wohnung aufgeſchlagen, weil allhier ein fruchtbarer Boden iſt. Ob ſie nun dasCommerciummit andern Men- ſchen fortgefuͤhret, oder in dieſem abgelege- nen Stuͤcklein von der Welt vor ſich alleine in Ruhe geblieben, das iſt eine andere Frage. Nun fragt ſichs auch, ob ſie ihre Huͤtten auf dem Lande gebauet, oder alle in den Felſen- Kluͤfften gewohnet? Jch glaube das erſtere, daß nehmlich wenigſtens diejenigen, welche das Feld gebauet, etwa in der Ge- gend, wo dieUrnen gefunden worden, die Berg-Leute und Gold-Sucher aber, auch wohl im Gebuͤrge gewohnet haben moͤgen. Wie ſtarck dieſeColoniegeweſen? Wie lan- ge ſie ſich hier aufgehalten? Dieſes und der- gleichen ſind vergebliche Fragen, die nie- mand beantworten kan; das aber iſt wohl zu glauben, daß ſie einen beſtaͤndigen Sitz hier haben wollen, und erheller daraus, weil ſie einen ſo groſſen Tempel und koſtbare Goͤtzen-Bilder verfertiget, welches alles auch Zeugniſſe ſind, daß es keine grobe, un-
geſchlif-
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wohl ſeyn, daß einmahl ein Schiff mit ſol-
chen Gold-Suchern an dieſe Jnſul verſchla-
gen worden, da ſie ſich denn wegen der an-
genehmen Gegend entweder ſo gleich allhier
freywillig niedergelaſſen, oder von der Noth
gezwungen geſehen, in Ermangelung eines
tauglichen Schiffs, da zu bleiben; Oder ſie
ſind erſtlich nach Hauſe gefahren, haben ih-
re Weiber und Kinder hergeholet, mithin
die beſtaͤndige Wohnung aufgeſchlagen, weil
allhier ein fruchtbarer Boden iſt. Ob
ſie nun das Commercium mit andern Men-
ſchen fortgefuͤhret, oder in dieſem abgelege-
nen Stuͤcklein von der Welt vor ſich alleine
in Ruhe geblieben, das iſt eine andere Frage.
Nun fragt ſichs auch, ob ſie ihre Huͤtten auf
dem Lande gebauet, oder alle in den Felſen-
Kluͤfften gewohnet? Jch glaube das
erſtere, daß nehmlich wenigſtens diejenigen,
welche das Feld gebauet, etwa in der Ge-
gend, wo die Urnen gefunden worden, die
Berg-Leute und Gold-Sucher aber, auch
wohl im Gebuͤrge gewohnet haben moͤgen.
Wie ſtarck dieſe Colonie geweſen? Wie lan-
ge ſie ſich hier aufgehalten? Dieſes und der-
gleichen ſind vergebliche Fragen, die nie-
mand beantworten kan; das aber iſt wohl
zu glauben, daß ſie einen beſtaͤndigen Sitz
hier haben wollen, und erheller daraus, weil
ſie einen ſo groſſen Tempel und koſtbare
Goͤtzen-Bilder verfertiget, welches alles
auch Zeugniſſe ſind, daß es keine grobe, un-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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