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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Abends nach der Mahlzeit, begab sich mein Herr
mit dem Haus-Herrn in ein besonderes Zimmer,
allwo sie über 3. Stunden gantz alleine blieben, so
dann zur Ruhe gingen, mit anbrechenden Tage
aber hatte sich der Haus-Herr mit nur einem Be-
dienten auf eine Reise begeben, und mein Herr trunck
den Thee mit der Dame in einem abgeschlossenen
Zimmer über 2. Stunden lang gantz alleine. Ge-
gen Mittag stelleten sich 2. benachbarte Edelleute
nebst ihren Gemahlinnen und einem Officier ein,
welche, wie ich bey den ersten Complimenten ver-
nehmen konte, der Haus-Herr auf seinen Hof bit-
ten lassen, um während seiner Abwesenheit mei-
nem Herrn die Zeit vaßiren zu helffen. Die Haus-
Frau ließ derowegen noch ein Fräulein die vielleicht
nicht weit von ihr wohnen mochte/ herzu bitten,
um auch ein Frauenzimmer zur Conversation vor
den Officier zu haben, allein/ dieser hatte seine Au-
gen mehr auf die Wirthin, als auf das Fräulein
gerichtet, welche zwar wohl gewachsen, jedoch eben
nicht fein von Gesichte, dahingegen die erstere recht
schön war. Es wurde in allen Stücken recht
Propre tractiret/ sie gingen Spatziren, spieleten
allerhand Spiele, worbey jedoch mein Herr jeder-
zeit die Wirthin zur Seiten hatte, welches dem
Officier allem Vermercken nach, verdrüßlich fiel,
allein, er muste Respect brauchen, weil ihn mein
Herr an Stande und Vermögen weit übertraff.
Endlich aber, da es Nachts schon weit hin war,
kamen doch mein Herr und der Officier, der Haus-
Frauen wegen, (ich kan aber nicht eigentlich sagen,
welchergestalt) in einen spitzfündigen Wort-Streit,

der

Abends nach der Mahlzeit, begab ſich mein Herr
mit dem Haus-Herrn in ein beſonderes Zimmer,
allwo ſie uͤber 3. Stunden gantz alleine blieben, ſo
dann zur Ruhe gingen, mit anbrechenden Tage
aber hatte ſich der Haus-Herr mit nur einem Be-
dienten auf eine Reiſe begeben, und mein Herr trunck
den Thée mit der Dame in einem abgeſchloſſenen
Zimmer uͤber 2. Stunden lang gantz alleine. Ge-
gen Mittag ſtelleten ſich 2. benachbarte Edelleute
nebſt ihren Gemahlinnen und einem Officier ein,
welche, wie ich bey den erſten Complimenten ver-
nehmen konte, der Haus-Herr auf ſeinen Hof bit-
ten laſſen, um waͤhrend ſeiner Abweſenheit mei-
nem Herrn die Zeit vaßiren zu helffen. Die Haus-
Frau ließ derowegen noch ein Fraͤulein die vielleicht
nicht weit von ihr wohnen mochte/ herzu bitten,
um auch ein Frauenzimmer zur Converſation vor
den Officier zu haben, allein/ dieſer hatte ſeine Au-
gen mehr auf die Wirthin, als auf das Fraͤulein
gerichtet, welche zwar wohl gewachſen, jedoch eben
nicht fein von Geſichte, dahingegen die erſtere recht
ſchoͤn war. Es wurde in allen Stuͤcken recht
Propre tractiret/ ſie gingen Spatziren, ſpieleten
allerhand Spiele, worbey jedoch mein Herr jeder-
zeit die Wirthin zur Seiten hatte, welches dem
Officier allem Vermercken nach, verdruͤßlich fiel,
allein, er muſte Reſpect brauchen, weil ihn mein
Herr an Stande und Vermoͤgen weit uͤbertraff.
Endlich aber, da es Nachts ſchon weit hin war,
kamen doch mein Herr und der Officier, der Haus-
Frauen wegen, (ich kan aber nicht eigentlich ſagen,
welchergeſtalt) in einen ſpitzfuͤndigen Wort-Streit,

der
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[374/0382] Abends nach der Mahlzeit, begab ſich mein Herr mit dem Haus-Herrn in ein beſonderes Zimmer, allwo ſie uͤber 3. Stunden gantz alleine blieben, ſo dann zur Ruhe gingen, mit anbrechenden Tage aber hatte ſich der Haus-Herr mit nur einem Be- dienten auf eine Reiſe begeben, und mein Herr trunck den Thée mit der Dame in einem abgeſchloſſenen Zimmer uͤber 2. Stunden lang gantz alleine. Ge- gen Mittag ſtelleten ſich 2. benachbarte Edelleute nebſt ihren Gemahlinnen und einem Officier ein, welche, wie ich bey den erſten Complimenten ver- nehmen konte, der Haus-Herr auf ſeinen Hof bit- ten laſſen, um waͤhrend ſeiner Abweſenheit mei- nem Herrn die Zeit vaßiren zu helffen. Die Haus- Frau ließ derowegen noch ein Fraͤulein die vielleicht nicht weit von ihr wohnen mochte/ herzu bitten, um auch ein Frauenzimmer zur Converſation vor den Officier zu haben, allein/ dieſer hatte ſeine Au- gen mehr auf die Wirthin, als auf das Fraͤulein gerichtet, welche zwar wohl gewachſen, jedoch eben nicht fein von Geſichte, dahingegen die erſtere recht ſchoͤn war. Es wurde in allen Stuͤcken recht Propre tractiret/ ſie gingen Spatziren, ſpieleten allerhand Spiele, worbey jedoch mein Herr jeder- zeit die Wirthin zur Seiten hatte, welches dem Officier allem Vermercken nach, verdruͤßlich fiel, allein, er muſte Reſpect brauchen, weil ihn mein Herr an Stande und Vermoͤgen weit uͤbertraff. Endlich aber, da es Nachts ſchon weit hin war, kamen doch mein Herr und der Officier, der Haus- Frauen wegen, (ich kan aber nicht eigentlich ſagen, welchergeſtalt) in einen ſpitzfuͤndigen Wort-Streit, der

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/382>, abgerufen am 22.11.2024.