der aber durch die andern Gäste beygelegt, und so gleich Schicht gemacht wurde. Mein Herr legte sich, so bald er in sein angewiesenes Zimmer kam, augenblicklich zu Bette, befahl auch mir, nur gleich einzuschlaffen, weil ich Morgen bald aufstehen mü- ste. Jch legte mich demnach in das, hinter einer Spanischen Wand stehende Feld-Bette; war aber kaum eingeschlaffen, als die Seiten-Thür des Zimmers eröffnet wurde, durch welche eine Per- son, in einem langen weißlichen Schlaff-Rocke, her- ein getreten kam, weßwegen ich etwas furchtsam, Wer da? rieff, mein Herr aber antwortete: Schlaf nur geruhig, Wilhelm, und kehre dich an nichts. Weiln nun die Spanische Wand weit offen stund, konte ich in der Dämmerung doch so viel observi- ren, daß diese Machine auf meines Herrn Bette zu ging, und hinter seinen Guardinen verschwand, ich wuste nicht, ob es ein würcklicher Cörper oder ein Geist war, konte derowegen vor vielen Scrupuliren kein Auge zu thun, bemerckte auch, daß mein Herr sehr unruhig lag, sich öffters bewegte und herum warff, doch endlich schlieff ich drüber ein, und er- munterte mich nicht eher, biß der helle Tag schon an- gebrochen war, mich also erinnerte, aufzustehen. Jndem ich nun aus dem Bette steigen wolte, rieff mein Herr: Wilhelm! es ist noch zu früh allhier aufzustehen, schlaff nur noch ein paar Stunden, biß ich dich selbst aufruffe. Jch gehorsamete, konte aber, weil ich mich schon gewöhnet, früh munter zu seyn, nicht wieder einschlaffen, sondern lag mit of- fenen Augen, hörete auch, daß mein Herr in seinem Bette mit jemanden ein leises Gespräch hielt, von
wel-
(A a 4)
der aber durch die andern Gaͤſte beygelegt, und ſo gleich Schicht gemacht wurde. Mein Herr legte ſich, ſo bald er in ſein angewieſenes Zimmer kam, augenblicklich zu Bette, befahl auch mir, nur gleich einzuſchlaffen, weil ich Morgen bald aufſtehen muͤ- ſte. Jch legte mich demnach in das, hinter einer Spaniſchen Wand ſtehende Feld-Bette; war aber kaum eingeſchlaffen, als die Seiten-Thuͤr des Zimmers eroͤffnet wurde, durch welche eine Per- ſon, in einem langen weißlichen Schlaff-Rocke, her- ein getreten kam, weßwegen ich etwas furchtſam, Wer da? rieff, mein Herr aber antwortete: Schlaf nur geruhig, Wilhelm, und kehre dich an nichts. Weiln nun die Spaniſche Wand weit offen ſtund, konte ich in der Daͤmmerung doch ſo viel obſervi- ren, daß dieſe Machine auf meines Herrn Bette zu ging, und hinter ſeinen Guardinen verſchwand, ich wuſte nicht, ob es ein wuͤrcklicher Coͤrper oder ein Geiſt war, konte derowegen vor vielen Scrupuliren kein Auge zu thun, bemerckte auch, daß mein Herr ſehr unruhig lag, ſich oͤffters bewegte und herum warff, doch endlich ſchlieff ich druͤber ein, und er- munterte mich nicht eher, biß der helle Tag ſchon an- gebrochen war, mich alſo erinnerte, aufzuſtehen. Jndem ich nun aus dem Bette ſteigen wolte, rieff mein Herr: Wilhelm! es iſt noch zu fruͤh allhier aufzuſtehen, ſchlaff nur noch ein paar Stunden, biß ich dich ſelbſt aufruffe. Jch gehorſamete, konte aber, weil ich mich ſchon gewoͤhnet, fruͤh munter zu ſeyn, nicht wieder einſchlaffen, ſondern lag mit of- fenen Augen, hoͤrete auch, daß mein Herr in ſeinem Bette mit jemanden ein leiſes Geſpraͤch hielt, von
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der aber durch die andern Gaͤſte beygelegt, und ſo
gleich Schicht gemacht wurde. Mein Herr legte
ſich, ſo bald er in ſein angewieſenes Zimmer kam,
augenblicklich zu Bette, befahl auch mir, nur gleich
einzuſchlaffen, weil ich Morgen bald aufſtehen muͤ-
ſte. Jch legte mich demnach in das, hinter einer
Spaniſchen Wand ſtehende Feld-Bette; war aber
kaum eingeſchlaffen, als die Seiten-Thuͤr des
Zimmers eroͤffnet wurde, durch welche eine Per-
ſon, in einem langen weißlichen Schlaff-Rocke, her-
ein getreten kam, weßwegen ich etwas furchtſam,
Wer da? rieff, mein Herr aber antwortete: Schlaf
nur geruhig, Wilhelm, und kehre dich an nichts.
Weiln nun die Spaniſche Wand weit offen ſtund,
konte ich in der Daͤmmerung doch ſo viel obſervi-
ren, daß dieſe Machine auf meines Herrn Bette zu
ging, und hinter ſeinen Guardinen verſchwand, ich
wuſte nicht, ob es ein wuͤrcklicher Coͤrper oder ein
Geiſt war, konte derowegen vor vielen Scrupuliren
kein Auge zu thun, bemerckte auch, daß mein Herr
ſehr unruhig lag, ſich oͤffters bewegte und herum
warff, doch endlich ſchlieff ich druͤber ein, und er-
munterte mich nicht eher, biß der helle Tag ſchon an-
gebrochen war, mich alſo erinnerte, aufzuſtehen.
Jndem ich nun aus dem Bette ſteigen wolte, rieff
mein Herr: Wilhelm! es iſt noch zu fruͤh allhier
aufzuſtehen, ſchlaff nur noch ein paar Stunden,
biß ich dich ſelbſt aufruffe. Jch gehorſamete, konte
aber, weil ich mich ſchon gewoͤhnet, fruͤh munter zu
ſeyn, nicht wieder einſchlaffen, ſondern lag mit of-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/383>, abgerufen am 25.11.2024.
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